schälle von Frankreich, jedem mit Höflichkeit zuvor kamen, besuchte uns einmal ein bey der Armee ge- brauchter berühmter Jude, (aus Schonung nenne ich ihn nicht) und der dankte nicht, wenn ihn die hiesigen Professoren grüsseten. Dieser Theil des Na- tionalcharacters hat nun in die völlige Naturalisation der Juden wenigstens so fern einen Einfluß, daß der Landesfürst gegen seine angebohrnen Bürger hart handeln würde, den Juden vornehme Bedienungen anvertrauete, oder sie nur deren auf die Zukunft fä- hig machte.
Durch und durch zeiget sich, daß Herr D. gar nicht, wie wol einige andere, solchen Juden meh- rere Rechte zu verschaffen sucht, die blos dem Na- men und Geburt nach Juden sind, von der jüdi- schen Religion aber nichts glauben, wie man es nen- net, Deisten, aber auch vielleicht das nicht sind. Auch hierin stimme ich sehr bey: wenn ich einen Ju- den, wol eigentlich zum Affront seiner Religion, Schweinefleisch essen sehe, so ist es mir, der ich nicht in sein Herz blicken kann, unmöglich, mich auf seinen Eid zu verlassen; beym Juden Eide ist schon ohnehin seit 1800 Jahren so viel zu erinnern gewesen, wenn er aber nicht einmal die jüdische Re- ligion glaubt, und dis, wo es niemand zu wissen
verlangt,
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ſchaͤlle von Frankreich, jedem mit Hoͤflichkeit zuvor kamen, beſuchte uns einmal ein bey der Armee ge- brauchter beruͤhmter Jude, (aus Schonung nenne ich ihn nicht) und der dankte nicht, wenn ihn die hieſigen Profeſſoren gruͤſſeten. Dieſer Theil des Na- tionalcharacters hat nun in die voͤllige Naturaliſation der Juden wenigſtens ſo fern einen Einfluß, daß der Landesfuͤrſt gegen ſeine angebohrnen Buͤrger hart handeln wuͤrde, den Juden vornehme Bedienungen anvertrauete, oder ſie nur deren auf die Zukunft faͤ- hig machte.
Durch und durch zeiget ſich, daß Herr D. gar nicht, wie wol einige andere, ſolchen Juden meh- rere Rechte zu verſchaffen ſucht, die blos dem Na- men und Geburt nach Juden ſind, von der juͤdi- ſchen Religion aber nichts glauben, wie man es nen- net, Deiſten, aber auch vielleicht das nicht ſind. Auch hierin ſtimme ich ſehr bey: wenn ich einen Ju- den, wol eigentlich zum Affront ſeiner Religion, Schweinefleiſch eſſen ſehe, ſo iſt es mir, der ich nicht in ſein Herz blicken kann, unmoͤglich, mich auf ſeinen Eid zu verlaſſen; beym Juden Eide iſt ſchon ohnehin ſeit 1800 Jahren ſo viel zu erinnern geweſen, wenn er aber nicht einmal die juͤdiſche Re- ligion glaubt, und dis, wo es niemand zu wiſſen
verlangt,
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ſchaͤlle von Frankreich, jedem mit Hoͤflichkeit zuvor
kamen, beſuchte uns einmal ein bey der Armee ge-
brauchter beruͤhmter Jude, (aus Schonung nenne
ich ihn nicht) und der dankte nicht, wenn ihn die
hieſigen Profeſſoren gruͤſſeten. Dieſer Theil des Na-
tionalcharacters hat nun in die voͤllige Naturaliſation
der Juden wenigſtens ſo fern einen Einfluß, daß
der Landesfuͤrſt gegen ſeine angebohrnen Buͤrger hart
handeln wuͤrde, den Juden vornehme Bedienungen
anvertrauete, oder ſie nur deren auf die Zukunft faͤ-
hig machte.
Durch und durch zeiget ſich, daß Herr D. gar
nicht, wie wol einige andere, ſolchen Juden meh-
rere Rechte zu verſchaffen ſucht, die blos dem Na-
men und Geburt nach Juden ſind, von der juͤdi-
ſchen Religion aber nichts glauben, wie man es nen-
net, Deiſten, aber auch vielleicht das nicht ſind.
Auch hierin ſtimme ich ſehr bey: wenn ich einen Ju-
den, wol eigentlich zum Affront ſeiner Religion,
Schweinefleiſch eſſen ſehe, ſo iſt es mir, der ich
nicht in ſein Herz blicken kann, unmoͤglich, mich
auf ſeinen Eid zu verlaſſen; beym Juden Eide iſt
ſchon ohnehin ſeit 1800 Jahren ſo viel zu erinnern
geweſen, wenn er aber nicht einmal die juͤdiſche Re-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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