Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.Was Herr D. von den glücklichen Umständen die ser bloß mögliche (bey einer so lange Zeit ganz
unmilitärischen Nation gewiß sehr unwahrschein- liche) Fall, die Regierung abhalten, zu thun, was Philosophie und Politick einstimmig verlangen? Was Herr D. von den gluͤcklichen Umſtaͤnden die ſer bloß moͤgliche (bey einer ſo lange Zeit ganz
unmilitaͤriſchen Nation gewiß ſehr unwahrſchein- liche) Fall, die Regierung abhalten, zu thun, was Philoſophie und Politick einſtimmig verlangen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0078" n="70"/> <p>Was Herr D. von den gluͤcklichen Umſtaͤnden<lb/> der Juden unter den Roͤmern ſagt, iſt nicht blos rich-<lb/> tig, ſondern lieſſe ſich noch mit anſehnlichen Zuſaͤtzen,<lb/> die ihm angenehm ſeyn wuͤrden, vermehren: die Ge-<lb/> ſchichte, wie ihnen Rechte, die ſie einmahl hatten,<lb/> ſelbſt nach zwey Rebellionen behalten hatten, un-<lb/> ter chriſtlichen Kayſern genommen ſind, kann man<lb/> nicht wohl ohne Misbilligung leſen. Aber nun et-<lb/> was wichtiges mit Herrn D. eigenen Worten, S.<lb/> 50. <hi rendition="#fr">In dieſem Zuſtande befand ſich die juͤdiſche<lb/> Nation, als die verſchiedenen nordiſchen Voͤl-<lb/> ker in das Roͤmiſche Reich einfielen, und<lb/> in den Provinzen deſſelben eigene neue<lb/> Staaten errichteten. Da die freygebohrnen<lb/> Roͤmer von dieſen ihren neuen Beherrſchern<lb/> faſt als Sclaven behandelt wurden, ſo muß-<lb/> ten die Juden u. ſ. f.</hi> Wenn ich dis leſe, faͤllt mir<lb/> der Gedanke als natuͤrlich auf: es war unrecht,<lb/> wenn die chriſtlichen Kayſer den Juden nahmen, was<lb/> ſie hatten, aber wenn die Sieger, und deren Nach-<lb/> kommen, den Juden Rechte nicht von neuen geben,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="note-0078" prev="#note-0077" place="foot" n="*)">ſer bloß moͤgliche (bey einer ſo lange Zeit ganz<lb/> unmilitaͤriſchen Nation gewiß ſehr <hi rendition="#fr">unwahrſchein-<lb/> liche</hi>) Fall, die Regierung abhalten, zu thun, was<lb/> Philoſophie und Politick einſtimmig verlangen?</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0078]
Was Herr D. von den gluͤcklichen Umſtaͤnden
der Juden unter den Roͤmern ſagt, iſt nicht blos rich-
tig, ſondern lieſſe ſich noch mit anſehnlichen Zuſaͤtzen,
die ihm angenehm ſeyn wuͤrden, vermehren: die Ge-
ſchichte, wie ihnen Rechte, die ſie einmahl hatten,
ſelbſt nach zwey Rebellionen behalten hatten, un-
ter chriſtlichen Kayſern genommen ſind, kann man
nicht wohl ohne Misbilligung leſen. Aber nun et-
was wichtiges mit Herrn D. eigenen Worten, S.
50. In dieſem Zuſtande befand ſich die juͤdiſche
Nation, als die verſchiedenen nordiſchen Voͤl-
ker in das Roͤmiſche Reich einfielen, und
in den Provinzen deſſelben eigene neue
Staaten errichteten. Da die freygebohrnen
Roͤmer von dieſen ihren neuen Beherrſchern
faſt als Sclaven behandelt wurden, ſo muß-
ten die Juden u. ſ. f. Wenn ich dis leſe, faͤllt mir
der Gedanke als natuͤrlich auf: es war unrecht,
wenn die chriſtlichen Kayſer den Juden nahmen, was
ſie hatten, aber wenn die Sieger, und deren Nach-
kommen, den Juden Rechte nicht von neuen geben,
die
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*) ſer bloß moͤgliche (bey einer ſo lange Zeit ganz
unmilitaͤriſchen Nation gewiß ſehr unwahrſchein-
liche) Fall, die Regierung abhalten, zu thun, was
Philoſophie und Politick einſtimmig verlangen?
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