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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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XII. Anno 1427. den 15. May belagerten die Hußiten den Lauban/ eroberten ihn den Freytag vor Cantate, und erwürgten alles im ersten Grimm/ was sie ergriffen / die Priester/ Schuldiener/ Schüler und gemein Volck/ so ihre Zuflucht in die Kirche genommen und daselbst das Salve Regina Misericordiae gesungen/ wurden in derselben vor dem hohen Altar enthäuptet/ und lagen in ihren Blut. Jeremias Groll der Pfarrer/ der das Volck von der Kirchen herab tröstete/ wurde von denen Hußiten herunter geholet/ mit Händ und Füssen an 4. Pferde gebunden/ und in Stücke zerrissen.

Merckwürdig ist es/ daß ein Schüler Andreas Kracker unter des Cantoris Mantel gekrochen undsich verborgen/ mit nieder gefallen/ sich tod gestellet und beym Leben erhalten worden/ als er das Getümmel nicht mehr gehöret/ ist er hervor gekrochen/ hat die Krösilein Brod bey denen Todten gesucht und drey Tage lang sein Leben bey denselben gefristet. Dieser ist nachmahls ein Altarist zu Löwenberg gewesen.

Das vergossene Blut hat man in Töpfe gesammlet/ zum Gedächtniß hinter das Altar in ein Loch gesetzet/ daß es denen Nachkommen hat können gewiesen werden.

Roch in denen denckwürdigen Geschichten des Marggrafthums Lausitz/ pag. 362.

XIII. Den 14. May 1610. ist Henricus IV. König in Franckreich in seiner Gutschen zu Paris von Frantz Ravaillac mit einem langen darzu gemachten Messer durch einen zwischen der fünfften und sechsten Ripp gegebenen Stich ermordet worden.

Sein Urthel lautete also:

Weil zu recht angeklagter und überzeugter Ravaillac Crimen laesae divinae & humanae Majestatis, in den allerhöchsten Grad, wegen des abscheulichen und verfluchten/ an der Person Heinrichen des Vierdten Königs in Franckreich/ sc. hochmilter und Christseligster Gedächtniß/ begangen/ derowegen zu Straff solcher grausamen Unthat das Parlement ihn verdammet mit diesem/ daß er

1. Vor der fürnehmsten Kirchen zu Paris Poenitenz thun soll/ dergestalt daß man ihn nackent in seinem Hembd auf einen Karren führen und eine Wachskertze von 2. Pfunden in die Hand geben/ und er allda offentlich sagen und bekennen solle / daß er verrätherischer Weise solchen abscheulichen und verfluchten Mord begangen / und den König mit tödlichen Stich eines Messers ümgebracht habe/ und bitte GOtt/ den König und Justiz umb Verzeihung.

XII. Anno 1427. den 15. May belagerten die Hußiten den Lauban/ eroberten ihn den Freytag vor Cantate, und erwürgten alles im ersten Grimm/ was sie ergriffen / die Priester/ Schuldiener/ Schüler und gemein Volck/ so ihre Zuflucht in die Kirche genommen und daselbst das Salve Regina Misericordiae gesungen/ wurden in derselben vor dem hohen Altar enthäuptet/ und lagen in ihren Blut. Jeremias Groll der Pfarrer/ der das Volck von der Kirchen herab tröstete/ wurde von denen Hußiten herunter geholet/ mit Händ und Füssen an 4. Pferde gebunden/ und in Stücke zerrissen.

Merckwürdig ist es/ daß ein Schüler Andreas Kracker unter des Cantoris Mantel gekrochen undsich verborgen/ mit nieder gefallen/ sich tod gestellet und beym Leben erhalten worden/ als er das Getümmel nicht mehr gehöret/ ist er hervor gekrochen/ hat die Krösilein Brod bey denen Todten gesucht und drey Tage lang sein Leben bey denselben gefristet. Dieser ist nachmahls ein Altarist zu Löwenberg gewesen.

Das vergossene Blut hat man in Töpfe gesammlet/ zum Gedächtniß hinter das Altar in ein Loch gesetzet/ daß es denen Nachkommen hat können gewiesen werden.

Roch in denen denckwürdigen Geschichten des Marggrafthums Lausitz/ pag. 362.

XIII. Den 14. May 1610. ist Henricus IV. König in Franckreich in seiner Gutschen zu Paris von Frantz Ravaillac mit einem langen darzu gemachten Messer durch einen zwischen der fünfften und sechsten Ripp gegebenen Stich ermordet worden.

