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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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So sey dir alles zugewandt,
Mein Geist, mein Sinnen, meine Hand,
Zu brechen die Vergessenheit,
Der rechtlos dein Geschick geweiht.
Wacht auf ihr Geister früher Zeit!
Und mögt an jenen Himmelsstreifen
Ihr Schatten gleich vorüber schweifen.
Wacht auf, wacht auf, der Sänger ruft!
Und sieh, es steigt am Wolkensaum,
Noch scheu und neblig wie ein Traum,
Es schwillt und wirbelt in der Luft,
Und nun wie Bienenschwarm gescheucht
Es stäubend aus einander fleucht:
Ich sehe Arme, Speeres Wucht,
Ich sehe Nahen, sehe Flucht,
Und gleich entfernten Donners Grollen
Hör' ich es leise zitternd rollen.
Ihr seyd's, ihr bracht den langen Schlaf!
Der tolle Herzog!1 Anholts Graf!2

Es war im Erntemond, ein Tag
Gleich diesem auf der Landschaft lag,
Wo Windes Odem, süß und reg',
Hielt mit den Zweigen Zwiegespräch,
Der letzte einer langen Reihe,
Voll Glaubenswuth und Todesweihe,
Da, ach! um Lehren, liebereich,
Gefochten ward den Wölfen gleich.
'S war eine thränenschwere Zeit
Voll bittrer Lust und stolzem Leid,

So ſey dir alles zugewandt,
Mein Geiſt, mein Sinnen, meine Hand,
Zu brechen die Vergeſſenheit,
Der rechtlos dein Geſchick geweiht.
Wacht auf ihr Geiſter früher Zeit!
Und mögt an jenen Himmelsſtreifen
Ihr Schatten gleich vorüber ſchweifen.
Wacht auf, wacht auf, der Sänger ruft!
Und ſieh, es ſteigt am Wolkenſaum,
Noch ſcheu und neblig wie ein Traum,
Es ſchwillt und wirbelt in der Luft,
Und nun wie Bienenſchwarm geſcheucht
Es ſtäubend aus einander fleucht:
Ich ſehe Arme, Speeres Wucht,
Ich ſehe Nahen, ſehe Flucht,
Und gleich entfernten Donners Grollen
Hör' ich es leiſe zitternd rollen.
Ihr ſeyd's, ihr bracht den langen Schlaf!
Der tolle Herzog!1 Anholts Graf!2

Es war im Erntemond, ein Tag
Gleich dieſem auf der Landſchaft lag,
Wo Windes Odem, ſüß und reg',
Hielt mit den Zweigen Zwiegeſpräch,
Der letzte einer langen Reihe,
Voll Glaubenswuth und Todesweihe,
Da, ach! um Lehren, liebereich,
Gefochten ward den Wölfen gleich.
'S war eine thränenſchwere Zeit
Voll bittrer Luſt und ſtolzem Leid,
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[493/0507] So ſey dir alles zugewandt, Mein Geiſt, mein Sinnen, meine Hand, Zu brechen die Vergeſſenheit, Der rechtlos dein Geſchick geweiht. Wacht auf ihr Geiſter früher Zeit! Und mögt an jenen Himmelsſtreifen Ihr Schatten gleich vorüber ſchweifen. Wacht auf, wacht auf, der Sänger ruft! Und ſieh, es ſteigt am Wolkenſaum, Noch ſcheu und neblig wie ein Traum, Es ſchwillt und wirbelt in der Luft, Und nun wie Bienenſchwarm geſcheucht Es ſtäubend aus einander fleucht: Ich ſehe Arme, Speeres Wucht, Ich ſehe Nahen, ſehe Flucht, Und gleich entfernten Donners Grollen Hör' ich es leiſe zitternd rollen. Ihr ſeyd's, ihr bracht den langen Schlaf! Der tolle Herzog!1 Anholts Graf!2 Es war im Erntemond, ein Tag Gleich dieſem auf der Landſchaft lag, Wo Windes Odem, ſüß und reg', Hielt mit den Zweigen Zwiegeſpräch, Der letzte einer langen Reihe, Voll Glaubenswuth und Todesweihe, Da, ach! um Lehren, liebereich, Gefochten ward den Wölfen gleich. 'S war eine thränenſchwere Zeit Voll bittrer Luſt und ſtolzem Leid,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/507>, abgerufen am 23.11.2024.