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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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ja nicht übel, aber ich dankte Gott, daß ich endlich das
Geschöpf los wurde." Ein naives Dankopfer an die
Adresse des Gottes, der geboten hat: "Du sollst nicht
falsches Zeugniß ablegen."

Ein mir bekannter Herr kleidete dieses gemeinschäd-
liche Manöver in ein Witzwort, indem er sagte: "Meine
Frau lobt sich immer ihre schlechten Dienstmädchen weg."

Ein anderer beliebter Vorwand der Hausfrau für
ihren Lügenschein ist der: Habe mich so lange mit der
Person quälen müssen, mag die Frau Doktern sich auch
mit ihr quälen. Oder er war diktirt von der Furcht
vor den Vettern und Landsmännern des Mädchens, oder
vor ihrer üblen Nachrede.

Gute Frau, der Verläumdung entgehst Du in keinem
Fall.

Bei mir erkundigte sich einmal eine Dame nach einer
Köchin, die ich, weil des Kochens völlig unkundig, nur
einige Wochen behalten hatte.

Als ich der miethslustigen Dame ehrlich gestand,
Luise könne nicht kochen, antwortete sie mir: "Aber die
Luise habe ihr doch erzählt, daß sie bei mir drei Wochen
hintereinander jeden Tag habe Beefsteaks machen müssen,
und sonst weiter nichts." So rächte sich Luise dafür,
daß ich ihr eines Tages die schwärzlichen und zähen

ja nicht übel, aber ich dankte Gott, daß ich endlich das
Geschöpf los wurde.‟ Ein naives Dankopfer an die
Adresse des Gottes, der geboten hat: „Du sollst nicht
falsches Zeugniß ablegen.‟

Ein mir bekannter Herr kleidete dieses gemeinschäd-
liche Manöver in ein Witzwort, indem er sagte: „Meine
Frau lobt sich immer ihre schlechten Dienstmädchen weg.‟

Ein anderer beliebter Vorwand der Hausfrau für
ihren Lügenschein ist der: Habe mich so lange mit der
Person quälen müssen, mag die Frau Doktern sich auch
mit ihr quälen. Oder er war diktirt von der Furcht
vor den Vettern und Landsmännern des Mädchens, oder
vor ihrer üblen Nachrede.

Gute Frau, der Verläumdung entgehst Du in keinem
Fall.

Bei mir erkundigte sich einmal eine Dame nach einer
Köchin, die ich, weil des Kochens völlig unkundig, nur
einige Wochen behalten hatte.

Als ich der miethslustigen Dame ehrlich gestand,
Luise könne nicht kochen, antwortete sie mir: „Aber die
Luise habe ihr doch erzählt, daß sie bei mir drei Wochen
hintereinander jeden Tag habe Beefsteaks machen müssen,
und sonst weiter nichts.‟ So rächte sich Luise dafür,
daß ich ihr eines Tages die schwärzlichen und zähen

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[74/0082] ja nicht übel, aber ich dankte Gott, daß ich endlich das Geschöpf los wurde.‟ Ein naives Dankopfer an die Adresse des Gottes, der geboten hat: „Du sollst nicht falsches Zeugniß ablegen.‟ Ein mir bekannter Herr kleidete dieses gemeinschäd- liche Manöver in ein Witzwort, indem er sagte: „Meine Frau lobt sich immer ihre schlechten Dienstmädchen weg.‟ Ein anderer beliebter Vorwand der Hausfrau für ihren Lügenschein ist der: Habe mich so lange mit der Person quälen müssen, mag die Frau Doktern sich auch mit ihr quälen. Oder er war diktirt von der Furcht vor den Vettern und Landsmännern des Mädchens, oder vor ihrer üblen Nachrede. Gute Frau, der Verläumdung entgehst Du in keinem Fall. Bei mir erkundigte sich einmal eine Dame nach einer Köchin, die ich, weil des Kochens völlig unkundig, nur einige Wochen behalten hatte. Als ich der miethslustigen Dame ehrlich gestand, Luise könne nicht kochen, antwortete sie mir: „Aber die Luise habe ihr doch erzählt, daß sie bei mir drei Wochen hintereinander jeden Tag habe Beefsteaks machen müssen, und sonst weiter nichts.‟ So rächte sich Luise dafür, daß ich ihr eines Tages die schwärzlichen und zähen

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/82>, abgerufen am 27.04.2024.