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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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durch geschickte Manöver dem Feinde vielfachen Verlust beizubrin-
gen, und durch eine stark verschanzte Position in der Nähe der
Stadt den Attalus, welcher das Kommando weniger seinem Feld-
herrntalente, als der Verschwägerung mit König Philipp verdanken
mochte, am weiteren Vordringen zu hindern 13). Indeß war leicht
zu sehen, daß auf diese Weise wohl ein einzelnes Corps, nicht aber
das Macedonisch-Griechische Heer, dessen Avantgarde es war, und
welches bereits sich zum Uebergange nach Asien rüstete, aufzuhalten
sei; eben so wenig konnte bis zu dessen Ankunft ein Persisches
Reichsheer aufgeboten, zusammengezogen und nach Kleinasien gesandt
sein; es schien am leichtesten und gerathensten, die Gefahr in ihrer
Wurzel zu ertödten. So wurden Verbindungen am Macedonischen
Hofe angeknüpft, die Parthei der Lynkestier durch Aussicht auf
den Thron gewonnen, König Philipp ermordet; das gefürchtete Un-
ternehmen schien mit einem Schlage vereitelt, die Unruhen, die
in Thessalien, Griechenland, Thracien, Illyrien ausbrachen, ließen
die letzte Besorgniß verschwinden; und als nun gar Attalus an der
Spitze seines Heeres, und gewiß im Einverständniß mit Persien,
sich gegen Alexanders Thronbesteigung erklärte, da schienen die Per-
sischen Intriguen noch einmal den vollständigsten Sieg über Mace-
donien davon getragen zu haben. Indeß hatte Alexander bald die
Angelegenheiten Macedoniens geordnet, Griechenland beruhigt, Atta-
lus war als Hochverräther angeklagt und hingerichtet, die Truppen
schnell zur Treue zurückgekehrt, die Feindseligkeiten auf der Astati-
schen Küste von Neuem begonnen; Parmenion mit dem einen Theile
des Heeres suchte sich von Grynion aus (denn die Stellung von
Magnesia scheint Attalus aufgegeben und sich von dort gegen den
Hellespont zurückgezogen zu haben) der Aeolischen Küstenstädte zu
bemächtigen, Kalas aber, des Harpalus Sohn, sich an der Spitze der
übrigen Truppen in der Landschaft Troas festzusetzen. Der Eifer,
mit dem diese Unternehmungen betrieben wurden, und die erneuten
Verpflichtungen der Hellenischen Staaten zum Perserkriege, zeigten,
daß man sich Persischer Seits in der Hoffnung auf Frieden ge-
täuscht habe; die Abwesenheit Alexanders in Thracien und Illyrien
wurde benutzt, um neue Empörungen in Griechenland zu erregen;

13) Polyaen. V. 44. cf. Diodor XVII. 7.

durch geſchickte Manöver dem Feinde vielfachen Verluſt beizubrin-
gen, und durch eine ſtark verſchanzte Poſition in der Nähe der
Stadt den Attalus, welcher das Kommando weniger ſeinem Feld-
herrntalente, als der Verſchwägerung mit König Philipp verdanken
mochte, am weiteren Vordringen zu hindern 13). Indeß war leicht
zu ſehen, daß auf dieſe Weiſe wohl ein einzelnes Corps, nicht aber
das Macedoniſch-Griechiſche Heer, deſſen Avantgarde es war, und
welches bereits ſich zum Uebergange nach Aſien rüſtete, aufzuhalten
ſei; eben ſo wenig konnte bis zu deſſen Ankunft ein Perſiſches
Reichsheer aufgeboten, zuſammengezogen und nach Kleinaſien geſandt
ſein; es ſchien am leichteſten und gerathenſten, die Gefahr in ihrer
Wurzel zu ertödten. So wurden Verbindungen am Macedoniſchen
Hofe angeknüpft, die Parthei der Lynkeſtier durch Ausſicht auf
den Thron gewonnen, König Philipp ermordet; das gefürchtete Un-
ternehmen ſchien mit einem Schlage vereitelt, die Unruhen, die
in Theſſalien, Griechenland, Thracien, Illyrien ausbrachen, ließen
die letzte Beſorgniß verſchwinden; und als nun gar Attalus an der
Spitze ſeines Heeres, und gewiß im Einverſtändniß mit Perſien,
ſich gegen Alexanders Thronbeſteigung erklärte, da ſchienen die Per-
ſiſchen Intriguen noch einmal den vollſtändigſten Sieg über Mace-
donien davon getragen zu haben. Indeß hatte Alexander bald die
Angelegenheiten Macedoniens geordnet, Griechenland beruhigt, Atta-
lus war als Hochverräther angeklagt und hingerichtet, die Truppen
ſchnell zur Treue zurückgekehrt, die Feindſeligkeiten auf der Aſtati-
ſchen Küſte von Neuem begonnen; Parmenion mit dem einen Theile
des Heeres ſuchte ſich von Grynion aus (denn die Stellung von
Magneſia ſcheint Attalus aufgegeben und ſich von dort gegen den
Hellespont zurückgezogen zu haben) der Aeoliſchen Küſtenſtädte zu
bemächtigen, Kalas aber, des Harpalus Sohn, ſich an der Spitze der
übrigen Truppen in der Landſchaft Troas feſtzuſetzen. Der Eifer,
mit dem dieſe Unternehmungen betrieben wurden, und die erneuten
Verpflichtungen der Helleniſchen Staaten zum Perſerkriege, zeigten,
daß man ſich Perſiſcher Seits in der Hoffnung auf Frieden ge-
täuſcht habe; die Abweſenheit Alexanders in Thracien und Illyrien
wurde benutzt, um neue Empörungen in Griechenland zu erregen;

