Hei! eine Fackel! sie tanzt umher, Sich neigend, steigend in Bogen, Und nickend, zündend, ein Flammenheer Hat den weiten Estrich umzogen. All' schwarze Gestalten im Trauerflor Die Fackeln schwingen und halten empor.
Und Alle gereihet am Mauerrand, Der Freiherr kennet sie Alle; Der hat ihm so oft die Büchse gespannt, Der pflegte die Ross' im Stalle, Und der so lustig die Flasche leert, Den hat er siebenzehn Jahre genährt.
Nun auch der würdige Kastellan, Die breite Pleureuse am Hute, Den sieht er langsam, schlurfend nahn, Wie eine gebrochene Ruthe; Noch deckt das Pflaster die dürre Hand, Versengt erst gestern an Heerdes Brand.
Ha, nun das Roß! aus des Stalles Thür, In schwarzem Behang und Flore; O, ist's Achill, das getreue Thier? Oder ist's seines Knaben Medore? Er starret, starrt und sieht nun auch, Wie es hinkt, vernagelt nach altem Brauch.
Entlang der Mauer das Musikchor, In Krepp gehüllt die Posaunen,
Hei! eine Fackel! ſie tanzt umher, Sich neigend, ſteigend in Bogen, Und nickend, zündend, ein Flammenheer Hat den weiten Eſtrich umzogen. All' ſchwarze Geſtalten im Trauerflor Die Fackeln ſchwingen und halten empor.
Und Alle gereihet am Mauerrand, Der Freiherr kennet ſie Alle; Der hat ihm ſo oft die Büchſe geſpannt, Der pflegte die Roſſ' im Stalle, Und der ſo luſtig die Flaſche leert, Den hat er ſiebenzehn Jahre genährt.
Nun auch der würdige Kaſtellan, Die breite Pleureuſe am Hute, Den ſieht er langſam, ſchlurfend nahn, Wie eine gebrochene Ruthe; Noch deckt das Pflaſter die dürre Hand, Verſengt erſt geſtern an Heerdes Brand.
Ha, nun das Roß! aus des Stalles Thür, In ſchwarzem Behang und Flore; O, iſt's Achill, das getreue Thier? Oder iſt's ſeines Knaben Medore? Er ſtarret, ſtarrt und ſieht nun auch, Wie es hinkt, vernagelt nach altem Brauch.
Entlang der Mauer das Muſikchor, In Krepp gehüllt die Poſaunen,
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Hei! eine Fackel! ſie tanzt umher,
Sich neigend, ſteigend in Bogen,
Und nickend, zündend, ein Flammenheer
Hat den weiten Eſtrich umzogen.
All' ſchwarze Geſtalten im Trauerflor
Die Fackeln ſchwingen und halten empor.
Und Alle gereihet am Mauerrand,
Der Freiherr kennet ſie Alle;
Der hat ihm ſo oft die Büchſe geſpannt,
Der pflegte die Roſſ' im Stalle,
Und der ſo luſtig die Flaſche leert,
Den hat er ſiebenzehn Jahre genährt.
Nun auch der würdige Kaſtellan,
Die breite Pleureuſe am Hute,
Den ſieht er langſam, ſchlurfend nahn,
Wie eine gebrochene Ruthe;
Noch deckt das Pflaſter die dürre Hand,
Verſengt erſt geſtern an Heerdes Brand.
Ha, nun das Roß! aus des Stalles Thür,
In ſchwarzem Behang und Flore;
O, iſt's Achill, das getreue Thier?
Oder iſt's ſeines Knaben Medore?
Er ſtarret, ſtarrt und ſieht nun auch,
Wie es hinkt, vernagelt nach altem Brauch.
Entlang der Mauer das Muſikchor,
In Krepp gehüllt die Poſaunen,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/311>, abgerufen am 06.05.2024.
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