im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm- recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu- schließen.
Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je- mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen!
Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte glücklich ist zu gehorchen.
Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter- liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli- tischen Weibern drohen.
Also - vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell- schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl vor der - Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren schwarzen Charakter bereuen.
Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck- mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen- schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die
im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm- recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu- schließen.
Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je- mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen!
Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte glücklich ist zu gehorchen.
Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter- liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli- tischen Weibern drohen.
Also – vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell- schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl vor der – Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren schwarzen Charakter bereuen.
Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck- mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen- schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0125"n="117"/>
im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm-<lb/>
recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu-<lb/>
schließen.</p><p>Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je-<lb/>
mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen!</p><lb/><p>Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch<lb/>
begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für<lb/>
den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte<lb/>
glücklich ist zu gehorchen.</p><lb/><p>Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht<lb/>
wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter-<lb/>
liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli-<lb/>
tischen Weibern drohen.</p><lb/><p>Also – vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch<lb/>
ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell-<lb/>
schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch<lb/>
darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß<lb/>
Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl<lb/>
vor der – Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren<lb/>
schwarzen Charakter bereuen.</p><lb/><p>Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck-<lb/>
mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der<lb/>
Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen-<lb/>
schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur<lb/>
hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die<lb/> </p></div></body></text></TEI>
[117/0125]
im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm-
recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu-
schließen.
Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je-
mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen!
Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch
begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für
den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte
glücklich ist zu gehorchen.
Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht
wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter-
liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli-
tischen Weibern drohen.
Also – vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch
ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell-
schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch
darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß
Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl
vor der – Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren
schwarzen Charakter bereuen.
Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck-
mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der
Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen-
schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur
hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-04-07T16:13:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-04-07T16:13:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/125>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.