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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Gestützt, eindrängend mit Gewalt
Den Stachel in des Eises Spalt,
Die Brüder nur mit ganzer Kraft
Der strammen Sohle Gleiten hemmen.
Und immer, immer näher sich
Die glimmerblanken Riffe klemmen:
Steil, zackenreich, ein Riesenschloß,
Wo aus gespaltner Scharten Hort
Sich niederdrängt des Winters Zeichen,
Als wollten Riesenjungfrau'n dort
Im Nebelthau die Schleier bleichen.
Und oben drauf an Zinnenwand
Die wunderlichsten Steingestalten,
Und einen Zoll breit nur vom Rand
Im Gleichgewichte scharf gehalten,
Noch aufrecht, zu getreuer Wacht.
Doch weiter -- und in Schlummers Macht
Die Häupter immer schwerer neigen,
So schwindelnd an einander beugen,
Daß kaum in seinem höchsten Stand
Läßt einen Strahl der Sonnenbrand
Auf Augenblicke niedersteigen.
Oft Einer an des Andern Hand
Die frommen Brüder, keuchend nur,
Ein Jeder in des Vormanns Spur,
Verstummt auf ihre Tritte achten,
Als noch des Himmels karger Schein
Verlischt, und nur die Leuchte klein
Flammt heller auf bei tiefrem Nachten.
Sieh an des Glimmers reinen Scheiben

Geſtützt, eindrängend mit Gewalt
Den Stachel in des Eiſes Spalt,
Die Brüder nur mit ganzer Kraft
Der ſtrammen Sohle Gleiten hemmen.
Und immer, immer näher ſich
Die glimmerblanken Riffe klemmen:
Steil, zackenreich, ein Rieſenſchloß,
Wo aus geſpaltner Scharten Hort
Sich niederdrängt des Winters Zeichen,
Als wollten Rieſenjungfrau'n dort
Im Nebelthau die Schleier bleichen.
Und oben drauf an Zinnenwand
Die wunderlichſten Steingeſtalten,
Und einen Zoll breit nur vom Rand
Im Gleichgewichte ſcharf gehalten,
Noch aufrecht, zu getreuer Wacht.
Doch weiter — und in Schlummers Macht
Die Häupter immer ſchwerer neigen,
So ſchwindelnd an einander beugen,
Daß kaum in ſeinem höchſten Stand
Läßt einen Strahl der Sonnenbrand
Auf Augenblicke niederſteigen.
Oft Einer an des Andern Hand
Die frommen Brüder, keuchend nur,
Ein Jeder in des Vormanns Spur,
Verſtummt auf ihre Tritte achten,
Als noch des Himmels karger Schein
Verliſcht, und nur die Leuchte klein
Flammt heller auf bei tiefrem Nachten.
Sieh an des Glimmers reinen Scheiben

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[439/0453] Geſtützt, eindrängend mit Gewalt Den Stachel in des Eiſes Spalt, Die Brüder nur mit ganzer Kraft Der ſtrammen Sohle Gleiten hemmen. Und immer, immer näher ſich Die glimmerblanken Riffe klemmen: Steil, zackenreich, ein Rieſenſchloß, Wo aus geſpaltner Scharten Hort Sich niederdrängt des Winters Zeichen, Als wollten Rieſenjungfrau'n dort Im Nebelthau die Schleier bleichen. Und oben drauf an Zinnenwand Die wunderlichſten Steingeſtalten, Und einen Zoll breit nur vom Rand Im Gleichgewichte ſcharf gehalten, Noch aufrecht, zu getreuer Wacht. Doch weiter — und in Schlummers Macht Die Häupter immer ſchwerer neigen, So ſchwindelnd an einander beugen, Daß kaum in ſeinem höchſten Stand Läßt einen Strahl der Sonnenbrand Auf Augenblicke niederſteigen. Oft Einer an des Andern Hand Die frommen Brüder, keuchend nur, Ein Jeder in des Vormanns Spur, Verſtummt auf ihre Tritte achten, Als noch des Himmels karger Schein Verliſcht, und nur die Leuchte klein Flammt heller auf bei tiefrem Nachten. Sieh an des Glimmers reinen Scheiben

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/453>, abgerufen am 25.11.2024.