Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

der Küche beschäftigt ist und Koch gelernt, oder weil er
an der Nähmaschine sitzt und Schneider gelernt hat.

Ob die Seele der Frau von großen politischen oder
von neuen Puddings-Jdeen glüht, sie bleibt ein Weib,
ob ihr Herz sehnsüchtig einen Sitz im Parlament oder
eine Gerson'sche Mantille erstrebt, sie bleibt ein Weib.

Jch bin übrigens weit entfernt davon, irgend welche
feine Unterschiede der Gehirn- und Nerventhätigkeit in
Bezug auf die beiden Geschlechter leugnen zu wollen.

Jch glaube sogar fest daran.

Jch behaupte nur, der heutige Stand unserer Wissen-
schaft gestattet uns nicht, irgend eine Folgerung aus
dieser erkannten Verschiedenheit zu ziehen, die mehr als
eine Hypothese wäre.

Unsere Gegner aber scheinen ihre phrenologischen
Studien bei Baffard gemacht zu haben.

Wie wär's, wenn sie sich einmal an die ersten
Physiologen Europa's wendeten, um sich sagen zu lassen,
welche Schlüsse zu ziehen seien daraus, daß (wie Burdach
gefunden) Kopf und Gehirn der Frauen zwar etwas
kleiner als beim Manne, aber im Verhältniß zum
übrigen Körper größer und schwerer sei, daß das Ge-
wicht der Schädelknochen sich (nach Sömmering) beim
Weibe wie 1 : 6, beim Manne wie 1 : 8 verhalten.

der Küche beschäftigt ist und Koch gelernt, oder weil er
an der Nähmaschine sitzt und Schneider gelernt hat.

Ob die Seele der Frau von großen politischen oder
von neuen Puddings-Jdeen glüht, sie bleibt ein Weib,
ob ihr Herz sehnsüchtig einen Sitz im Parlament oder
eine Gerson'sche Mantille erstrebt, sie bleibt ein Weib.

Jch bin übrigens weit entfernt davon, irgend welche
feine Unterschiede der Gehirn- und Nerventhätigkeit in
Bezug auf die beiden Geschlechter leugnen zu wollen.

Jch glaube sogar fest daran.

Jch behaupte nur, der heutige Stand unserer Wissen-
schaft gestattet uns nicht, irgend eine Folgerung aus
dieser erkannten Verschiedenheit zu ziehen, die mehr als
eine Hypothese wäre.

Unsere Gegner aber scheinen ihre phrenologischen
Studien bei Baffard gemacht zu haben.

Wie wär's, wenn sie sich einmal an die ersten
Physiologen Europa's wendeten, um sich sagen zu lassen,
welche Schlüsse zu ziehen seien daraus, daß (wie Burdach
gefunden) Kopf und Gehirn der Frauen zwar etwas
kleiner als beim Manne, aber im Verhältniß zum
übrigen Körper größer und schwerer sei, daß das Ge-
wicht der Schädelknochen sich (nach Sömmering) beim
Weibe wie 1 : 6, beim Manne wie 1 : 8 verhalten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0202" n="194"/>
der Küche beschäftigt ist und Koch gelernt, oder weil er<lb/>
an der Nähmaschine sitzt und Schneider gelernt hat.</p><lb/>
          <p>Ob die Seele der Frau von großen politischen oder<lb/>
von neuen Puddings-Jdeen glüht, sie bleibt ein Weib,<lb/>
ob ihr Herz sehnsüchtig einen Sitz im Parlament oder<lb/>
eine Gerson'sche Mantille erstrebt, sie bleibt ein Weib.</p><lb/>
          <p>Jch bin übrigens weit entfernt davon, irgend welche<lb/>
feine Unterschiede der Gehirn- und Nerventhätigkeit in<lb/>
Bezug auf die beiden Geschlechter leugnen zu wollen.</p><lb/>
          <p>Jch glaube sogar fest daran.</p><lb/>
          <p>Jch behaupte nur, der heutige Stand unserer Wissen-<lb/>
schaft gestattet uns nicht, irgend eine Folgerung aus<lb/>
dieser erkannten Verschiedenheit zu ziehen, die mehr als<lb/>
eine Hypothese wäre.</p><lb/>
          <p>Unsere Gegner aber scheinen ihre phrenologischen<lb/>
Studien bei Baffard gemacht zu haben.</p><lb/>
          <p>Wie wär's, wenn sie sich einmal an die ersten<lb/>
Physiologen Europa's wendeten, um sich sagen zu lassen,<lb/>
welche Schlüsse zu ziehen seien daraus, daß (wie Burdach<lb/>
gefunden) Kopf und Gehirn der Frauen zwar etwas<lb/>
kleiner als beim Manne, aber im Verhältniß zum<lb/>
übrigen Körper größer und schwerer sei, daß das Ge-<lb/>
wicht der Schädelknochen sich (nach Sömmering) beim<lb/>
Weibe wie 1 : 6, beim Manne wie 1 : 8 verhalten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0202] der Küche beschäftigt ist und Koch gelernt, oder weil er an der Nähmaschine sitzt und Schneider gelernt hat. Ob die Seele der Frau von großen politischen oder von neuen Puddings-Jdeen glüht, sie bleibt ein Weib, ob ihr Herz sehnsüchtig einen Sitz im Parlament oder eine Gerson'sche Mantille erstrebt, sie bleibt ein Weib. Jch bin übrigens weit entfernt davon, irgend welche feine Unterschiede der Gehirn- und Nerventhätigkeit in Bezug auf die beiden Geschlechter leugnen zu wollen. Jch glaube sogar fest daran. Jch behaupte nur, der heutige Stand unserer Wissen- schaft gestattet uns nicht, irgend eine Folgerung aus dieser erkannten Verschiedenheit zu ziehen, die mehr als eine Hypothese wäre. Unsere Gegner aber scheinen ihre phrenologischen Studien bei Baffard gemacht zu haben. Wie wär's, wenn sie sich einmal an die ersten Physiologen Europa's wendeten, um sich sagen zu lassen, welche Schlüsse zu ziehen seien daraus, daß (wie Burdach gefunden) Kopf und Gehirn der Frauen zwar etwas kleiner als beim Manne, aber im Verhältniß zum übrigen Körper größer und schwerer sei, daß das Ge- wicht der Schädelknochen sich (nach Sömmering) beim Weibe wie 1 : 6, beim Manne wie 1 : 8 verhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/202
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/202>, abgerufen am 28.04.2024.