Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Das war vor Zeiten ein anderes Ding: Kam mal 'ne Möve geflogen, Fing einer im Flor den Schmetterling, Schier hätt' man die Glocken gezogen, Und wer vom Pegasus nur geträumt, Deß staunten Freund' und Verwandte; Jetzt steht im Narrenstalle gezäumt Für Jeden die Rozinante. Meine Steckenpferde sind glatt und rund, Sind blank gefütterte Schimmel, Ihr Trab ein Flüstern von Frauenmund, Ihr Wiehern ein zartes Gebimmel. Dort sprangen sie an der Longe hinaus! Meine Silbergrauen und Fahlen, Sechs Kreuzer dem, der sie lobt zu Haus, Und zwölf, der sie lobt in Journalen! Das war vor Zeiten ein anderes Ding: Kam mal ’ne Möve geflogen, Fing einer im Flor den Schmetterling, Schier hätt’ man die Glocken gezogen, Und wer vom Pegaſus nur geträumt, Deß ſtaunten Freund’ und Verwandte; Jetzt ſteht im Narrenſtalle gezäumt Für Jeden die Rozinante. Meine Steckenpferde ſind glatt und rund, Sind blank gefütterte Schimmel, Ihr Trab ein Flüſtern von Frauenmund, Ihr Wiehern ein zartes Gebimmel. Dort ſprangen ſie an der Longe hinaus! Meine Silbergrauen und Fahlen, Sechs Kreuzer dem, der ſie lobt zu Haus, Und zwölf, der ſie lobt in Journalen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0058" n="42"/> <lg n="3"> <l>Das war vor Zeiten ein anderes Ding:</l><lb/> <l>Kam mal ’ne Möve geflogen,</l><lb/> <l>Fing einer im Flor den Schmetterling,</l><lb/> <l>Schier hätt’ man die Glocken gezogen,</l><lb/> <l>Und wer vom Pegaſus nur geträumt,</l><lb/> <l>Deß ſtaunten Freund’ und Verwandte;</l><lb/> <l>Jetzt ſteht im Narrenſtalle gezäumt</l><lb/> <l>Für Jeden die Rozinante.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Meine Steckenpferde ſind glatt und rund,</l><lb/> <l>Sind blank gefütterte Schimmel,</l><lb/> <l>Ihr Trab ein Flüſtern von Frauenmund,</l><lb/> <l>Ihr Wiehern ein zartes Gebimmel.</l><lb/> <l>Dort ſprangen ſie an der Longe hinaus!</l><lb/> <l>Meine Silbergrauen und Fahlen,</l><lb/> <l>Sechs Kreuzer dem, der ſie lobt zu Haus,</l><lb/> <l>Und zwölf, der ſie lobt in Journalen!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [42/0058]
Das war vor Zeiten ein anderes Ding:
Kam mal ’ne Möve geflogen,
Fing einer im Flor den Schmetterling,
Schier hätt’ man die Glocken gezogen,
Und wer vom Pegaſus nur geträumt,
Deß ſtaunten Freund’ und Verwandte;
Jetzt ſteht im Narrenſtalle gezäumt
Für Jeden die Rozinante.
Meine Steckenpferde ſind glatt und rund,
Sind blank gefütterte Schimmel,
Ihr Trab ein Flüſtern von Frauenmund,
Ihr Wiehern ein zartes Gebimmel.
Dort ſprangen ſie an der Longe hinaus!
Meine Silbergrauen und Fahlen,
Sechs Kreuzer dem, der ſie lobt zu Haus,
Und zwölf, der ſie lobt in Journalen!
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Zitationshilfe: | Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/58>, abgerufen am 31.01.2025. |