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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Polizeiliche Ehescheidung.
duldete und zögerte in ungewisser, zager Erwartung lange
Zeit; als sie aber keinen anderen Ausweg sah, wendete
sie sich, um Unterstützung bittend, an -- die Armendi¬
rektion. Hier stieß sie auf neue Schwierigkeiten.

Der Gemeindevorstand bestritt ihre Heimathrechte am
Ort, da sie nach den Gesetzen des Landes durch ihre
Verheirathung an einen Ausländer derselben verlustig ge¬
gangen sei. Es wurde daher erst mit den Heimathbe¬
hörden ihres verstorbenen Mannes eine ausführliche Kor¬
respondenz eröffnet, ihr selbst aber, auf ihr wiederholtes
dringendes Ersuchen, einstweilen und ein für alle Mal
eine so kleine Summe Geldes gereicht, daß die Familie
kaum zwei Wochen davon zu leben hatte.

Während dessen hatte sich auch ein früherer Bekann¬
ter Pauls der Frau angenommen und durch eine Kol¬
lekte für sie eine neue Summe zusammengebracht. Das
Geschenk war als augenblicklicher Nothbehelf recht ansehn¬
lich, aber zur Sicherung eines bessern zukünftigen Looses
reichte es entfernt nicht aus, und nach einigen Wochen
mußte die Lage der Unglücklichen wieder dieselbe sein.
Therese scheute sich ihre Wohlthäter abermals anzuspre¬
chen, und nur spät auf mehrfache Versuche, nachdem
ihre bitterliche Noth erst geprüft und konstatirt worden

Polizeiliche Eheſcheidung.
duldete und zoͤgerte in ungewiſſer, zager Erwartung lange
Zeit; als ſie aber keinen anderen Ausweg ſah, wendete
ſie ſich, um Unterſtuͤtzung bittend, an — die Armendi¬
rektion. Hier ſtieß ſie auf neue Schwierigkeiten.

Der Gemeindevorſtand beſtritt ihre Heimathrechte am
Ort, da ſie nach den Geſetzen des Landes durch ihre
Verheirathung an einen Auslaͤnder derſelben verluſtig ge¬
gangen ſei. Es wurde daher erſt mit den Heimathbe¬
hoͤrden ihres verſtorbenen Mannes eine ausfuͤhrliche Kor¬
reſpondenz eroͤffnet, ihr ſelbſt aber, auf ihr wiederholtes
dringendes Erſuchen, einſtweilen und ein fuͤr alle Mal
eine ſo kleine Summe Geldes gereicht, daß die Familie
kaum zwei Wochen davon zu leben hatte.

Waͤhrend deſſen hatte ſich auch ein fruͤherer Bekann¬
ter Pauls der Frau angenommen und durch eine Kol¬
lekte fuͤr ſie eine neue Summe zuſammengebracht. Das
Geſchenk war als augenblicklicher Nothbehelf recht anſehn¬
lich, aber zur Sicherung eines beſſern zukuͤnftigen Looſes
reichte es entfernt nicht aus, und nach einigen Wochen
mußte die Lage der Ungluͤcklichen wieder dieſelbe ſein.
Thereſe ſcheute ſich ihre Wohlthaͤter abermals anzuſpre¬
chen, und nur ſpaͤt auf mehrfache Verſuche, nachdem
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[64/0078] Polizeiliche Eheſcheidung. duldete und zoͤgerte in ungewiſſer, zager Erwartung lange Zeit; als ſie aber keinen anderen Ausweg ſah, wendete ſie ſich, um Unterſtuͤtzung bittend, an — die Armendi¬ rektion. Hier ſtieß ſie auf neue Schwierigkeiten. Der Gemeindevorſtand beſtritt ihre Heimathrechte am Ort, da ſie nach den Geſetzen des Landes durch ihre Verheirathung an einen Auslaͤnder derſelben verluſtig ge¬ gangen ſei. Es wurde daher erſt mit den Heimathbe¬ hoͤrden ihres verſtorbenen Mannes eine ausfuͤhrliche Kor¬ reſpondenz eroͤffnet, ihr ſelbſt aber, auf ihr wiederholtes dringendes Erſuchen, einſtweilen und ein fuͤr alle Mal eine ſo kleine Summe Geldes gereicht, daß die Familie kaum zwei Wochen davon zu leben hatte. Waͤhrend deſſen hatte ſich auch ein fruͤherer Bekann¬ ter Pauls der Frau angenommen und durch eine Kol¬ lekte fuͤr ſie eine neue Summe zuſammengebracht. Das Geſchenk war als augenblicklicher Nothbehelf recht anſehn¬ lich, aber zur Sicherung eines beſſern zukuͤnftigen Looſes reichte es entfernt nicht aus, und nach einigen Wochen mußte die Lage der Ungluͤcklichen wieder dieſelbe ſein. Thereſe ſcheute ſich ihre Wohlthaͤter abermals anzuſpre¬ chen, und nur ſpaͤt auf mehrfache Verſuche, nachdem ihre bitterliche Noth erſt gepruͤft und konſtatirt worden

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/78>, abgerufen am 23.11.2024.