gar kein Bedenken dabey. Aber das wird wohl nicht der Fall seyn. Eine Nation vermehrt sich geschwind, wenn viel Gewerbe viele und frühe Heyrathen ma- chen, (z. E. im Königreich Preussen zwischen 1757 und 1762 erstaunlich, weil der Krieg, und die Russi- sche Armee, ohne Recruten zu heben, viel Gewerbe machten) oder auch Ausländer herbey ziehen, (bey- des in den englischen Colonien in Amerika, bis auf die Zeit der Rebellion,) wenn nun aber in eben dem Staat Juden viel Gewerbe, Ackerbau und Handwerker, an sich ziehen, so wird wenigstens die Vermehrung des deutschen, kriegerischen Volks ge- mindert. Aber das schlimmere ist, die deutschen Bürger möchten gar beym Zunehmen der neuen jüdi- schen abnehmen, und verdrängt werden, denn un- sere Handwerkspursche und Bauren heyrathen nicht so früh als Juden, die bey angewöhnter Armuth auch mit sehr wenigem zufrieden sind, bald würden also die Juden immer mehr von den Handwerkern in dem Lande der Nationalisation an sich bringen, und die Söhne der deutschen Handwerker entweder noch länger unverheyrathet bleiben, oder sich in aus- wärtigen Ländern setzen müssen, es seyn nun, an- dere deutsche Länder, die den Juden nicht so günstig wären, oder Holland, auch England, wo man
schon
gar kein Bedenken dabey. Aber das wird wohl nicht der Fall ſeyn. Eine Nation vermehrt ſich geſchwind, wenn viel Gewerbe viele und fruͤhe Heyrathen ma- chen, (z. E. im Koͤnigreich Preuſſen zwiſchen 1757 und 1762 erſtaunlich, weil der Krieg, und die Ruſſi- ſche Armee, ohne Recruten zu heben, viel Gewerbe machten) oder auch Auslaͤnder herbey ziehen, (bey- des in den engliſchen Colonien in Amerika, bis auf die Zeit der Rebellion,) wenn nun aber in eben dem Staat Juden viel Gewerbe, Ackerbau und Handwerker, an ſich ziehen, ſo wird wenigſtens die Vermehrung des deutſchen, kriegeriſchen Volks ge- mindert. Aber das ſchlimmere iſt, die deutſchen Buͤrger moͤchten gar beym Zunehmen der neuen juͤdi- ſchen abnehmen, und verdraͤngt werden, denn un- ſere Handwerkspurſche und Bauren heyrathen nicht ſo fruͤh als Juden, die bey angewoͤhnter Armuth auch mit ſehr wenigem zufrieden ſind, bald wuͤrden alſo die Juden immer mehr von den Handwerkern in dem Lande der Nationaliſation an ſich bringen, und die Soͤhne der deutſchen Handwerker entweder noch laͤnger unverheyrathet bleiben, oder ſich in aus- waͤrtigen Laͤndern ſetzen muͤſſen, es ſeyn nun, an- dere deutſche Laͤnder, die den Juden nicht ſo guͤnſtig waͤren, oder Holland, auch England, wo man
ſchon
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gar kein Bedenken dabey. Aber das wird wohl nicht
der Fall ſeyn. Eine Nation vermehrt ſich geſchwind,
wenn viel Gewerbe viele und fruͤhe Heyrathen ma-
chen, (z. E. im Koͤnigreich Preuſſen zwiſchen 1757
und 1762 erſtaunlich, weil der Krieg, und die Ruſſi-
ſche Armee, ohne Recruten zu heben, viel Gewerbe
machten) oder auch Auslaͤnder herbey ziehen, (bey-
des in den engliſchen Colonien in Amerika, bis auf
die Zeit der Rebellion,) wenn nun aber in eben
dem Staat Juden viel Gewerbe, Ackerbau und
Handwerker, an ſich ziehen, ſo wird wenigſtens die
Vermehrung des deutſchen, kriegeriſchen Volks ge-
mindert. Aber das ſchlimmere iſt, die deutſchen
Buͤrger moͤchten gar beym Zunehmen der neuen juͤdi-
ſchen abnehmen, und verdraͤngt werden, denn un-
ſere Handwerkspurſche und Bauren heyrathen nicht
ſo fruͤh als Juden, die bey angewoͤhnter Armuth
auch mit ſehr wenigem zufrieden ſind, bald wuͤrden
alſo die Juden immer mehr von den Handwerkern
in dem Lande der Nationaliſation an ſich bringen,
und die Soͤhne der deutſchen Handwerker entweder
noch laͤnger unverheyrathet bleiben, oder ſich in aus-
waͤrtigen Laͤndern ſetzen muͤſſen, es ſeyn nun, an-
dere deutſche Laͤnder, die den Juden nicht ſo guͤnſtig
waͤren, oder Holland, auch England, wo man
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/53>, abgerufen am 24.11.2024.
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