eigenen Gesetzen gerichtet werden sollen; unsere Theo- logie werden sie noch weniger studiren wollen, oder lehren sollen. Dagegen lernen sie aber ihre eigene Theologie und Rechte, und dis ist bey ihnen Nah- rungszweig, die Rabbinen leben davon. Sie zum Studiren zu ermuntern, wird doch wohl Herrn D. Vorschlag nicht seyn, da gerade die übergroße Men- ge der Studirenden dem Staat so nachtheilig wird, daß schon Könige daran gedacht haben, die Anzahl zu mindern, wenn es nur ohne zu viel Einschrän- kung der menschlichen Freyheit möglich wäre. Diese Menge der Studirenden ist wirklich ein großes po- litisches Uebel, raubt andern Gewerben so viel Hän- de, und unter dem pedantischen Vorwand, der habe einen guten Kopf, er müsse studiren, die besten Kö- pfe, auch dem Soldatenstand so viel Hände; über- lästigt den Staat mit Leuten, die ernährt werden wollen, macht sie selbst unglücklich, weil sie bey ih- rer Menge erst spät befördert werden können, und hindert eben wegen der aus der Menge entstehenden späten Beförderung auf eine fürchterliche Weise die Ehen. Dis Uebel soll doch nicht noch vermehrt wer- den! Je mehr Studirende, je spätere Beförderung, je weniger, oder endlich gar keine Ehen der Studi- renden.
Den
eigenen Geſetzen gerichtet werden ſollen; unſere Theo- logie werden ſie noch weniger ſtudiren wollen, oder lehren ſollen. Dagegen lernen ſie aber ihre eigene Theologie und Rechte, und dis iſt bey ihnen Nah- rungszweig, die Rabbinen leben davon. Sie zum Studiren zu ermuntern, wird doch wohl Herrn D. Vorſchlag nicht ſeyn, da gerade die uͤbergroße Men- ge der Studirenden dem Staat ſo nachtheilig wird, daß ſchon Koͤnige daran gedacht haben, die Anzahl zu mindern, wenn es nur ohne zu viel Einſchraͤn- kung der menſchlichen Freyheit moͤglich waͤre. Dieſe Menge der Studirenden iſt wirklich ein großes po- litiſches Uebel, raubt andern Gewerben ſo viel Haͤn- de, und unter dem pedantiſchen Vorwand, der habe einen guten Kopf, er muͤſſe ſtudiren, die beſten Koͤ- pfe, auch dem Soldatenſtand ſo viel Haͤnde; uͤber- laͤſtigt den Staat mit Leuten, die ernaͤhrt werden wollen, macht ſie ſelbſt ungluͤcklich, weil ſie bey ih- rer Menge erſt ſpaͤt befoͤrdert werden koͤnnen, und hindert eben wegen der aus der Menge entſtehenden ſpaͤten Befoͤrderung auf eine fuͤrchterliche Weiſe die Ehen. Dis Uebel ſoll doch nicht noch vermehrt wer- den! Je mehr Studirende, je ſpaͤtere Befoͤrderung, je weniger, oder endlich gar keine Ehen der Studi- renden.
Den
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eigenen Geſetzen gerichtet werden ſollen; unſere Theo-
logie werden ſie noch weniger ſtudiren wollen, oder
lehren ſollen. Dagegen lernen ſie aber ihre eigene
Theologie und Rechte, und dis iſt bey ihnen Nah-
rungszweig, die Rabbinen leben davon. Sie zum
Studiren zu ermuntern, wird doch wohl Herrn D.
Vorſchlag nicht ſeyn, da gerade die uͤbergroße Men-
ge der Studirenden dem Staat ſo nachtheilig wird,
daß ſchon Koͤnige daran gedacht haben, die Anzahl
zu mindern, wenn es nur ohne zu viel Einſchraͤn-
kung der menſchlichen Freyheit moͤglich waͤre. Dieſe
Menge der Studirenden iſt wirklich ein großes po-
litiſches Uebel, raubt andern Gewerben ſo viel Haͤn-
de, und unter dem pedantiſchen Vorwand, der habe
einen guten Kopf, er muͤſſe ſtudiren, die beſten Koͤ-
pfe, auch dem Soldatenſtand ſo viel Haͤnde; uͤber-
laͤſtigt den Staat mit Leuten, die ernaͤhrt werden
wollen, macht ſie ſelbſt ungluͤcklich, weil ſie bey ih-
rer Menge erſt ſpaͤt befoͤrdert werden koͤnnen, und
hindert eben wegen der aus der Menge entſtehenden
ſpaͤten Befoͤrderung auf eine fuͤrchterliche Weiſe die
Ehen. Dis Uebel ſoll doch nicht noch vermehrt wer-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/67>, abgerufen am 22.11.2024.
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