schon jetzt so viel deutsche Handwerker antrifft. Da- zu kommt noch, daß bey schweren Kriegen, wie der von 1756--1763 für die Preußischen Staaten war, die Söhne des Bauren und Bürgers Soldaten wer- den müssen; in einem solchen Kriege würde der mit Kriegesdiensten verschonte Jude sich sehr ausbreiten, und fast lauter jüdische Handwerker würde man am Ende des Krieges sehen. Stände gar den Juden frey, Aecker, oder adeliche Güter an sich zu kaufen, und reiche Juden, die in andern Ländern nicht der- gleichen Rechte hätten, wünschten ihr Geld anzule- gen, so würden sie unsere Deutschen auskaufen, und denn hätten wir den wehrlosesten verächtlichsten Ju- denstaat.
Die volle Kraft dieses Einwurfs wird Herr D. besser fühlen, als der grösseste Theil meiner Leser, sonderlich in Absicht auf den etwan 6 Millionen Menschen habenden Preußischen Staat, für ihn darf ich ihn also gewiß nicht weiter erläutern. Es ver- steht sich aber auch von selbst, daß er ihn vor- her gesehen hat. Er antwortet darauf unter an- dern aus meinem Mosaischen Recht, wo ich gezeiget habe, das Gesetz Mosis verbiete das Fechten am Sabbath auf keine Weise, und daß ehedem die Ju- den gefochten, und sehr tapfer gefochten haben.
Wenn
ſchon jetzt ſo viel deutſche Handwerker antrifft. Da- zu kommt noch, daß bey ſchweren Kriegen, wie der von 1756—1763 fuͤr die Preußiſchen Staaten war, die Soͤhne des Bauren und Buͤrgers Soldaten wer- den muͤſſen; in einem ſolchen Kriege wuͤrde der mit Kriegesdienſten verſchonte Jude ſich ſehr ausbreiten, und faſt lauter juͤdiſche Handwerker wuͤrde man am Ende des Krieges ſehen. Staͤnde gar den Juden frey, Aecker, oder adeliche Guͤter an ſich zu kaufen, und reiche Juden, die in andern Laͤndern nicht der- gleichen Rechte haͤtten, wuͤnſchten ihr Geld anzule- gen, ſo wuͤrden ſie unſere Deutſchen auskaufen, und denn haͤtten wir den wehrloſeſten veraͤchtlichſten Ju- denſtaat.
Die volle Kraft dieſes Einwurfs wird Herr D. beſſer fuͤhlen, als der groͤſſeſte Theil meiner Leſer, ſonderlich in Abſicht auf den etwan 6 Millionen Menſchen habenden Preußiſchen Staat, fuͤr ihn darf ich ihn alſo gewiß nicht weiter erlaͤutern. Es ver- ſteht ſich aber auch von ſelbſt, daß er ihn vor- her geſehen hat. Er antwortet darauf unter an- dern aus meinem Moſaiſchen Recht, wo ich gezeiget habe, das Geſetz Moſis verbiete das Fechten am Sabbath auf keine Weiſe, und daß ehedem die Ju- den gefochten, und ſehr tapfer gefochten haben.
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ſchon jetzt ſo viel deutſche Handwerker antrifft. Da-
zu kommt noch, daß bey ſchweren Kriegen, wie der
von 1756—1763 fuͤr die Preußiſchen Staaten war,
die Soͤhne des Bauren und Buͤrgers Soldaten wer-
den muͤſſen; in einem ſolchen Kriege wuͤrde der mit
Kriegesdienſten verſchonte Jude ſich ſehr ausbreiten,
und faſt lauter juͤdiſche Handwerker wuͤrde man am
Ende des Krieges ſehen. Staͤnde gar den Juden
frey, Aecker, oder adeliche Guͤter an ſich zu kaufen,
und reiche Juden, die in andern Laͤndern nicht der-
gleichen Rechte haͤtten, wuͤnſchten ihr Geld anzule-
gen, ſo wuͤrden ſie unſere Deutſchen auskaufen, und
denn haͤtten wir den wehrloſeſten veraͤchtlichſten Ju-
denſtaat.
Die volle Kraft dieſes Einwurfs wird Herr D.
beſſer fuͤhlen, als der groͤſſeſte Theil meiner Leſer,
ſonderlich in Abſicht auf den etwan 6 Millionen
Menſchen habenden Preußiſchen Staat, fuͤr ihn darf
ich ihn alſo gewiß nicht weiter erlaͤutern. Es ver-
ſteht ſich aber auch von ſelbſt, daß er ihn vor-
her geſehen hat. Er antwortet darauf unter an-
dern aus meinem Moſaiſchen Recht, wo ich gezeiget
habe, das Geſetz Moſis verbiete das Fechten am
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/54>, abgerufen am 24.11.2024.
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