Mann irgend welche Neugierde verrathen hätte, die Be- kanntschaft dieses Jdeals zu machen.
Jch wünschte, der liebe Gott erfüllte einmal die ge- heuchelte Sehnsucht der Männer nach den Madonnen- Jdealen und verwandelte über Nacht alle Frauen in sanfte, bescheidene, fügsame Hausfrauenseelen, es würde ihnen klar werden, was dabei herauskäme, wenn das ganze weibliche Geschlecht von einem und demselben Charakter besessen wäre.
Knieend würden die Männer ihr Phrasenthum ab- schwören und den lieben Gott himmelhoch bitten, doch wie vordem der Natur ihren Lauf zu lassen.
Die Geschlechter verwischen! Ein Hanswurst muß zuerst diesen Einfall gehabt haben.
Würde man mich nicht für blödsinnig halten, wollte ich behaupten, der Mann hört auf Mann zu sein, wenn er sich nicht heißspornig, muthschnaubend und thatendurstig zeigt.
Jst ein Mann etwa weniger ein Mann, wenn er sanft und bescheiden ist, voll Aufopferung und liebe- vollen Gemüths?
Die besten aller Menschen sind stets bescheiden, voll Aufopferung und Liebe.
Hört der Mann auf ein Mann zu sein, weil er in
Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 13
Mann irgend welche Neugierde verrathen hätte, die Be- kanntschaft dieses Jdeals zu machen.
Jch wünschte, der liebe Gott erfüllte einmal die ge- heuchelte Sehnsucht der Männer nach den Madonnen- Jdealen und verwandelte über Nacht alle Frauen in sanfte, bescheidene, fügsame Hausfrauenseelen, es würde ihnen klar werden, was dabei herauskäme, wenn das ganze weibliche Geschlecht von einem und demselben Charakter besessen wäre.
Knieend würden die Männer ihr Phrasenthum ab- schwören und den lieben Gott himmelhoch bitten, doch wie vordem der Natur ihren Lauf zu lassen.
Die Geschlechter verwischen! Ein Hanswurst muß zuerst diesen Einfall gehabt haben.
Würde man mich nicht für blödsinnig halten, wollte ich behaupten, der Mann hört auf Mann zu sein, wenn er sich nicht heißspornig, muthschnaubend und thatendurstig zeigt.
Jst ein Mann etwa weniger ein Mann, wenn er sanft und bescheiden ist, voll Aufopferung und liebe- vollen Gemüths?
Die besten aller Menschen sind stets bescheiden, voll Aufopferung und Liebe.
Hört der Mann auf ein Mann zu sein, weil er in
Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 13
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0201"n="193"/>
Mann irgend welche Neugierde verrathen hätte, die Be-<lb/>
kanntschaft dieses Jdeals zu machen.</p><lb/><p>Jch wünschte, der liebe Gott erfüllte einmal die ge-<lb/>
heuchelte Sehnsucht der Männer nach den Madonnen-<lb/>
Jdealen und verwandelte über Nacht alle Frauen in<lb/>
sanfte, bescheidene, fügsame Hausfrauenseelen, es würde<lb/>
ihnen klar werden, was dabei herauskäme, wenn das<lb/>
ganze weibliche Geschlecht von einem und demselben<lb/>
Charakter besessen wäre.</p><lb/><p>Knieend würden die Männer ihr Phrasenthum ab-<lb/>
schwören und den lieben Gott himmelhoch bitten, doch<lb/>
wie vordem der Natur ihren Lauf zu lassen.</p><lb/><p>Die Geschlechter verwischen! Ein Hanswurst muß<lb/>
zuerst diesen Einfall gehabt haben.</p><lb/><p>Würde man mich nicht für blödsinnig halten, wollte<lb/>
ich behaupten, der Mann hört auf Mann zu sein,<lb/>
wenn er sich nicht heißspornig, muthschnaubend und<lb/>
thatendurstig zeigt.</p><lb/><p>Jst ein Mann etwa weniger ein Mann, wenn er<lb/>
sanft und bescheiden ist, voll Aufopferung und liebe-<lb/>
vollen Gemüths?</p><lb/><p>Die besten aller Menschen sind stets bescheiden, voll<lb/>
Aufopferung und Liebe.</p><lb/><p>Hört der Mann auf ein Mann zu sein, weil er in<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Dohm</hi>, Der Jesuitismus im Hausstande. 13</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[193/0201]
Mann irgend welche Neugierde verrathen hätte, die Be-
kanntschaft dieses Jdeals zu machen.
Jch wünschte, der liebe Gott erfüllte einmal die ge-
heuchelte Sehnsucht der Männer nach den Madonnen-
Jdealen und verwandelte über Nacht alle Frauen in
sanfte, bescheidene, fügsame Hausfrauenseelen, es würde
ihnen klar werden, was dabei herauskäme, wenn das
ganze weibliche Geschlecht von einem und demselben
Charakter besessen wäre.
Knieend würden die Männer ihr Phrasenthum ab-
schwören und den lieben Gott himmelhoch bitten, doch
wie vordem der Natur ihren Lauf zu lassen.
Die Geschlechter verwischen! Ein Hanswurst muß
zuerst diesen Einfall gehabt haben.
Würde man mich nicht für blödsinnig halten, wollte
ich behaupten, der Mann hört auf Mann zu sein,
wenn er sich nicht heißspornig, muthschnaubend und
thatendurstig zeigt.
Jst ein Mann etwa weniger ein Mann, wenn er
sanft und bescheiden ist, voll Aufopferung und liebe-
vollen Gemüths?
Die besten aller Menschen sind stets bescheiden, voll
Aufopferung und Liebe.
Hört der Mann auf ein Mann zu sein, weil er in
Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 13
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/201>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.