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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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ziehung des Kindes nimmt. Und letzteres ist allerdings,
wo es sich um die Erziehung der Mädchen handelt,
das Hergebrachte.

Sobald er aber eine Meinung hat, die von der der
Gattin abweicht, so wird ihr Widerspruch ihm ungereimt,
ja unverschämt erscheinen, und soll nicht das Haus zum
Schauplatz widriger Scenen werden, so muß die Frau
nachgeben, oder, was ebenso häufig geschieht, sie sucht
ihren Zweck durch Hinterthüren, durch Schmeichelei, ver-
stellte Zärtlichkeit u. s. w. zu erreichen.

Wenn wir von den Phrasen absehen, so ist diese
Meinung von dem maßgebenden Willen des Vaters auch
eine allgemein acceptirte. Jch war deshalb gar nicht
erstaunt, als mein sechsjähriges Töchterchen mir eines
Tages eine Arbeit, die ich ihr unterschrieben hatte, mit
dem Bemerken zurückbrachte: Fräulein B. habe gesagt,
die Unterschrift der Mutter gälte nicht, der Vater müsse
unterschreiben.

Nach dieser flüchtigen Skizzirung der Frau als Gattin
und Mutter wende ich mich zu der eigentlichen Haus-
frau, der Vorsteherin des Haushalts.

Unter folgenden Rubriken will ich meine Erfahrungen
über dieselbe dem Leser mittheilen.

1. Was versteht man im Allgemeinen unter einer
guten Hausfrau?

ziehung des Kindes nimmt. Und letzteres ist allerdings,
wo es sich um die Erziehung der Mädchen handelt,
das Hergebrachte.

Sobald er aber eine Meinung hat, die von der der
Gattin abweicht, so wird ihr Widerspruch ihm ungereimt,
ja unverschämt erscheinen, und soll nicht das Haus zum
Schauplatz widriger Scenen werden, so muß die Frau
nachgeben, oder, was ebenso häufig geschieht, sie sucht
ihren Zweck durch Hinterthüren, durch Schmeichelei, ver-
stellte Zärtlichkeit u. s. w. zu erreichen.

Wenn wir von den Phrasen absehen, so ist diese
Meinung von dem maßgebenden Willen des Vaters auch
eine allgemein acceptirte. Jch war deshalb gar nicht
erstaunt, als mein sechsjähriges Töchterchen mir eines
Tages eine Arbeit, die ich ihr unterschrieben hatte, mit
dem Bemerken zurückbrachte: Fräulein B. habe gesagt,
die Unterschrift der Mutter gälte nicht, der Vater müsse
unterschreiben.

Nach dieser flüchtigen Skizzirung der Frau als Gattin
und Mutter wende ich mich zu der eigentlichen Haus-
frau, der Vorsteherin des Haushalts.

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über dieselbe dem Leser mittheilen.

1. Was versteht man im Allgemeinen unter einer
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[53/0061] ziehung des Kindes nimmt. Und letzteres ist allerdings, wo es sich um die Erziehung der Mädchen handelt, das Hergebrachte. Sobald er aber eine Meinung hat, die von der der Gattin abweicht, so wird ihr Widerspruch ihm ungereimt, ja unverschämt erscheinen, und soll nicht das Haus zum Schauplatz widriger Scenen werden, so muß die Frau nachgeben, oder, was ebenso häufig geschieht, sie sucht ihren Zweck durch Hinterthüren, durch Schmeichelei, ver- stellte Zärtlichkeit u. s. w. zu erreichen. Wenn wir von den Phrasen absehen, so ist diese Meinung von dem maßgebenden Willen des Vaters auch eine allgemein acceptirte. Jch war deshalb gar nicht erstaunt, als mein sechsjähriges Töchterchen mir eines Tages eine Arbeit, die ich ihr unterschrieben hatte, mit dem Bemerken zurückbrachte: Fräulein B. habe gesagt, die Unterschrift der Mutter gälte nicht, der Vater müsse unterschreiben. Nach dieser flüchtigen Skizzirung der Frau als Gattin und Mutter wende ich mich zu der eigentlichen Haus- frau, der Vorsteherin des Haushalts. Unter folgenden Rubriken will ich meine Erfahrungen über dieselbe dem Leser mittheilen. 1. Was versteht man im Allgemeinen unter einer guten Hausfrau?

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/61>, abgerufen am 27.04.2024.