Der mag in reifen Jahren stehn, Da ihn erwachsne Kinder ehren, Allein das kann den Pfarr' nicht stören, Der ihn vor Zeiten klein gesehn.
Still wandelnd durch des Parkes Linden, In deren Schutz das Veilchen blüht, Der Alte muß es freundlich finden, Daß man so gern ihn Freitags sieht; Er weiß, dem Junker sind noch frisch Die lieben längst entschwundnen Zeiten, Und seines Lehrers schwache Seiten, Ein Gläschen Wein, ein guter Fisch.
Schon tritt er in des Thores Halle; Da, wie aus reifem Erbsenbeet Der Spatzen Schaar, so hinterm Walle Hervor es flattert, lacht und kräht; Der kleinen Junker wilde Schaar, Die still gelauscht im Mauerbogen, Und nun den Pfarrer so betrogen, So überrumpelt ganz und gar.
Das stürmt auf ihn von allen Seiten, Das klammert überall sich an; Fürwahr mühselig muß er schreiten Der müde und geduld'ge Mann. Jedoch er hat sie allzugern, Die ihn so unbarmherzig plagen, Und fast zu viel läßt er sie wagen, Die junge Brut des jungen Herrn.
Der mag in reifen Jahren ſtehn, Da ihn erwachſne Kinder ehren, Allein das kann den Pfarr' nicht ſtören, Der ihn vor Zeiten klein geſehn.
Still wandelnd durch des Parkes Linden, In deren Schutz das Veilchen blüht, Der Alte muß es freundlich finden, Daß man ſo gern ihn Freitags ſieht; Er weiß, dem Junker ſind noch friſch Die lieben längſt entſchwundnen Zeiten, Und ſeines Lehrers ſchwache Seiten, Ein Gläschen Wein, ein guter Fiſch.
Schon tritt er in des Thores Halle; Da, wie aus reifem Erbſenbeet Der Spatzen Schaar, ſo hinterm Walle Hervor es flattert, lacht und kräht; Der kleinen Junker wilde Schaar, Die ſtill gelauſcht im Mauerbogen, Und nun den Pfarrer ſo betrogen, So überrumpelt ganz und gar.
Das ſtürmt auf ihn von allen Seiten, Das klammert überall ſich an; Fürwahr mühſelig muß er ſchreiten Der müde und geduld'ge Mann. Jedoch er hat ſie allzugern, Die ihn ſo unbarmherzig plagen, Und faſt zu viel läßt er ſie wagen, Die junge Brut des jungen Herrn.
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Der mag in reifen Jahren ſtehn,
Da ihn erwachſne Kinder ehren,
Allein das kann den Pfarr' nicht ſtören,
Der ihn vor Zeiten klein geſehn.
Still wandelnd durch des Parkes Linden,
In deren Schutz das Veilchen blüht,
Der Alte muß es freundlich finden,
Daß man ſo gern ihn Freitags ſieht;
Er weiß, dem Junker ſind noch friſch
Die lieben längſt entſchwundnen Zeiten,
Und ſeines Lehrers ſchwache Seiten,
Ein Gläschen Wein, ein guter Fiſch.
Schon tritt er in des Thores Halle;
Da, wie aus reifem Erbſenbeet
Der Spatzen Schaar, ſo hinterm Walle
Hervor es flattert, lacht und kräht;
Der kleinen Junker wilde Schaar,
Die ſtill gelauſcht im Mauerbogen,
Und nun den Pfarrer ſo betrogen,
So überrumpelt ganz und gar.
Das ſtürmt auf ihn von allen Seiten,
Das klammert überall ſich an;
Fürwahr mühſelig muß er ſchreiten
Der müde und geduld'ge Mann.
Jedoch er hat ſie allzugern,
Die ihn ſo unbarmherzig plagen,
Und faſt zu viel läßt er ſie wagen,
Die junge Brut des jungen Herrn.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/260>, abgerufen am 25.11.2024.
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