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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Armuth und Verbrechen.
tragen, ich will Ihnen das Geld wieder abarbeiten, und
gewiß, Sie sollen mit meinem Fleiß zufrieden sein!" --

"Ja, ich kenne das! Als ich Euch damals das Geld
gab, damit Ihr Euch herausreißen könntet, da habt Ihr,
statt zu arbeiten, das Geld durchgebracht und seid nach¬
her wegen Diebstahl eingesperrt worden. Das wäre das
Richtige, Euch in's Haus zu nehmen und Sachen von
Werth anzuvertrauen!" --

"Gnädiger Herr!" sagte der Handwerker verletzt.

"Ah, Ihr wollt den Gekränkten spielen! Das ver¬
lohnte sich der Mühe! Ihr werdet das wohl schon öf¬
ters gehört haben, und ich verdenke es den Leuten gar
nicht, wenn sie einem Taugenichts, wie Ihr seid, keine
Arbeit geben." --

"Gnädiger Herr," erwiederte Schenk, sich aufrichtend,
"hätte ich immer den vollen Gebrauch meines gesunden
Armes gehabt, so wäre ich vielleicht nicht in die Noth
verfallen, die mich zu dem Verbrechen verleitete!" --

"So! Ihr glaubt wohl ein Recht auf meine Unter¬
stützung zu haben?" rief der vornehme Mann. "Da
seid Ihr aber im Irrthum. Ich habe Euch pflegen und
kuriren lassen, und noch Geld obendrein zu einem ehrli¬
chen Geschäft gegeben. Damit Basta! Eure Halunke¬

Armuth und Verbrechen.
tragen, ich will Ihnen das Geld wieder abarbeiten, und
gewiß, Sie ſollen mit meinem Fleiß zufrieden ſein!“ —

„Ja, ich kenne das! Als ich Euch damals das Geld
gab, damit Ihr Euch herausreißen koͤnntet, da habt Ihr,
ſtatt zu arbeiten, das Geld durchgebracht und ſeid nach¬
her wegen Diebſtahl eingeſperrt worden. Das waͤre das
Richtige, Euch in's Haus zu nehmen und Sachen von
Werth anzuvertrauen!“ —

„Gnaͤdiger Herr!“ ſagte der Handwerker verletzt.

„Ah, Ihr wollt den Gekraͤnkten ſpielen! Das ver¬
lohnte ſich der Muͤhe! Ihr werdet das wohl ſchon oͤf¬
ters gehoͤrt haben, und ich verdenke es den Leuten gar
nicht, wenn ſie einem Taugenichts, wie Ihr ſeid, keine
Arbeit geben.“ —

„Gnaͤdiger Herr,“ erwiederte Schenk, ſich aufrichtend,
„haͤtte ich immer den vollen Gebrauch meines geſunden
Armes gehabt, ſo waͤre ich vielleicht nicht in die Noth
verfallen, die mich zu dem Verbrechen verleitete!“ —

„So! Ihr glaubt wohl ein Recht auf meine Unter¬
ſtuͤtzung zu haben?“ rief der vornehme Mann. „Da
ſeid Ihr aber im Irrthum. Ich habe Euch pflegen und
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[40/0054] Armuth und Verbrechen. tragen, ich will Ihnen das Geld wieder abarbeiten, und gewiß, Sie ſollen mit meinem Fleiß zufrieden ſein!“ — „Ja, ich kenne das! Als ich Euch damals das Geld gab, damit Ihr Euch herausreißen koͤnntet, da habt Ihr, ſtatt zu arbeiten, das Geld durchgebracht und ſeid nach¬ her wegen Diebſtahl eingeſperrt worden. Das waͤre das Richtige, Euch in's Haus zu nehmen und Sachen von Werth anzuvertrauen!“ — „Gnaͤdiger Herr!“ ſagte der Handwerker verletzt. „Ah, Ihr wollt den Gekraͤnkten ſpielen! Das ver¬ lohnte ſich der Muͤhe! Ihr werdet das wohl ſchon oͤf¬ ters gehoͤrt haben, und ich verdenke es den Leuten gar nicht, wenn ſie einem Taugenichts, wie Ihr ſeid, keine Arbeit geben.“ — „Gnaͤdiger Herr,“ erwiederte Schenk, ſich aufrichtend, „haͤtte ich immer den vollen Gebrauch meines geſunden Armes gehabt, ſo waͤre ich vielleicht nicht in die Noth verfallen, die mich zu dem Verbrechen verleitete!“ — „So! Ihr glaubt wohl ein Recht auf meine Unter¬ ſtuͤtzung zu haben?“ rief der vornehme Mann. „Da ſeid Ihr aber im Irrthum. Ich habe Euch pflegen und kuriren laſſen, und noch Geld obendrein zu einem ehrli¬ chen Geſchaͤft gegeben. Damit Baſta! Eure Halunke¬

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/54>, abgerufen am 23.11.2024.