Ihr, die beim frohen Mahle lacht, Euch eure Blumen zieht in Scherben, Und was an Gut euch zugedacht, Euch wohlbehaglich laßt vererben, Ihr starrt dem Dichter in's Gesicht, Verwundert, daß er Rosen bricht Von Disteln, aus dem Quell der Augen Korall' und Perle weiß zu saugen;
Daß er den Blitz herniederlangt, Um seine Lampe zu entzünden, Im Wettertoben, wenn euch bangt, Den rechten Odem weiß zu finden; Ihr starrt ihn an mit halbem Neid, Den Geistes-Crösus seiner Zeit, Und wißt es nicht, mit welchen Qualen Er seine Schätze muß bezahlen.
Der Dichter.
Ihr, die beim frohen Mahle lacht, Euch eure Blumen zieht in Scherben, Und was an Gut euch zugedacht, Euch wohlbehaglich laßt vererben, Ihr ſtarrt dem Dichter in’s Geſicht, Verwundert, daß er Roſen bricht Von Diſteln, aus dem Quell der Augen Korall’ und Perle weiß zu ſaugen;
Daß er den Blitz herniederlangt, Um ſeine Lampe zu entzünden, Im Wettertoben, wenn euch bangt, Den rechten Odem weiß zu finden; Ihr ſtarrt ihn an mit halbem Neid, Den Geiſtes-Cröſus ſeiner Zeit, Und wißt es nicht, mit welchen Qualen Er ſeine Schätze muß bezahlen.
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[43/0059]
Der Dichter.
Ihr, die beim frohen Mahle lacht,
Euch eure Blumen zieht in Scherben,
Und was an Gut euch zugedacht,
Euch wohlbehaglich laßt vererben,
Ihr ſtarrt dem Dichter in’s Geſicht,
Verwundert, daß er Roſen bricht
Von Diſteln, aus dem Quell der Augen
Korall’ und Perle weiß zu ſaugen;
Daß er den Blitz herniederlangt,
Um ſeine Lampe zu entzünden,
Im Wettertoben, wenn euch bangt,
Den rechten Odem weiß zu finden;
Ihr ſtarrt ihn an mit halbem Neid,
Den Geiſtes-Cröſus ſeiner Zeit,
Und wißt es nicht, mit welchen Qualen
Er ſeine Schätze muß bezahlen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/59>, abgerufen am 16.07.2024.
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