Begleitung ihres Knechtes und des großen Schlächter- hundes auf den Weg gemacht. Beim Juden Sa- lomon wußte man nichts von Aaron; er war gar nicht da gewesen. Nun waren sie zu allen Bauern gegangen, von denen sie wußten, daß Aaron einen Handel mit ihnen im Auge hatte.
Nur zwei hatten ihn gesehen, und zwar an demselben Tage, an welchem er ausgegangen. Es war darüber sehr spät geworden. Die große Angst trieb das Weib nach Haus, wo sie ihren Mann wiederzufinden eine schwache Hoffnung nährte. So waren sie im Brederholz vom Gewitter überfallen worden und hatten unter einer großen, am Berg- hange stehenden Buche Schutz gesucht; der Hund hatte unterdessen auf eine auffallende Weise umher- gestöbert und sich endlich, trotz allem Locken, im Walde verlaufen. Mit einem Male sieht die Frau beim Leuchten des Blitzes etwas Weißes neben sich im Moose. Es ist der Stab ihres Mannes, und fast im selben Augenblicke bricht der Hund durch's Gebüsch und trägt etwas im Maule: es ist der Schuh ihres Mannes. Nicht lange, so ist in einem mit dürrem Laube gefüllten Graben der Leichnam des Juden gefunden.
Dies war die Angabe des Knechtes, von der Frau nur im Allgemeinen unterstützt; ihre über- große Spannung hatte nachgelassen und sie schien
Begleitung ihres Knechtes und des großen Schlächter- hundes auf den Weg gemacht. Beim Juden Sa- lomon wußte man nichts von Aaron; er war gar nicht da geweſen. Nun waren ſie zu allen Bauern gegangen, von denen ſie wußten, daß Aaron einen Handel mit ihnen im Auge hatte.
Nur zwei hatten ihn geſehen, und zwar an demſelben Tage, an welchem er ausgegangen. Es war darüber ſehr ſpät geworden. Die große Angſt trieb das Weib nach Haus, wo ſie ihren Mann wiederzufinden eine ſchwache Hoffnung nährte. So waren ſie im Brederholz vom Gewitter überfallen worden und hatten unter einer großen, am Berg- hange ſtehenden Buche Schutz geſucht; der Hund hatte unterdeſſen auf eine auffallende Weiſe umher- geſtöbert und ſich endlich, trotz allem Locken, im Walde verlaufen. Mit einem Male ſieht die Frau beim Leuchten des Blitzes etwas Weißes neben ſich im Mooſe. Es iſt der Stab ihres Mannes, und faſt im ſelben Augenblicke bricht der Hund durch’s Gebüſch und trägt etwas im Maule: es iſt der Schuh ihres Mannes. Nicht lange, ſo iſt in einem mit dürrem Laube gefüllten Graben der Leichnam des Juden gefunden.
Dies war die Angabe des Knechtes, von der Frau nur im Allgemeinen unterſtützt; ihre über- große Spannung hatte nachgelaſſen und ſie ſchien
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Begleitung ihres Knechtes und des großen Schlächter-
hundes auf den Weg gemacht. Beim Juden Sa-
lomon wußte man nichts von Aaron; er war gar
nicht da geweſen. Nun waren ſie zu allen Bauern
gegangen, von denen ſie wußten, daß Aaron einen
Handel mit ihnen im Auge hatte.
Nur zwei hatten ihn geſehen, und zwar an
demſelben Tage, an welchem er ausgegangen. Es
war darüber ſehr ſpät geworden. Die große Angſt
trieb das Weib nach Haus, wo ſie ihren Mann
wiederzufinden eine ſchwache Hoffnung nährte. So
waren ſie im Brederholz vom Gewitter überfallen
worden und hatten unter einer großen, am Berg-
hange ſtehenden Buche Schutz geſucht; der Hund
hatte unterdeſſen auf eine auffallende Weiſe umher-
geſtöbert und ſich endlich, trotz allem Locken, im
Walde verlaufen. Mit einem Male ſieht die Frau
beim Leuchten des Blitzes etwas Weißes neben ſich
im Mooſe. Es iſt der Stab ihres Mannes, und
faſt im ſelben Augenblicke bricht der Hund durch’s
Gebüſch und trägt etwas im Maule: es iſt der
Schuh ihres Mannes. Nicht lange, ſo iſt in einem
mit dürrem Laube gefüllten Graben der Leichnam
des Juden gefunden.
Dies war die Angabe des Knechtes, von der
Frau nur im Allgemeinen unterſtützt; ihre über-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/219>, abgerufen am 23.11.2024.
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