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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

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"anzusehen sind; allein ein solcher Nothfall macht
"eine Ausnahme."

5. "Zwingt man mich zu solchen Ausbrücken,
"denen ich keinen andern Sinn geben kann, so bin
"ich verbunden, die Wahrheit zu gestehen und den
"Schaden, der daraus entstehen, zu ertragen oder
"zu ersetzen.

6. "Ist der Schade unersetzlich, so kann ich den
"Rechtsräuber allenfalls durch einen falschen Eyd
"hintergehen.

7. "Hat aber Jemand ein Recht, von mit ein
"Geständniß zu verlangen, so wird jede Unwahr-
"heit
, deren ich mich bediene, zur Lüge, jeder Eyd,
"bey dem ich die Worte in einem andern, als ge-
"wöhnlichen Sinn nehme, zum Meyneyde."

Nach diesen Grundsätzen kann also ein auch von
einem Christen mit Recht geforderter Eyd, für einen
Juden nie zu den Fällen *) gehören, wo die Rab-

binen
*) Heisler ist vermuthlich durch die bemerkte zwey-
deutige Eisenmengerische Uebersetzung des Worts:
Anass, verleitet worden (S. l. c. p. 26) auch den
Fall mit zu den erlaubten zu rechnen "wenn Jemand
"einem offenbaren Unrecht, so ihm ein Anderer
"thun will, nicht anders als durch einen Eyd ent-
"gehn

„anzuſehen ſind; allein ein ſolcher Nothfall macht
„eine Ausnahme.“

5. „Zwingt man mich zu ſolchen Ausbruͤcken,
„denen ich keinen andern Sinn geben kann, ſo bin
„ich verbunden, die Wahrheit zu geſtehen und den
„Schaden, der daraus entſtehen, zu ertragen oder
„zu erſetzen.

6. „Iſt der Schade unerſetzlich, ſo kann ich den
„Rechtsraͤuber allenfalls durch einen falſchen Eyd
„hintergehen.

7. „Hat aber Jemand ein Recht, von mit ein
„Geſtaͤndniß zu verlangen, ſo wird jede Unwahr-
„heit
, deren ich mich bediene, zur Luͤge, jeder Eyd,
„bey dem ich die Worte in einem andern, als ge-
„woͤhnlichen Sinn nehme, zum Meyneyde.“

Nach dieſen Grundſaͤtzen kann alſo ein auch von
einem Chriſten mit Recht geforderter Eyd, fuͤr einen
Juden nie zu den Faͤllen *) gehoͤren, wo die Rab-

binen
*) Heisler iſt vermuthlich durch die bemerkte zwey-
deutige Eiſenmengeriſche Ueberſetzung des Worts:
Anaſſ, verleitet worden (S. l. c. p. 26) auch den
Fall mit zu den erlaubten zu rechnen „wenn Jemand
„einem offenbaren Unrecht, ſo ihm ein Anderer
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[336/0344] „anzuſehen ſind; allein ein ſolcher Nothfall macht „eine Ausnahme.“ 5. „Zwingt man mich zu ſolchen Ausbruͤcken, „denen ich keinen andern Sinn geben kann, ſo bin „ich verbunden, die Wahrheit zu geſtehen und den „Schaden, der daraus entſtehen, zu ertragen oder „zu erſetzen. 6. „Iſt der Schade unerſetzlich, ſo kann ich den „Rechtsraͤuber allenfalls durch einen falſchen Eyd „hintergehen. 7. „Hat aber Jemand ein Recht, von mit ein „Geſtaͤndniß zu verlangen, ſo wird jede Unwahr- „heit, deren ich mich bediene, zur Luͤge, jeder Eyd, „bey dem ich die Worte in einem andern, als ge- „woͤhnlichen Sinn nehme, zum Meyneyde.“ Nach dieſen Grundſaͤtzen kann alſo ein auch von einem Chriſten mit Recht geforderter Eyd, fuͤr einen Juden nie zu den Faͤllen *) gehoͤren, wo die Rab- binen *) Heisler iſt vermuthlich durch die bemerkte zwey- deutige Eiſenmengeriſche Ueberſetzung des Worts: Anaſſ, verleitet worden (S. l. c. p. 26) auch den Fall mit zu den erlaubten zu rechnen „wenn Jemand „einem offenbaren Unrecht, ſo ihm ein Anderer „thun will, nicht anders als durch einen Eyd ent- „gehn

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Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/344>, abgerufen am 17.05.2024.