suchte. Er sah übermüdet aus, gähnte, ließ mit- unter seinen Kopf an einem verwitterten Stamm- knorren ruhen und Blicke, dämmeriger als der Horizont, über den mit Gestrüpp und Aufschlag fast verwachsenen Eingang des Grundes streifen. Ein paarmal belebten sich seine Augen und nahmen den ihnen eigenthümlichen glasartigen Glanz an, aber gleich nachher schloß er sie wieder halb und gähnte und dehnte sich, wie es nur faulen Hirten erlaubt ist. Sein Hund lag in einiger Entfernung nah bei den Kühen, die unbekümmert um die Forstgesetze eben so oft den jungen Baumspitzen als dem Grase zusprachen und in die frische Mor- genluft schnaubten.
Aus dem Walde drang von Zeit zu Zeit ein dumpfer, krachender Schall; der Ton hielt nur einige Sekunden an, begleitet von einem langen Echo an den Bergwänden und wiederholte sich etwa alle 5 bis 8 Minuten. Friedrich achtete nicht darauf; nur zuweilen, wenn das Getöse ungewöhn- lich stark oder anhaltend war, hob er den Kopf und ließ seine Blicke langsam über die verschiedenen Pfade gleiten, die ihren Ausgang in dem Thal- grunde fanden.
Es fing bereits stark zu dämmern an; die Vögel begannen leise zu zwitschern und der Thau stieg fühlbar aus dem Grunde. Friedrich war an
ſuchte. Er ſah übermüdet aus, gähnte, ließ mit- unter ſeinen Kopf an einem verwitterten Stamm- knorren ruhen und Blicke, dämmeriger als der Horizont, über den mit Geſtrüpp und Aufſchlag faſt verwachſenen Eingang des Grundes ſtreifen. Ein paarmal belebten ſich ſeine Augen und nahmen den ihnen eigenthümlichen glasartigen Glanz an, aber gleich nachher ſchloß er ſie wieder halb und gähnte und dehnte ſich, wie es nur faulen Hirten erlaubt iſt. Sein Hund lag in einiger Entfernung nah bei den Kühen, die unbekümmert um die Forſtgeſetze eben ſo oft den jungen Baumſpitzen als dem Graſe zuſprachen und in die friſche Mor- genluft ſchnaubten.
Aus dem Walde drang von Zeit zu Zeit ein dumpfer, krachender Schall; der Ton hielt nur einige Sekunden an, begleitet von einem langen Echo an den Bergwänden und wiederholte ſich etwa alle 5 bis 8 Minuten. Friedrich achtete nicht darauf; nur zuweilen, wenn das Getöſe ungewöhn- lich ſtark oder anhaltend war, hob er den Kopf und ließ ſeine Blicke langſam über die verſchiedenen Pfade gleiten, die ihren Ausgang in dem Thal- grunde fanden.
Es fing bereits ſtark zu dämmern an; die Vögel begannen leiſe zu zwitſchern und der Thau ſtieg fühlbar aus dem Grunde. Friedrich war an
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ſuchte. Er ſah übermüdet aus, gähnte, ließ mit-
unter ſeinen Kopf an einem verwitterten Stamm-
knorren ruhen und Blicke, dämmeriger als der
Horizont, über den mit Geſtrüpp und Aufſchlag
faſt verwachſenen Eingang des Grundes ſtreifen.
Ein paarmal belebten ſich ſeine Augen und nahmen
den ihnen eigenthümlichen glasartigen Glanz an,
aber gleich nachher ſchloß er ſie wieder halb und
gähnte und dehnte ſich, wie es nur faulen Hirten
erlaubt iſt. Sein Hund lag in einiger Entfernung
nah bei den Kühen, die unbekümmert um die
Forſtgeſetze eben ſo oft den jungen Baumſpitzen
als dem Graſe zuſprachen und in die friſche Mor-
genluft ſchnaubten.
Aus dem Walde drang von Zeit zu Zeit ein
dumpfer, krachender Schall; der Ton hielt nur
einige Sekunden an, begleitet von einem langen
Echo an den Bergwänden und wiederholte ſich etwa
alle 5 bis 8 Minuten. Friedrich achtete nicht
darauf; nur zuweilen, wenn das Getöſe ungewöhn-
lich ſtark oder anhaltend war, hob er den Kopf
und ließ ſeine Blicke langſam über die verſchiedenen
Pfade gleiten, die ihren Ausgang in dem Thal-
grunde fanden.
Es fing bereits ſtark zu dämmern an; die
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ſtieg fühlbar aus dem Grunde. Friedrich war an
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/192>, abgerufen am 23.11.2024.
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