Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.kende Männer, die sich itzt unter ihnen in einem großen jenigen, so unter dem Schutze des Kaisers Joseph II. wohnen. Berlin 1782. bey den Glaubensgenossen des vortreflichen Verfassers Ein- druck machen mögen, dessen Einsicht und Herzen diese kleine ursprünglich hebräische Schrift sehr viel Ehre macht. Bey der Stärke des noch zu herrschenden Vorurtheils ist es nicht befremdend, daß Gesinnungen, wie diese, Hrn. Wessely von einigen jüdischen Eiferern einen sehr heftigen Ta- del und Verdammungsurtheile zugezogen haben. *) Hr. D. hat auch neulich den so unrecht ver-
gessenen Tractatus theologico-politicus dieses gros- sen Mannes wieder in Erinnerung gebracht und dessen Vorrede in den erwähnten Berichten 5tes St. S. 564 u. f. übersetzt. Hr. D. bemerkt mit Recht, daß unsere Zeit Spinoza'n noch nicht hin- ter sich denken müsse; sie ist allerdings mehr, als die seinige, fähig ihn zu verstehen, zu nutzen und zu berichtigen, ohne ihn zu verdammen. kende Maͤnner, die ſich itzt unter ihnen in einem großen jenigen, ſo unter dem Schutze des Kaiſers Joſeph II. wohnen. Berlin 1782. bey den Glaubensgenoſſen des vortreflichen Verfaſſers Ein- druck machen moͤgen, deſſen Einſicht und Herzen dieſe kleine urſpruͤnglich hebraͤiſche Schrift ſehr viel Ehre macht. Bey der Staͤrke des noch zu herrſchenden Vorurtheils iſt es nicht befremdend, daß Geſinnungen, wie dieſe, Hrn. Weſſely von einigen juͤdiſchen Eiferern einen ſehr heftigen Ta- del und Verdammungsurtheile zugezogen haben. *) Hr. D. hat auch neulich den ſo unrecht ver-
geſſenen Tractatus theologico-politicus dieſes groſ- ſen Mannes wieder in Erinnerung gebracht und deſſen Vorrede in den erwaͤhnten Berichten 5tes St. S. 564 u. f. uͤberſetzt. Hr. D. bemerkt mit Recht, daß unſere Zeit Spinoza’n noch nicht hin- ter ſich denken muͤſſe; ſie iſt allerdings mehr, als die ſeinige, faͤhig ihn zu verſtehen, zu nutzen und zu berichtigen, ohne ihn zu verdammen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0360" n="352"/> kende Maͤnner, die ſich itzt unter ihnen in einem<lb/> Verhaͤltniß, das man nicht vermuthen ſollte, wirk-<lb/> lich befinden, <hi rendition="#fr">Spinoza, wohl verſtanden</hi> (wie<lb/> auch Hr. <hi rendition="#fr">D.</hi> erinnert) <hi rendition="#fr">nicht in ſeinem philoſo-<lb/> phiſchem Syſtem, ſondern in ſeiner Freyheit<lb/> zu denken</hi>, zum <hi rendition="#fr">Muſter</hi> nehmen moͤchten <note place="foot" n="*)">Hr. <hi rendition="#fr">D.</hi> hat auch neulich den ſo unrecht ver-<lb/> geſſenen <hi rendition="#aq">Tractatus theologico-politicus</hi> dieſes groſ-<lb/> ſen Mannes wieder in Erinnerung gebracht und<lb/> deſſen Vorrede in den erwaͤhnten <hi rendition="#fr">Berichten</hi> 5tes<lb/> St. S. 564 u. f. uͤberſetzt. Hr. <hi rendition="#fr">D.</hi> bemerkt mit<lb/> Recht, daß unſere Zeit <hi rendition="#fr">Spinoza’n</hi> noch nicht hin-<lb/> ter ſich denken muͤſſe; ſie iſt allerdings mehr, als<lb/> die ſeinige, faͤhig ihn zu verſtehen, zu nutzen und<lb/> zu berichtigen, ohne ihn zu verdammen.</note>.<lb/> Der bloß leidende Zuſtand, welchen dieſe Nation<lb/> ſeit ſo vielen Jahrhunderten ihren Unterdruͤckern ent-<lb/> gegengeſetzt hat, das ganz abgeſtumpfte Gefuͤhl fuͤr<lb/> eignes Elend, der Mangel aller Aufklaͤrung bey dem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">großen</fw><lb/><note xml:id="note-0360" prev="#note-0359" place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">jenigen, ſo unter dem Schutze des Kaiſers<lb/> Joſeph</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">wohnen. Berlin</hi> 1782. bey den<lb/> Glaubensgenoſſen des vortreflichen Verfaſſers Ein-<lb/> druck machen moͤgen, deſſen Einſicht und Herzen<lb/> dieſe kleine urſpruͤnglich hebraͤiſche Schrift ſehr<lb/> viel Ehre macht. Bey der Staͤrke des noch zu<lb/> herrſchenden Vorurtheils iſt es nicht befremdend,<lb/> daß Geſinnungen, wie dieſe, Hrn. <hi rendition="#fr">Weſſely</hi> von<lb/> einigen juͤdiſchen Eiferern einen ſehr heftigen Ta-<lb/> del und Verdammungsurtheile zugezogen haben.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [352/0360]
kende Maͤnner, die ſich itzt unter ihnen in einem
Verhaͤltniß, das man nicht vermuthen ſollte, wirk-
lich befinden, Spinoza, wohl verſtanden (wie
auch Hr. D. erinnert) nicht in ſeinem philoſo-
phiſchem Syſtem, ſondern in ſeiner Freyheit
zu denken, zum Muſter nehmen moͤchten *).
Der bloß leidende Zuſtand, welchen dieſe Nation
ſeit ſo vielen Jahrhunderten ihren Unterdruͤckern ent-
gegengeſetzt hat, das ganz abgeſtumpfte Gefuͤhl fuͤr
eignes Elend, der Mangel aller Aufklaͤrung bey dem
großen
*)
*) Hr. D. hat auch neulich den ſo unrecht ver-
geſſenen Tractatus theologico-politicus dieſes groſ-
ſen Mannes wieder in Erinnerung gebracht und
deſſen Vorrede in den erwaͤhnten Berichten 5tes
St. S. 564 u. f. uͤberſetzt. Hr. D. bemerkt mit
Recht, daß unſere Zeit Spinoza’n noch nicht hin-
ter ſich denken muͤſſe; ſie iſt allerdings mehr, als
die ſeinige, faͤhig ihn zu verſtehen, zu nutzen und
zu berichtigen, ohne ihn zu verdammen.
*) jenigen, ſo unter dem Schutze des Kaiſers
Joſeph II. wohnen. Berlin 1782. bey den
Glaubensgenoſſen des vortreflichen Verfaſſers Ein-
druck machen moͤgen, deſſen Einſicht und Herzen
dieſe kleine urſpruͤnglich hebraͤiſche Schrift ſehr
viel Ehre macht. Bey der Staͤrke des noch zu
herrſchenden Vorurtheils iſt es nicht befremdend,
daß Geſinnungen, wie dieſe, Hrn. Weſſely von
einigen juͤdiſchen Eiferern einen ſehr heftigen Ta-
del und Verdammungsurtheile zugezogen haben.
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