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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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nicht sowohl der Liebe, als dem Egoismus und dem
Dünkel.

Die gesellschaftliche Stellung der Frau hängt von
der des Mannes ab, und je eitler, je ehrgeiziger sie ist,
je freudiger, je leidenschaftlicher wird sie von Stufe zu
Stufe den Erfolgen oder Niederlagen ihres Mannes mit
ihrem Kummer oder ihrer Bewunderung folgen.

Oft genug sehen wir Frauen in bitterstem Zorn auf-
flammen über eine Zurücksetzung, die der Gatte vielleicht
mit Recht erfahren, und die ihn selbst nur obenhin be-
rührt hat.

Eine Professorsfrau kann in Entzücken gerathen über
ein gelehrtes Werk ihres Gatten, von dem sie natürlich
nicht ein Wort versteht. Außer dem Mitgenuß am
Ruhm genießt sie noch den schönen Aerger der Frau des
Collegen ihres Mannes.

Nie werde ich den leuchtenden Blick, den majestäti-
schen Gang einer mir bekannten Dame vergessen, als
sie das Theater verließ, in dem man ein Stück ihres
Mannes mit großem Beifall aufgenommen hatte.

Diese kleine, recht ungebildete junge Dame sah ich
später öfter im Theater, mitunter bei Aufführung klassischer
Stücke; stets zuckte es wie Hohn um ihre sonst sanften
Lippen, und geschrieben auf ihrer Stirn stand's leserlich:

Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 3

nicht sowohl der Liebe, als dem Egoismus und dem
Dünkel.

Die gesellschaftliche Stellung der Frau hängt von
der des Mannes ab, und je eitler, je ehrgeiziger sie ist,
je freudiger, je leidenschaftlicher wird sie von Stufe zu
Stufe den Erfolgen oder Niederlagen ihres Mannes mit
ihrem Kummer oder ihrer Bewunderung folgen.

Oft genug sehen wir Frauen in bitterstem Zorn auf-
flammen über eine Zurücksetzung, die der Gatte vielleicht
mit Recht erfahren, und die ihn selbst nur obenhin be-
rührt hat.

Eine Professorsfrau kann in Entzücken gerathen über
ein gelehrtes Werk ihres Gatten, von dem sie natürlich
nicht ein Wort versteht. Außer dem Mitgenuß am
Ruhm genießt sie noch den schönen Aerger der Frau des
Collegen ihres Mannes.

Nie werde ich den leuchtenden Blick, den majestäti-
schen Gang einer mir bekannten Dame vergessen, als
sie das Theater verließ, in dem man ein Stück ihres
Mannes mit großem Beifall aufgenommen hatte.

Diese kleine, recht ungebildete junge Dame sah ich
später öfter im Theater, mitunter bei Aufführung klassischer
Stücke; stets zuckte es wie Hohn um ihre sonst sanften
Lippen, und geschrieben auf ihrer Stirn stand's leserlich:

Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 3
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[33/0041] nicht sowohl der Liebe, als dem Egoismus und dem Dünkel. Die gesellschaftliche Stellung der Frau hängt von der des Mannes ab, und je eitler, je ehrgeiziger sie ist, je freudiger, je leidenschaftlicher wird sie von Stufe zu Stufe den Erfolgen oder Niederlagen ihres Mannes mit ihrem Kummer oder ihrer Bewunderung folgen. Oft genug sehen wir Frauen in bitterstem Zorn auf- flammen über eine Zurücksetzung, die der Gatte vielleicht mit Recht erfahren, und die ihn selbst nur obenhin be- rührt hat. Eine Professorsfrau kann in Entzücken gerathen über ein gelehrtes Werk ihres Gatten, von dem sie natürlich nicht ein Wort versteht. Außer dem Mitgenuß am Ruhm genießt sie noch den schönen Aerger der Frau des Collegen ihres Mannes. Nie werde ich den leuchtenden Blick, den majestäti- schen Gang einer mir bekannten Dame vergessen, als sie das Theater verließ, in dem man ein Stück ihres Mannes mit großem Beifall aufgenommen hatte. Diese kleine, recht ungebildete junge Dame sah ich später öfter im Theater, mitunter bei Aufführung klassischer Stücke; stets zuckte es wie Hohn um ihre sonst sanften Lippen, und geschrieben auf ihrer Stirn stand's leserlich: Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 3

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/41>, abgerufen am 03.12.2024.