Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein Freund meines Mannes, ein hervorragender
Jurist, überraschte uns eines Mittags, als meine sonst
rühmenswerthe Köchin uns durch ein angebranntes Ge-
richt betrübt hatte. Auf unsern Freund übte gerade
dieses Gericht einen besonderen Zauber aus, und er er-
klärte es für famos. Jch erinnere mich noch wie heut,
es waren Birnen und Klöße.

Dieser Unglückliche, wenn der einmal eine Frau be-
kommt und diese ihm unangebranntes Essen vorsetzt, so
hält er das wahrscheinlich für eine besondere Hausfrauen-
Malice.

Es wäre hier die wichtige Frage aufzuwerfen und
zu entscheiden: Welches ist die bessere Hausfrau? die
ihrem Manne wirklich gutes Essen vorsetzt, oder Die-
jenige, die ihm Speisen bereitet, die seinem Geschmack
entsprechen?

Was meint die geehrte Hausfrau, wenn ihr Gatte
einen schlechten Geschmack hat, ist es ihre Pflicht, ihm
schlechtes Essen vorzusetzen? und hat er einen scheußlichen
Geschmack, muß sie nicht auch versuchen, diesem Geschmack
Rechnung zu tragen?

Ein zweites, die Hausfrau charakterisirendes Laster
ist ihr Mangel an Gastfreundschaft. Jmprovisirte
Besuche sind ihr ein Gräuel.

Machst Du am Nachmittag Deine Aufwartung zu

Ein Freund meines Mannes, ein hervorragender
Jurist, überraschte uns eines Mittags, als meine sonst
rühmenswerthe Köchin uns durch ein angebranntes Ge-
richt betrübt hatte. Auf unsern Freund übte gerade
dieses Gericht einen besonderen Zauber aus, und er er-
klärte es für famos. Jch erinnere mich noch wie heut,
es waren Birnen und Klöße.

Dieser Unglückliche, wenn der einmal eine Frau be-
kommt und diese ihm unangebranntes Essen vorsetzt, so
hält er das wahrscheinlich für eine besondere Hausfrauen-
Malice.

Es wäre hier die wichtige Frage aufzuwerfen und
zu entscheiden: Welches ist die bessere Hausfrau? die
ihrem Manne wirklich gutes Essen vorsetzt, oder Die-
jenige, die ihm Speisen bereitet, die seinem Geschmack
entsprechen?

Was meint die geehrte Hausfrau, wenn ihr Gatte
einen schlechten Geschmack hat, ist es ihre Pflicht, ihm
schlechtes Essen vorzusetzen? und hat er einen scheußlichen
Geschmack, muß sie nicht auch versuchen, diesem Geschmack
Rechnung zu tragen?

Ein zweites, die Hausfrau charakterisirendes Laster
ist ihr Mangel an Gastfreundschaft. Jmprovisirte
Besuche sind ihr ein Gräuel.

Machst Du am Nachmittag Deine Aufwartung zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0095" n="87"/>
            <p>Ein Freund meines Mannes, ein hervorragender<lb/>
Jurist, überraschte uns eines Mittags, als meine sonst<lb/>
rühmenswerthe Köchin uns durch ein angebranntes Ge-<lb/>
richt betrübt hatte. Auf unsern Freund übte gerade<lb/>
dieses Gericht einen besonderen Zauber aus, und er er-<lb/>
klärte es für famos. Jch erinnere mich noch wie heut,<lb/>
es waren Birnen und Klöße.</p><lb/>
            <p>Dieser Unglückliche, wenn der einmal eine Frau be-<lb/>
kommt und diese ihm unangebranntes Essen vorsetzt, so<lb/>
hält er das wahrscheinlich für eine besondere Hausfrauen-<lb/>
Malice.</p><lb/>
            <p>Es wäre hier die wichtige Frage aufzuwerfen und<lb/>
zu entscheiden: Welches ist die bessere Hausfrau? die<lb/>
ihrem Manne wirklich gutes Essen vorsetzt, oder Die-<lb/>
jenige, die ihm Speisen bereitet, die seinem Geschmack<lb/>
entsprechen?</p><lb/>
            <p>Was meint die geehrte Hausfrau, wenn ihr Gatte<lb/>
einen schlechten Geschmack hat, ist es ihre Pflicht, ihm<lb/>
schlechtes Essen vorzusetzen? und hat er einen scheußlichen<lb/>
Geschmack, muß sie nicht auch versuchen, diesem Geschmack<lb/>
Rechnung zu tragen?</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <p>Ein zweites, die Hausfrau charakterisirendes Laster<lb/>
ist ihr <hi rendition="#g">Mangel an Gastfreundschaft</hi>. Jmprovisirte<lb/>
Besuche sind ihr ein Gräuel.</p><lb/>
            <p>Machst Du am Nachmittag Deine Aufwartung zu<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] Ein Freund meines Mannes, ein hervorragender Jurist, überraschte uns eines Mittags, als meine sonst rühmenswerthe Köchin uns durch ein angebranntes Ge- richt betrübt hatte. Auf unsern Freund übte gerade dieses Gericht einen besonderen Zauber aus, und er er- klärte es für famos. Jch erinnere mich noch wie heut, es waren Birnen und Klöße. Dieser Unglückliche, wenn der einmal eine Frau be- kommt und diese ihm unangebranntes Essen vorsetzt, so hält er das wahrscheinlich für eine besondere Hausfrauen- Malice. Es wäre hier die wichtige Frage aufzuwerfen und zu entscheiden: Welches ist die bessere Hausfrau? die ihrem Manne wirklich gutes Essen vorsetzt, oder Die- jenige, die ihm Speisen bereitet, die seinem Geschmack entsprechen? Was meint die geehrte Hausfrau, wenn ihr Gatte einen schlechten Geschmack hat, ist es ihre Pflicht, ihm schlechtes Essen vorzusetzen? und hat er einen scheußlichen Geschmack, muß sie nicht auch versuchen, diesem Geschmack Rechnung zu tragen? Ein zweites, die Hausfrau charakterisirendes Laster ist ihr Mangel an Gastfreundschaft. Jmprovisirte Besuche sind ihr ein Gräuel. Machst Du am Nachmittag Deine Aufwartung zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/95
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/95>, abgerufen am 28.04.2024.