Sein Urthel lautete also:

Weil zu recht angeklagter und überzeugter Ravaillac Crimen laesae divinae & humanae Majestatis, in den allerhöchsten Grad, wegen des abscheulichen und verfluchten/ an der Person Heinrichen des Vierdten Königs in Franckreich/ sc. hochmilter und Christseligster Gedächtniß/ begangen/ derowegen zu Straff solcher grausamen Unthat das Parlement ihn verdammet mit diesem/ daß er

1. Vor der fürnehmsten Kirchen zu Paris Poenitenz thun soll/ dergestalt daß man ihn nackent in seinem Hembd auf einen Karren führen und eine Wachskertze von 2. Pfunden in die Hand geben/ und er allda offentlich sagen und bekennen solle / daß er verrätherischer Weise solchen abscheulichen und verfluchten Mord begangen / und den König mit tödlichen Stich eines Messers ümgebracht habe/ und bitte GOtt/ den König und Justiz umb Verzeihung.

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        <p>Das vergossene Blut hat man in Töpfe gesammlet/ zum Gedächtniß hinter das Altar                      in ein Loch gesetzet/ daß es denen Nachkommen hat können gewiesen werden.</p>
        <p>Roch in denen denckwürdigen Geschichten des Marggrafthums Lausitz/ pag. 362.</p>
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        <p>1. Vor der fürnehmsten Kirchen zu Paris Poenitenz thun soll/ dergestalt daß man                      ihn nackent in seinem Hembd auf einen Karren führen und eine Wachskertze von 2.                      Pfunden in die Hand geben/ und er allda offentlich sagen und bekennen solle /                      daß er verrätherischer Weise solchen abscheulichen und verfluchten Mord begangen                     / und den König mit tödlichen Stich eines Messers ümgebracht habe/ und bitte                      GOtt/ den König und Justiz umb Verzeihung.</p>
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[380/0390] XII. Anno 1427. den 15. May belagerten die Hußiten den Lauban/ eroberten ihn den Freytag vor Cantate, und erwürgten alles im ersten Grimm/ was sie ergriffen / die Priester/ Schuldiener/ Schüler und gemein Volck/ so ihre Zuflucht in die Kirche genommen und daselbst das Salve Regina Misericordiae gesungen/ wurden in derselben vor dem hohen Altar enthäuptet/ und lagen in ihren Blut. Jeremias Groll der Pfarrer/ der das Volck von der Kirchen herab tröstete/ wurde von denen Hußiten herunter geholet/ mit Händ und Füssen an 4. Pferde gebunden/ und in Stücke zerrissen. Merckwürdig ist es/ daß ein Schüler Andreas Kracker unter des Cantoris Mantel gekrochen undsich verborgen/ mit nieder gefallen/ sich tod gestellet und beym Leben erhalten worden/ als er das Getümmel nicht mehr gehöret/ ist er hervor gekrochen/ hat die Krösilein Brod bey denen Todten gesucht und drey Tage lang sein Leben bey denselben gefristet. Dieser ist nachmahls ein Altarist zu Löwenberg gewesen. Das vergossene Blut hat man in Töpfe gesammlet/ zum Gedächtniß hinter das Altar in ein Loch gesetzet/ daß es denen Nachkommen hat können gewiesen werden. Roch in denen denckwürdigen Geschichten des Marggrafthums Lausitz/ pag. 362. XIII. Den 14. May 1610. ist Henricus IV. König in Franckreich in seiner Gutschen zu Paris von Frantz Ravaillac mit einem langen darzu gemachten Messer durch einen zwischen der fünfften und sechsten Ripp gegebenen Stich ermordet worden. Sein Urthel lautete also: Weil zu recht angeklagter und überzeugter Ravaillac Crimen laesae divinae & humanae Majestatis, in den allerhöchsten Grad, wegen des abscheulichen und verfluchten/ an der Person Heinrichen des Vierdten Königs in Franckreich/ sc. hochmilter und Christseligster Gedächtniß/ begangen/ derowegen zu Straff solcher grausamen Unthat das Parlement ihn verdammet mit diesem/ daß er 1. Vor der fürnehmsten Kirchen zu Paris Poenitenz thun soll/ dergestalt daß man ihn nackent in seinem Hembd auf einen Karren führen und eine Wachskertze von 2. Pfunden in die Hand geben/ und er allda offentlich sagen und bekennen solle / daß er verrätherischer Weise solchen abscheulichen und verfluchten Mord begangen / und den König mit tödlichen Stich eines Messers ümgebracht habe/ und bitte GOtt/ den König und Justiz umb Verzeihung.

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/390>, abgerufen am 24.11.2024.