Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Die vorgesetzte Dienstbehörde. gründlichen Ansichten ein doppeltes Interesse zu ver¬leihen." -- Der Kriminalrath tauchte eben ein Stück Kuchen in "In der That, seine Ansichten waren zuweilen sehr "Es mag immer noch Vielen eigenthümlich scheinen," "Daß Jemand im Widerspruch mit den herrschenden "Wenn es seine wahre Ueberzeugung ist, so muß er Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde. gruͤndlichen Anſichten ein doppeltes Intereſſe zu ver¬leihen.“ — Der Kriminalrath tauchte eben ein Stuͤck Kuchen in „In der That, ſeine Anſichten waren zuweilen ſehr „Es mag immer noch Vielen eigenthuͤmlich ſcheinen,“ „Daß Jemand im Widerſpruch mit den herrſchenden „Wenn es ſeine wahre Ueberzeugung iſt, ſo muß er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="120"/><fw place="top" type="header">Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde.<lb/></fw>gruͤndlichen Anſichten ein doppeltes Intereſſe zu ver¬<lb/> leihen.“ —</p><lb/> <p>Der Kriminalrath tauchte eben ein Stuͤck Kuchen in<lb/> ſeine Taſſe und ſagte achſelzuckend:</p><lb/> <p>„In der That, ſeine Anſichten waren zuweilen ſehr<lb/> eigenthuͤmlich. Sie haben ihm auch ſein jetziges Geſchick<lb/> zugezogen.“ —</p><lb/> <p>„Es mag immer noch Vielen eigenthuͤmlich ſcheinen,“<lb/> ſagte der Maler, „wenn Jemand mit den herrſchenden<lb/> Grundſaͤtzen im Widerſpruch ſteht. Aber die Geſchichte<lb/> kann uns uͤberall zeigen, daß der ſogenannte beſchraͤnkte<lb/> Unterthanenverſtand doch zuletzt immer uͤber die privilegirte<lb/> Weisheit den Siegespreis davongetragen hat, ſowohl den<lb/> Preis der Vernunft als den des thatſaͤchlichen Kampfes.“—</p><lb/> <p>„Daß Jemand im Widerſpruch mit den herrſchenden<lb/> Anſichten <hi rendition="#g">ſteht</hi>, kann kein Vorwurf fuͤr ihn ſein, zumal<lb/> wenn ſeine Ueberzeugung aus wahrer Kritik der Verhaͤlt¬<lb/> niſſe hervorgegangen iſt,“ bemerkte der Angegriffene.<lb/> „Wenn er aber als Einzelner auch aͤußerlich in offenen,<lb/> ſchroffen Widerſpruch und Kampf mit ihnen <hi rendition="#g">tritt</hi>, ſo<lb/> kann man das wohl eine Thorheit nennen.“ —</p><lb/> <p>„Wenn es ſeine wahre Ueberzeugung iſt, ſo muß er<lb/> auch damit ans Licht treten und ſie vertheidigen duͤrfen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0134]
Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde.
gruͤndlichen Anſichten ein doppeltes Intereſſe zu ver¬
leihen.“ —
Der Kriminalrath tauchte eben ein Stuͤck Kuchen in
ſeine Taſſe und ſagte achſelzuckend:
„In der That, ſeine Anſichten waren zuweilen ſehr
eigenthuͤmlich. Sie haben ihm auch ſein jetziges Geſchick
zugezogen.“ —
„Es mag immer noch Vielen eigenthuͤmlich ſcheinen,“
ſagte der Maler, „wenn Jemand mit den herrſchenden
Grundſaͤtzen im Widerſpruch ſteht. Aber die Geſchichte
kann uns uͤberall zeigen, daß der ſogenannte beſchraͤnkte
Unterthanenverſtand doch zuletzt immer uͤber die privilegirte
Weisheit den Siegespreis davongetragen hat, ſowohl den
Preis der Vernunft als den des thatſaͤchlichen Kampfes.“—
„Daß Jemand im Widerſpruch mit den herrſchenden
Anſichten ſteht, kann kein Vorwurf fuͤr ihn ſein, zumal
wenn ſeine Ueberzeugung aus wahrer Kritik der Verhaͤlt¬
niſſe hervorgegangen iſt,“ bemerkte der Angegriffene.
„Wenn er aber als Einzelner auch aͤußerlich in offenen,
ſchroffen Widerſpruch und Kampf mit ihnen tritt, ſo
kann man das wohl eine Thorheit nennen.“ —
„Wenn es ſeine wahre Ueberzeugung iſt, ſo muß er
auch damit ans Licht treten und ſie vertheidigen duͤrfen.
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Zitationshilfe: | Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/134>, abgerufen am 07.07.2024. |