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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

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den Quakern verdenken, wenn sie ihn aus ihrer
Gemeine stiessen? Doch dis würde die Sache
noch nicht bessern! könnte man es ihnen verden-
ken, wenn sie also noch weiter gingen, und zu
Verhütung des Unglücks einen auch aussergericht-
lichen Lügner von ihrer Gemeine ausschlössen?
4) Das herrschende Volk schützt und duldet die
kleine Kirche, unter der Zumvoraussetzung,
daß sie gewisse Lehren habe, oder nicht habe.
Z. E. die eben genannten Quaker, sind vom
Eide frey, weil sie glauben und bekennen, ein
blosses Ja und Nein sey so heilig als ein Eid:
gesetzt sie glaubten dis nicht, sondern hielten
falsiloquia für erlaubt, kann ihre Befreyung
fortdauren? In Deutschland werden jetzt Wi-
dertäufer geduldet, weil man weiß, sie haben
die rebellischen Lehren der Münsterischen Wider-
täufer nicht; würde aber diese Duldung immer
fortdauren, wenn sie jene Lehren hätten? Soll-
te nun ein Mitglied der kleinen Kirche Irrthü-
mer von dieser Art haben, so ist doch wohl der
Kirche das Recht unentbehrlich, es feyerlich aus-
zuschliessen, und von seinem Gottesdienste nicht
nur, sondern auch von Freundschaft und Um-
gang zu entfernen.
Auf
den Quakern verdenken, wenn ſie ihn aus ihrer
Gemeine ſtieſſen? Doch dis wuͤrde die Sache
noch nicht beſſern! koͤnnte man es ihnen verden-
ken, wenn ſie alſo noch weiter gingen, und zu
Verhuͤtung des Ungluͤcks einen auch auſſergericht-
lichen Luͤgner von ihrer Gemeine ausſchloͤſſen?
4) Das herrſchende Volk ſchuͤtzt und duldet die
kleine Kirche, unter der Zumvorausſetzung,
daß ſie gewiſſe Lehren habe, oder nicht habe.
Z. E. die eben genannten Quaker, ſind vom
Eide frey, weil ſie glauben und bekennen, ein
bloſſes Ja und Nein ſey ſo heilig als ein Eid:
geſetzt ſie glaubten dis nicht, ſondern hielten
falſiloquia fuͤr erlaubt, kann ihre Befreyung
fortdauren? In Deutſchland werden jetzt Wi-
dertaͤufer geduldet, weil man weiß, ſie haben
die rebelliſchen Lehren der Muͤnſteriſchen Wider-
taͤufer nicht; wuͤrde aber dieſe Duldung immer
fortdauren, wenn ſie jene Lehren haͤtten? Soll-
te nun ein Mitglied der kleinen Kirche Irrthuͤ-
mer von dieſer Art haben, ſo iſt doch wohl der
Kirche das Recht unentbehrlich, es feyerlich aus-
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[84/0092] den Quakern verdenken, wenn ſie ihn aus ihrer Gemeine ſtieſſen? Doch dis wuͤrde die Sache noch nicht beſſern! koͤnnte man es ihnen verden- ken, wenn ſie alſo noch weiter gingen, und zu Verhuͤtung des Ungluͤcks einen auch auſſergericht- lichen Luͤgner von ihrer Gemeine ausſchloͤſſen? 4) Das herrſchende Volk ſchuͤtzt und duldet die kleine Kirche, unter der Zumvorausſetzung, daß ſie gewiſſe Lehren habe, oder nicht habe. Z. E. die eben genannten Quaker, ſind vom Eide frey, weil ſie glauben und bekennen, ein bloſſes Ja und Nein ſey ſo heilig als ein Eid: geſetzt ſie glaubten dis nicht, ſondern hielten falſiloquia fuͤr erlaubt, kann ihre Befreyung fortdauren? In Deutſchland werden jetzt Wi- dertaͤufer geduldet, weil man weiß, ſie haben die rebelliſchen Lehren der Muͤnſteriſchen Wider- taͤufer nicht; wuͤrde aber dieſe Duldung immer fortdauren, wenn ſie jene Lehren haͤtten? Soll- te nun ein Mitglied der kleinen Kirche Irrthuͤ- mer von dieſer Art haben, ſo iſt doch wohl der Kirche das Recht unentbehrlich, es feyerlich aus- zuſchlieſſen, und von ſeinem Gottesdienſte nicht nur, ſondern auch von Freundſchaft und Um- gang zu entfernen. Auf

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Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/92>, abgerufen am 06.05.2024.