Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Die Sünderin. auf die dunkle Wiege des Kindes. Zuletzt gab sie derAlten nickend ein bejahendes Zeichen, und sank auf das Lager zurück, indem sie wie verzweifelnd ihr Gesicht in die Kissen vergrub. Nunmehr verließ die Alte mit einem triumphirenden Von dieser Zeit an war die Alte noch weit aufmerk¬ Die Suͤnderin. auf die dunkle Wiege des Kindes. Zuletzt gab ſie derAlten nickend ein bejahendes Zeichen, und ſank auf das Lager zuruͤck, indem ſie wie verzweifelnd ihr Geſicht in die Kiſſen vergrub. Nunmehr verließ die Alte mit einem triumphirenden Von dieſer Zeit an war die Alte noch weit aufmerk¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="85"/><fw place="top" type="header">Die Suͤnderin.<lb/></fw>auf die dunkle Wiege des Kindes. Zuletzt gab ſie der<lb/> Alten nickend ein bejahendes Zeichen, und ſank auf das<lb/> Lager zuruͤck, indem ſie wie verzweifelnd ihr Geſicht in<lb/> die Kiſſen vergrub.</p><lb/> <p>Nunmehr verließ die Alte mit einem triumphirenden<lb/> Wohlbehagen die Kammer. Nach Verlauf von einiger<lb/> Zeit kehrte ſie zuruͤck, in jeder Hand ein brennendes Licht<lb/> haltend. Hinter ihr folgte ein Mann, in einen Mantel<lb/> gehuͤllt, den ſie alsdann mit Mathilden allein ließ.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Von dieſer Zeit an war die Alte noch weit aufmerk¬<lb/> ſamer gegen das Maͤdchen, und behandelte ſie faſt mit<lb/> Unterwuͤrfigkeit. Der Polizeikommiſſair ließ nichts von<lb/> ſich hoͤren; wie die Alte ſagte, weil ſie ihn herumgekriegt<lb/> haͤtte. Daß ſie aber Mathilden als weggezogen abgemeldet,<lb/> verſchwieg ſie derſelben. Bei alledem verduͤſterte ſich Ma¬<lb/> thildens Sinn von Tag zu Tage, und vergebens ſuchte<lb/> die Alte durch theilnehmende Pflege fuͤr das Kind und<lb/> Gefaͤlligkeiten und Zuvorkommenheiten aller Art ein Zei¬<lb/> chen der Zufriedenheit oder nur beifaͤlligen Gefuͤhls zu<lb/> entlocken. Sie ſchien von Allem nichts zu bemerken und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0099]
Die Suͤnderin.
auf die dunkle Wiege des Kindes. Zuletzt gab ſie der
Alten nickend ein bejahendes Zeichen, und ſank auf das
Lager zuruͤck, indem ſie wie verzweifelnd ihr Geſicht in
die Kiſſen vergrub.
Nunmehr verließ die Alte mit einem triumphirenden
Wohlbehagen die Kammer. Nach Verlauf von einiger
Zeit kehrte ſie zuruͤck, in jeder Hand ein brennendes Licht
haltend. Hinter ihr folgte ein Mann, in einen Mantel
gehuͤllt, den ſie alsdann mit Mathilden allein ließ.
Von dieſer Zeit an war die Alte noch weit aufmerk¬
ſamer gegen das Maͤdchen, und behandelte ſie faſt mit
Unterwuͤrfigkeit. Der Polizeikommiſſair ließ nichts von
ſich hoͤren; wie die Alte ſagte, weil ſie ihn herumgekriegt
haͤtte. Daß ſie aber Mathilden als weggezogen abgemeldet,
verſchwieg ſie derſelben. Bei alledem verduͤſterte ſich Ma¬
thildens Sinn von Tag zu Tage, und vergebens ſuchte
die Alte durch theilnehmende Pflege fuͤr das Kind und
Gefaͤlligkeiten und Zuvorkommenheiten aller Art ein Zei¬
chen der Zufriedenheit oder nur beifaͤlligen Gefuͤhls zu
entlocken. Sie ſchien von Allem nichts zu bemerken und
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