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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Nach dem Abendkusse und Segen noch
Drüber brünstig zu falten die Hände;
Im Monde flimmernd das Pergament
Zeigt Schild an Schilder, schier ohne End'.

Rechtsab des eigenen Blutes Gezweig,
Die alten freiherrlichen Wappen,
Drei Rosen im Silberfelde bleich,
Zwei Wölfe schildhaltende Knappen,
Wo Ros' an Rose sich breitet und blüht,
Wie über'm Fürsten der Baldachin glüht.
Und links der milden Mutter Geschlecht,
Der Frommen in Grabeszellen,
Wo Pfeil' an Pfeile, wie im Gefecht,
Durch blaue Lüfte sich schnellen.
Der Freiherr seufzt, die Stirn gesenkt,
Und -- steht am Fenster, bevor er's denkt.
Gefangen! gefangen im kalten Stral!
In dem Nebelnetze gefangen!
Und fest gedrückt an der Scheib' Oval,
Wie Tropfen am Glase hangen,
Verfallen sein klares Nixenaug',
Der Haidequal in des Mondes Hauch.
Welch ein Gewimmel! -- er muß es sehn,
Ein Gemurmel! -- er muß es hören,
Wie eine Säule, so muß er stehn,
Kann sich nicht regen noch kehren.
Es summt im Hofe ein dunkler Hauf,
Und einzelne Laute dringen hinauf.

Nach dem Abendkuſſe und Segen noch
Drüber brünſtig zu falten die Hände;
Im Monde flimmernd das Pergament
Zeigt Schild an Schilder, ſchier ohne End'.

Rechtsab des eigenen Blutes Gezweig,
Die alten freiherrlichen Wappen,
Drei Roſen im Silberfelde bleich,
Zwei Wölfe ſchildhaltende Knappen,
Wo Roſ' an Roſe ſich breitet und blüht,
Wie über'm Fürſten der Baldachin glüht.
Und links der milden Mutter Geſchlecht,
Der Frommen in Grabeszellen,
Wo Pfeil' an Pfeile, wie im Gefecht,
Durch blaue Lüfte ſich ſchnellen.
Der Freiherr ſeufzt, die Stirn geſenkt,
Und — ſteht am Fenſter, bevor er's denkt.
Gefangen! gefangen im kalten Stral!
In dem Nebelnetze gefangen!
Und feſt gedrückt an der Scheib' Oval,
Wie Tropfen am Glaſe hangen,
Verfallen ſein klares Nixenaug',
Der Haidequal in des Mondes Hauch.
Welch ein Gewimmel! — er muß es ſehn,
Ein Gemurmel! — er muß es hören,
Wie eine Säule, ſo muß er ſtehn,
Kann ſich nicht regen noch kehren.
Es ſummt im Hofe ein dunkler Hauf,
Und einzelne Laute dringen hinauf.
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[296/0310] Nach dem Abendkuſſe und Segen noch Drüber brünſtig zu falten die Hände; Im Monde flimmernd das Pergament Zeigt Schild an Schilder, ſchier ohne End'. Rechtsab des eigenen Blutes Gezweig, Die alten freiherrlichen Wappen, Drei Roſen im Silberfelde bleich, Zwei Wölfe ſchildhaltende Knappen, Wo Roſ' an Roſe ſich breitet und blüht, Wie über'm Fürſten der Baldachin glüht. Und links der milden Mutter Geſchlecht, Der Frommen in Grabeszellen, Wo Pfeil' an Pfeile, wie im Gefecht, Durch blaue Lüfte ſich ſchnellen. Der Freiherr ſeufzt, die Stirn geſenkt, Und — ſteht am Fenſter, bevor er's denkt. Gefangen! gefangen im kalten Stral! In dem Nebelnetze gefangen! Und feſt gedrückt an der Scheib' Oval, Wie Tropfen am Glaſe hangen, Verfallen ſein klares Nixenaug', Der Haidequal in des Mondes Hauch. Welch ein Gewimmel! — er muß es ſehn, Ein Gemurmel! — er muß es hören, Wie eine Säule, ſo muß er ſtehn, Kann ſich nicht regen noch kehren. Es ſummt im Hofe ein dunkler Hauf, Und einzelne Laute dringen hinauf.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/310>, abgerufen am 22.11.2024.