Dann sachte schiebt sie das Tuch zurück, Recht wo die Schultern sich runden, So stier und bohrend verweilt ihr Blick, Als habe sie Etwas gefunden.
Nun zuckt sie auf, erhebt sich jach, Und stößt ein wimmernd Gestöhne, Grad eben als der Matrose sprach: "Das ist die blonde Helene! Noch jüngst juchheite sie dort vorbei Mit trunknen Soldaten am Strande." Da that Gertrud einen hohlen Schrei, Und sank zusammen im Sande.
IV.
Jüngst stand ich unter den Föhren am See, Meinen Büchsenspanner zur Seite. Vom Hange schmählte das brünstige Reh, Und strich durch des Aufschlags Breite; Ich hörte es knistern so nah und klar, Grad' wo die Lichtung verdämmert, Daß mich gestöret der Holzwurm gar, Der unter'm Fuße mir hämmert.
Dann sprang es ab, es mochte die Luft Ihm unsre Witterung tragen; "Herr," sprach der Bursche: "links über die Kluft! Wir müssen zur Linken uns schlagen!
Dann ſachte ſchiebt ſie das Tuch zurück, Recht wo die Schultern ſich runden, So ſtier und bohrend verweilt ihr Blick, Als habe ſie Etwas gefunden.
Nun zuckt ſie auf, erhebt ſich jach, Und ſtößt ein wimmernd Geſtöhne, Grad eben als der Matroſe ſprach: „Das iſt die blonde Helene! Noch jüngſt juchheite ſie dort vorbei Mit trunknen Soldaten am Strande.“ Da that Gertrud einen hohlen Schrei, Und ſank zuſammen im Sande.
IV.
Jüngſt ſtand ich unter den Föhren am See, Meinen Büchſenſpanner zur Seite. Vom Hange ſchmählte das brünſtige Reh, Und ſtrich durch des Aufſchlags Breite; Ich hörte es kniſtern ſo nah und klar, Grad' wo die Lichtung verdämmert, Daß mich geſtöret der Holzwurm gar, Der unter'm Fuße mir hämmert.
Dann ſprang es ab, es mochte die Luft Ihm unſre Witterung tragen; „Herr,“ ſprach der Burſche: „links über die Kluft! Wir müſſen zur Linken uns ſchlagen!
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[331/0345]
Dann ſachte ſchiebt ſie das Tuch zurück,
Recht wo die Schultern ſich runden,
So ſtier und bohrend verweilt ihr Blick,
Als habe ſie Etwas gefunden.
Nun zuckt ſie auf, erhebt ſich jach,
Und ſtößt ein wimmernd Geſtöhne,
Grad eben als der Matroſe ſprach:
„Das iſt die blonde Helene!
Noch jüngſt juchheite ſie dort vorbei
Mit trunknen Soldaten am Strande.“
Da that Gertrud einen hohlen Schrei,
Und ſank zuſammen im Sande.
IV.
Jüngſt ſtand ich unter den Föhren am See,
Meinen Büchſenſpanner zur Seite.
Vom Hange ſchmählte das brünſtige Reh,
Und ſtrich durch des Aufſchlags Breite;
Ich hörte es kniſtern ſo nah und klar,
Grad' wo die Lichtung verdämmert,
Daß mich geſtöret der Holzwurm gar,
Der unter'm Fuße mir hämmert.
Dann ſprang es ab, es mochte die Luft
Ihm unſre Witterung tragen;
„Herr,“ ſprach der Burſche: „links über die Kluft!
Wir müſſen zur Linken uns ſchlagen!
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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