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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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glaube kaum, daß Sie in diesem Fall den Tadel oder
Spott der Welt zu fürchten hätten.

Selbstverständlich sind nicht alle Hausfrauen, wie
ich sie geschildert habe. Es giebt glücklicherweise manche
Ausnahmen. Jch selber kenne einige Frauen von Land-
predigern z. B., die wie Veilchen neben ihren Schwestern,
den Klatschrosen, blühen; milde, engelhafte Frauenbilder,
die ihre bescheidene Arbeit bescheiden thun, und die mit
ihrem lieblichen Wesen selbst über den tiefsten Waschkeller
und den einfachsten Kohl Behagen verbreiten. Sie
gleichen jenen persischen Rosen, deren Duft sich Allen
mittheilt, die mit ihnen in Berührung kommen.

Es liegt aber gar kein Grund vor, diese Seelenlieb-
lichkeit, deren einzige Quelle die Herzensgüte ist, auf
Feuerheerd und Waschfaß zurückführen zu wollen. Welche
Beschäftigung diesen Frauen auch zugefallen wäre, ein
Schimmer ihrer Herzinnigkeit würde selbst die niedrigste
verklärt haben.

Uebrigens trifft keine Hausfrau ein Vorwurf, daß
ihr Thun nur ein bescheidenes und untergeordnetes ist.
Sie steht eben auf dem Platz, auf den Schicksal und
Vorurtheil sie gewiesen.

Was wir aber zurückweisen mit aller Energie, das
ist ihr pharisäischer Hochmuth.

Niemand hat etwas dagegen, wenn die Gute in ihrer

glaube kaum, daß Sie in diesem Fall den Tadel oder
Spott der Welt zu fürchten hätten.

Selbstverständlich sind nicht alle Hausfrauen, wie
ich sie geschildert habe. Es giebt glücklicherweise manche
Ausnahmen. Jch selber kenne einige Frauen von Land-
predigern z. B., die wie Veilchen neben ihren Schwestern,
den Klatschrosen, blühen; milde, engelhafte Frauenbilder,
die ihre bescheidene Arbeit bescheiden thun, und die mit
ihrem lieblichen Wesen selbst über den tiefsten Waschkeller
und den einfachsten Kohl Behagen verbreiten. Sie
gleichen jenen persischen Rosen, deren Duft sich Allen
mittheilt, die mit ihnen in Berührung kommen.

Es liegt aber gar kein Grund vor, diese Seelenlieb-
lichkeit, deren einzige Quelle die Herzensgüte ist, auf
Feuerheerd und Waschfaß zurückführen zu wollen. Welche
Beschäftigung diesen Frauen auch zugefallen wäre, ein
Schimmer ihrer Herzinnigkeit würde selbst die niedrigste
verklärt haben.

Uebrigens trifft keine Hausfrau ein Vorwurf, daß
ihr Thun nur ein bescheidenes und untergeordnetes ist.
Sie steht eben auf dem Platz, auf den Schicksal und
Vorurtheil sie gewiesen.

Was wir aber zurückweisen mit aller Energie, das
ist ihr pharisäischer Hochmuth.

Niemand hat etwas dagegen, wenn die Gute in ihrer

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[119/0127] glaube kaum, daß Sie in diesem Fall den Tadel oder Spott der Welt zu fürchten hätten. Selbstverständlich sind nicht alle Hausfrauen, wie ich sie geschildert habe. Es giebt glücklicherweise manche Ausnahmen. Jch selber kenne einige Frauen von Land- predigern z. B., die wie Veilchen neben ihren Schwestern, den Klatschrosen, blühen; milde, engelhafte Frauenbilder, die ihre bescheidene Arbeit bescheiden thun, und die mit ihrem lieblichen Wesen selbst über den tiefsten Waschkeller und den einfachsten Kohl Behagen verbreiten. Sie gleichen jenen persischen Rosen, deren Duft sich Allen mittheilt, die mit ihnen in Berührung kommen. Es liegt aber gar kein Grund vor, diese Seelenlieb- lichkeit, deren einzige Quelle die Herzensgüte ist, auf Feuerheerd und Waschfaß zurückführen zu wollen. Welche Beschäftigung diesen Frauen auch zugefallen wäre, ein Schimmer ihrer Herzinnigkeit würde selbst die niedrigste verklärt haben. Uebrigens trifft keine Hausfrau ein Vorwurf, daß ihr Thun nur ein bescheidenes und untergeordnetes ist. Sie steht eben auf dem Platz, auf den Schicksal und Vorurtheil sie gewiesen. Was wir aber zurückweisen mit aller Energie, das ist ihr pharisäischer Hochmuth. Niemand hat etwas dagegen, wenn die Gute in ihrer

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/127>, abgerufen am 24.11.2024.