die sie zur Zeit der Eroberung nicht hatten, so ist es nicht unrecht. Können wir mit Vortheil, oder oh- ne Schaden, den Juden mehr einräumen als sie ha- ben, so ist es Menschenliebe*), dis zu thun: aber was eingeräumt werden soll, kommt auf die Frage an, was kann ihnen mehreres, als sie jetzt haben, ohne Nachtheil des Staats, (sollte der auch noch so spät erfolgen) und ohne Nachtheil des Einheimischen, Recht an das Land habenden, und es vertheidigenden, deutschen Bürgers, dessen Vater, Vormund und höchster Bedien- ter der Fürst ist, eingeräumt werden?
2. An-
*)und Politick. Ich habe auf dieses Letztere vor- züglich gedrungen, weil in Sachen der Art, die- ser Beweggrund am meisten fähig ist, Aufmerksam- keit und wirkliche Thätigkeit hervorzubringen. Sonst bin ich fest überzeugt, daß in diesem, wie in jedem Falle, Menschlichkeit und ächte Politick gerade ein und Dasselbe sey. D.
E 4
die ſie zur Zeit der Eroberung nicht hatten, ſo iſt es nicht unrecht. Koͤnnen wir mit Vortheil, oder oh- ne Schaden, den Juden mehr einraͤumen als ſie ha- ben, ſo iſt es Menſchenliebe*), dis zu thun: aber was eingeraͤumt werden ſoll, kommt auf die Frage an, was kann ihnen mehreres, als ſie jetzt haben, ohne Nachtheil des Staats, (ſollte der auch noch ſo ſpaͤt erfolgen) und ohne Nachtheil des Einheimiſchen, Recht an das Land habenden, und es vertheidigenden, deutſchen Buͤrgers, deſſen Vater, Vormund und hoͤchſter Bedien- ter der Fuͤrſt iſt, eingeraͤumt werden?
2. An-
*)und Politick. Ich habe auf dieſes Letztere vor- zuͤglich gedrungen, weil in Sachen der Art, die- ſer Beweggrund am meiſten faͤhig iſt, Aufmerkſam- keit und wirkliche Thaͤtigkeit hervorzubringen. Sonſt bin ich feſt uͤberzeugt, daß in dieſem, wie in jedem Falle, Menſchlichkeit und aͤchte Politick gerade ein und Daſſelbe ſey. D.
E 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0079"n="71"/>
die ſie zur Zeit der Eroberung nicht hatten, ſo iſt es<lb/>
nicht unrecht. Koͤnnen wir mit Vortheil, oder oh-<lb/>
ne Schaden, den Juden mehr einraͤumen als ſie ha-<lb/>
ben, ſo iſt es <hirendition="#fr">Menſchenliebe</hi><noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#fr">und Politick</hi>. Ich habe auf dieſes Letztere vor-<lb/>
zuͤglich gedrungen, weil in Sachen der Art, die-<lb/>ſer Beweggrund am meiſten faͤhig iſt, Aufmerkſam-<lb/>
keit und wirkliche Thaͤtigkeit hervorzubringen. Sonſt<lb/>
bin ich feſt uͤberzeugt, daß in dieſem, wie in <hirendition="#fr">jedem<lb/>
Falle, Menſchlichkeit</hi> und <hirendition="#fr">aͤchte Politick gerade<lb/>
ein und Daſſelbe ſey. <hirendition="#et">D.</hi></hi></note>, dis zu thun: aber<lb/>
was eingeraͤumt werden ſoll, kommt auf die Frage an,<lb/><hirendition="#fr">was kann ihnen mehreres, als ſie jetzt haben,<lb/>
ohne Nachtheil des Staats, (ſollte der auch<lb/>
noch ſo ſpaͤt erfolgen) und ohne Nachtheil des<lb/>
Einheimiſchen, Recht an das Land habenden,<lb/>
und es vertheidigenden, deutſchen Buͤrgers,<lb/>
deſſen Vater, Vormund und hoͤchſter Bedien-<lb/>
ter der Fuͤrſt iſt, eingeraͤumt werden</hi>?</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">E 4</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">2. An-</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[71/0079]
die ſie zur Zeit der Eroberung nicht hatten, ſo iſt es
nicht unrecht. Koͤnnen wir mit Vortheil, oder oh-
ne Schaden, den Juden mehr einraͤumen als ſie ha-
ben, ſo iſt es Menſchenliebe *), dis zu thun: aber
was eingeraͤumt werden ſoll, kommt auf die Frage an,
was kann ihnen mehreres, als ſie jetzt haben,
ohne Nachtheil des Staats, (ſollte der auch
noch ſo ſpaͤt erfolgen) und ohne Nachtheil des
Einheimiſchen, Recht an das Land habenden,
und es vertheidigenden, deutſchen Buͤrgers,
deſſen Vater, Vormund und hoͤchſter Bedien-
ter der Fuͤrſt iſt, eingeraͤumt werden?
2. An-
*) und Politick. Ich habe auf dieſes Letztere vor-
zuͤglich gedrungen, weil in Sachen der Art, die-
ſer Beweggrund am meiſten faͤhig iſt, Aufmerkſam-
keit und wirkliche Thaͤtigkeit hervorzubringen. Sonſt
bin ich feſt uͤberzeugt, daß in dieſem, wie in jedem
Falle, Menſchlichkeit und aͤchte Politick gerade
ein und Daſſelbe ſey. D.
E 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/79>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.