13) Polyaen. V. 44. cf. Diodor XVII. 7.
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[105/0119] durch geſchickte Manöver dem Feinde vielfachen Verluſt beizubrin- gen, und durch eine ſtark verſchanzte Poſition in der Nähe der Stadt den Attalus, welcher das Kommando weniger ſeinem Feld- herrntalente, als der Verſchwägerung mit König Philipp verdanken mochte, am weiteren Vordringen zu hindern 13). Indeß war leicht zu ſehen, daß auf dieſe Weiſe wohl ein einzelnes Corps, nicht aber das Macedoniſch-Griechiſche Heer, deſſen Avantgarde es war, und welches bereits ſich zum Uebergange nach Aſien rüſtete, aufzuhalten ſei; eben ſo wenig konnte bis zu deſſen Ankunft ein Perſiſches Reichsheer aufgeboten, zuſammengezogen und nach Kleinaſien geſandt ſein; es ſchien am leichteſten und gerathenſten, die Gefahr in ihrer Wurzel zu ertödten. So wurden Verbindungen am Macedoniſchen Hofe angeknüpft, die Parthei der Lynkeſtier durch Ausſicht auf den Thron gewonnen, König Philipp ermordet; das gefürchtete Un- ternehmen ſchien mit einem Schlage vereitelt, die Unruhen, die in Theſſalien, Griechenland, Thracien, Illyrien ausbrachen, ließen die letzte Beſorgniß verſchwinden; und als nun gar Attalus an der Spitze ſeines Heeres, und gewiß im Einverſtändniß mit Perſien, ſich gegen Alexanders Thronbeſteigung erklärte, da ſchienen die Per- ſiſchen Intriguen noch einmal den vollſtändigſten Sieg über Mace- donien davon getragen zu haben. Indeß hatte Alexander bald die Angelegenheiten Macedoniens geordnet, Griechenland beruhigt, Atta- lus war als Hochverräther angeklagt und hingerichtet, die Truppen ſchnell zur Treue zurückgekehrt, die Feindſeligkeiten auf der Aſtati- ſchen Küſte von Neuem begonnen; Parmenion mit dem einen Theile des Heeres ſuchte ſich von Grynion aus (denn die Stellung von Magneſia ſcheint Attalus aufgegeben und ſich von dort gegen den Hellespont zurückgezogen zu haben) der Aeoliſchen Küſtenſtädte zu bemächtigen, Kalas aber, des Harpalus Sohn, ſich an der Spitze der übrigen Truppen in der Landſchaft Troas feſtzuſetzen. Der Eifer, mit dem dieſe Unternehmungen betrieben wurden, und die erneuten Verpflichtungen der Helleniſchen Staaten zum Perſerkriege, zeigten, daß man ſich Perſiſcher Seits in der Hoffnung auf Frieden ge- täuſcht habe; die Abweſenheit Alexanders in Thracien und Illyrien wurde benutzt, um neue Empörungen in Griechenland zu erregen; 13) Polyaen. V. 44. cf. Diodor XVII. 7.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/119>, abgerufen am 24.11.2024.