Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun bitte ich mir ohne Umschweife eine klare Ant-
wort auf folgende klare Frage aus:

Was ist zarter und weiblicher: Briefe zu expediren, zu
malen, Gottes Wort von der Kanzel zu verkündigen,
Bücher zu führen oder zu schreiben, meinetwegen Recht
zu sprechen vor Gericht oder Hühner abthun, mit den
Lilienfingern in schmutziger Wäsche herumklauben, Kasse-
rolen und Kessel in der Küche schwingen, mit nackten
Armen, hochrothen Gesichts, in gewaltigen Waschzubern
umherrudern und hinter den Dienstboten herblaffen!
(Jch schalte hier ein, daß man in Deutschland unter der
idealen Frau, der Frau wie sie sein soll, nicht etwa die
elegante, nichtsthuende Salondame, sondern einzig und
allein die arbeitsame, die gute Hausfrau versteht, die
überall selbst mit zugreift; ich übertreibe also in keiner
Weise.)

Wer gleicht mehr einer Amazone:

Madame mit dem Besen und fliegenden Hauben-
bändern, Madame auf der Leiter, Madame, gewaltige
Laken über die Leine schlagend, Madame, die eine blu-
tige Leber häutet und mit der Hökerin um ein paar
Groschen feilscht, oder die Frau, die im stillen Gemach
studirt oder öffentlich über ideale Dinge spricht, die die
Künste pflegt oder ruhig im Comptoir sitzt? Jch bitte
um Antwort.

Nun bitte ich mir ohne Umschweife eine klare Ant-
wort auf folgende klare Frage aus:

Was ist zarter und weiblicher: Briefe zu expediren, zu
malen, Gottes Wort von der Kanzel zu verkündigen,
Bücher zu führen oder zu schreiben, meinetwegen Recht
zu sprechen vor Gericht oder Hühner abthun, mit den
Lilienfingern in schmutziger Wäsche herumklauben, Kasse-
rolen und Kessel in der Küche schwingen, mit nackten
Armen, hochrothen Gesichts, in gewaltigen Waschzubern
umherrudern und hinter den Dienstboten herblaffen!
(Jch schalte hier ein, daß man in Deutschland unter der
idealen Frau, der Frau wie sie sein soll, nicht etwa die
elegante, nichtsthuende Salondame, sondern einzig und
allein die arbeitsame, die gute Hausfrau versteht, die
überall selbst mit zugreift; ich übertreibe also in keiner
Weise.)

Wer gleicht mehr einer Amazone:

Madame mit dem Besen und fliegenden Hauben-
bändern, Madame auf der Leiter, Madame, gewaltige
Laken über die Leine schlagend, Madame, die eine blu-
tige Leber häutet und mit der Hökerin um ein paar
Groschen feilscht, oder die Frau, die im stillen Gemach
studirt oder öffentlich über ideale Dinge spricht, die die
Künste pflegt oder ruhig im Comptoir sitzt? Jch bitte
um Antwort.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0159" n="151"/>
          <p>Nun bitte ich mir ohne Umschweife eine klare Ant-<lb/>
wort auf folgende klare Frage aus:</p><lb/>
          <p>Was ist zarter und weiblicher: Briefe zu expediren, zu<lb/>
malen, Gottes Wort von der Kanzel zu verkündigen,<lb/>
Bücher zu führen oder zu schreiben, meinetwegen Recht<lb/>
zu sprechen vor Gericht oder Hühner abthun, mit den<lb/>
Lilienfingern in schmutziger Wäsche herumklauben, Kasse-<lb/>
rolen und Kessel in der Küche schwingen, mit nackten<lb/>
Armen, hochrothen Gesichts, in gewaltigen Waschzubern<lb/>
umherrudern und hinter den Dienstboten herblaffen!<lb/>
(Jch schalte hier ein, daß man in Deutschland unter der<lb/>
idealen Frau, der Frau wie sie sein soll, nicht etwa die<lb/>
elegante, nichtsthuende Salondame, sondern einzig und<lb/>
allein die arbeitsame, die gute Hausfrau versteht, die<lb/>
überall selbst mit zugreift; ich übertreibe also in keiner<lb/>
Weise.)</p><lb/>
          <p>Wer gleicht mehr einer Amazone:</p><lb/>
          <p>Madame mit dem Besen und fliegenden Hauben-<lb/>
bändern, Madame auf der Leiter, Madame, gewaltige<lb/>
Laken über die Leine schlagend, Madame, die eine blu-<lb/>
tige Leber häutet und mit der Hökerin um ein paar<lb/>
Groschen feilscht, oder die Frau, die im stillen Gemach<lb/>
studirt oder öffentlich über ideale Dinge spricht, die die<lb/>
Künste pflegt oder ruhig im Comptoir sitzt? Jch bitte<lb/>
um Antwort.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0159] Nun bitte ich mir ohne Umschweife eine klare Ant- wort auf folgende klare Frage aus: Was ist zarter und weiblicher: Briefe zu expediren, zu malen, Gottes Wort von der Kanzel zu verkündigen, Bücher zu führen oder zu schreiben, meinetwegen Recht zu sprechen vor Gericht oder Hühner abthun, mit den Lilienfingern in schmutziger Wäsche herumklauben, Kasse- rolen und Kessel in der Küche schwingen, mit nackten Armen, hochrothen Gesichts, in gewaltigen Waschzubern umherrudern und hinter den Dienstboten herblaffen! (Jch schalte hier ein, daß man in Deutschland unter der idealen Frau, der Frau wie sie sein soll, nicht etwa die elegante, nichtsthuende Salondame, sondern einzig und allein die arbeitsame, die gute Hausfrau versteht, die überall selbst mit zugreift; ich übertreibe also in keiner Weise.) Wer gleicht mehr einer Amazone: Madame mit dem Besen und fliegenden Hauben- bändern, Madame auf der Leiter, Madame, gewaltige Laken über die Leine schlagend, Madame, die eine blu- tige Leber häutet und mit der Hökerin um ein paar Groschen feilscht, oder die Frau, die im stillen Gemach studirt oder öffentlich über ideale Dinge spricht, die die Künste pflegt oder ruhig im Comptoir sitzt? Jch bitte um Antwort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/159
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/159>, abgerufen am 27.11.2024.