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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

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Neue Testament es beweiset, nach welchem in Palä-
stina zahlreiche Heerden Schweine, ohne Zweifel
zum Handel mit Fremden oder nicht israelitischen
Landeseinwohnern, sich fanden. Der Schweine-
handel wird auch itzt unter uns von Juden getrieben,
und dieser ihre Landwirthschaft würde also der
Schweinezucht gar nicht entbehren dürfen. Sie
könnten vielmehr das Schweinefleisch so wie die ihnen
verbotenen Theile anderer Thiere zur Speisung ihres
nicht jüdischen Gesindes gebrauchen, und sie würden
hiebey sogar den Vortheil haben letztere, die eine
bloß jüdische Haushaltung nicht gebrauchen kann,
nutzen zu können. Die Schwierigkeit, ein gemisch-
tes jüdisches und christliches Gesinde auf verschiedene

Art
zeigt wird, daß der Unterschied reiner und unrei-
ner Thiere nichts anders, als die bey allen Völkern
sich findende Sitte in Absicht zur Nahrung gewöhn-
licher und nicht gewöhnlicher Thiere sey, die bey den
Juden von Moses durch gesetzliche Bestätigung bin-
dender und bleibender gemacht worden, und sich theils
aus Nachahmung ähnlicher ägyptischer Sitte, theils
einer im Clima von Palästina gegründeten Diäte-
tick, oder auch aus der Absicht des Gesetzgebers, sein
Volk von den benachbarten immer abgesondert zu
erbalten, erklären lasse.
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Neue Teſtament es beweiſet, nach welchem in Palaͤ-
ſtina zahlreiche Heerden Schweine, ohne Zweifel
zum Handel mit Fremden oder nicht iſraelitiſchen
Landeseinwohnern, ſich fanden. Der Schweine-
handel wird auch itzt unter uns von Juden getrieben,
und dieſer ihre Landwirthſchaft wuͤrde alſo der
Schweinezucht gar nicht entbehren duͤrfen. Sie
koͤnnten vielmehr das Schweinefleiſch ſo wie die ihnen
verbotenen Theile anderer Thiere zur Speiſung ihres
nicht juͤdiſchen Geſindes gebrauchen, und ſie wuͤrden
hiebey ſogar den Vortheil haben letztere, die eine
bloß juͤdiſche Haushaltung nicht gebrauchen kann,
nutzen zu koͤnnen. Die Schwierigkeit, ein gemiſch-
tes juͤdiſches und chriſtliches Geſinde auf verſchiedene

Art
zeigt wird, daß der Unterſchied reiner und unrei-
ner Thiere nichts anders, als die bey allen Voͤlkern
ſich findende Sitte in Abſicht zur Nahrung gewoͤhn-
licher und nicht gewoͤhnlicher Thiere ſey, die bey den
Juden von Moſes durch geſetzliche Beſtaͤtigung bin-
dender und bleibender gemacht worden, und ſich theils
aus Nachahmung aͤhnlicher aͤgyptiſcher Sitte, theils
einer im Clima von Palaͤſtina gegruͤndeten Diaͤte-
tick, oder auch aus der Abſicht des Geſetzgebers, ſein
Volk von den benachbarten immer abgeſondert zu
erbalten, erklaͤren laſſe.
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[261/0269] Neue Teſtament es beweiſet, nach welchem in Palaͤ- ſtina zahlreiche Heerden Schweine, ohne Zweifel zum Handel mit Fremden oder nicht iſraelitiſchen Landeseinwohnern, ſich fanden. Der Schweine- handel wird auch itzt unter uns von Juden getrieben, und dieſer ihre Landwirthſchaft wuͤrde alſo der Schweinezucht gar nicht entbehren duͤrfen. Sie koͤnnten vielmehr das Schweinefleiſch ſo wie die ihnen verbotenen Theile anderer Thiere zur Speiſung ihres nicht juͤdiſchen Geſindes gebrauchen, und ſie wuͤrden hiebey ſogar den Vortheil haben letztere, die eine bloß juͤdiſche Haushaltung nicht gebrauchen kann, nutzen zu koͤnnen. Die Schwierigkeit, ein gemiſch- tes juͤdiſches und chriſtliches Geſinde auf verſchiedene Art *) *) zeigt wird, daß der Unterſchied reiner und unrei- ner Thiere nichts anders, als die bey allen Voͤlkern ſich findende Sitte in Abſicht zur Nahrung gewoͤhn- licher und nicht gewoͤhnlicher Thiere ſey, die bey den Juden von Moſes durch geſetzliche Beſtaͤtigung bin- dender und bleibender gemacht worden, und ſich theils aus Nachahmung aͤhnlicher aͤgyptiſcher Sitte, theils einer im Clima von Palaͤſtina gegruͤndeten Diaͤte- tick, oder auch aus der Abſicht des Geſetzgebers, ſein Volk von den benachbarten immer abgeſondert zu erbalten, erklaͤren laſſe. R 3

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Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/269>, abgerufen am 21.05.2024.