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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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XXV. Anno 1490. hatten ihnen zwey von Adel Padwinsky und Alexander nebst etlichen Bürgern vorgenommen König Uladislaum IV. in Böhmen umbzubringen/ so bald der König solches erfahren/ hat er sie gefangen nehmen/ auf das Schloß führen / über den Ratschin viertheilen/ und die Bürger/ so hierum Wissenschafft getragen/ enthaupten lassen.

Henr. Roch in der Neuen Böhmischen Chronic. pag. 40.

XXVI. Im Jahr 1455. begab sich ein wunderbarer Menscher-Diebstahl in Meissen. Ein Edelmann Cuntz von Kaufung/ der ein guter Soldat/ und Churfürst Friderichen dem andern zu Sachsen im Kriege gedienet hatte/ ward von den Feinden gefangen / Hertzog Friederich ob er wohl die andern Gefangenen lösete/ wolte doch diesen Cunzen von Kaufungen nicht ranzioniren/ also muste sich der gute Cunz selbst lösen/ drauf ihm alle sein Gut entgieng. Da er nun ledig ward/ suchte er die Wiedererstattung bey dem Chur-Fürsten etliche mahl aber alles vergebens. Da erdachte er eine List/ wie er sich seines Schadens möchte erholen. Es wurden auf dem Schloß zu Altenburg in Meissen die zween junge Herren/ Ernestus und Albertus Churfürst Friederichs Söhne/ erzogen. Diese nahm ihm Cunz für hinweg zu führen. Den 7. Julii/ als der Churfürst mit seiner gantzen Hoffhaltung zu Leipzig war/ und sich da lustig machte/ kam Cunz von Kaufung in der Nacht vor das Schloß/ und dem er von dem Koch darinnen Nachricht empfangen/ schlug er mit Hülff desselben die Leiter an/ kam in der Jungen Herren Cammer/ ergriff die Junge Fürsten/ drohete ihnen den Tod/ wann sie umb Hülff schreyen würden / band sie alle beyde/ ließ sie and Seilern/ mit Hülff seiner Gesellen/ zum Fenster hiab/ und führete sie davon. Denn er gedachte/ wenn er sie nur in Böhmen bringen könte/ ihr Vater würde sie theuer genung lösen müssen. Er kahm mit ihnen in den Böhmer Wald an die frontieren des Meißner- und Böhmer Landes / und meinete er hätte nun gewonnen. Weil aber der jüngere Herr sehr krafftloß worden war/ und/ wie der Kinder Brauch ist/ essen wolte/ beforgte der Räuber / er möchte verschmachten/ kehrete derowegen mit ihnen bey einem Kohlenbrenner ein/ der gab ihnen an Speisse was er vermochte. In dessen wurd man zu Altenburg dieser That inne/ und machten sich ihrer viel mit gewehrter Hand auf den Menschen-Dieb zu verfolgen/ deren etliche den rechten Pfad traffen und Cunzen mit den Jungen Fürsten in des Kölers Hütte antraffen / da wurden sie mit einander in die Stadt geführet/ und alle die am Raub schuld hatten zum Tode verurtheilet. Erstlich wurde der Koch/ sammt etlichen andern geviertheilet und muste Cunz zusehen/ dar-

XXV. Anno 1490. hatten ihnen zwey von Adel Padwinsky und Alexander nebst etlichen Bürgern vorgenommen König Uladislaum IV. in Böhmen umbzubringen/ so bald der König solches erfahren/ hat er sie gefangen nehmen/ auf das Schloß führen / über den Ratschin viertheilen/ und die Bürger/ so hierum Wissenschafft getragen/ enthaupten lassen.

Henr. Roch in der Neuen Böhmischen Chronic. pag. 40.

XXVI. Im Jahr 1455. begab sich ein wunderbarer Menscher-Diebstahl in Meissen. Ein Edelmann Cuntz von Kaufung/ der ein guter Soldat/ und Churfürst Friderichen dem andern zu Sachsen im Kriege gedienet hatte/ ward von den Feinden gefangen / Hertzog Friederich ob er wohl die andern Gefangenen lösete/ wolte doch diesen Cunzen von Kaufungen nicht ranzioniren/ also muste sich der gute Cunz selbst lösen/ drauf ihm alle sein Gut entgieng. Da er nun ledig ward/ suchte er die Wiedererstattung bey dem Chur-Fürsten etliche mahl aber alles vergebens. Da erdachte er eine List/ wie er sich seines Schadens möchte erholen. Es wurden auf dem Schloß zu Altenburg in Meissen die zween junge Herren/ Ernestus und Albertus Churfürst Friederichs Söhne/ erzogen. Diese nahm ihm Cunz für hinweg zu führen. Den 7. Julii/ als der Churfürst mit seiner gantzen Hoffhaltung zu Leipzig war/ und sich da lustig machte/ kam Cunz von Kaufung in der Nacht vor das Schloß/ und dem er von dem Koch darinnen Nachricht empfangen/ schlug er mit Hülff desselben die Leiter an/ kam in der Jungen Herren Cammer/ ergriff die Junge Fürsten/ drohete ihnen den Tod/ wann sie umb Hülff schreyen würden / band sie alle beyde/ ließ sie and Seilern/ mit Hülff seiner Gesellen/ zum Fenster hiab/ und führete sie davon. Denn er gedachte/ wenn er sie nur in Böhmen bringen könte/ ihr Vater würde sie theuer genung lösen müssen. Er kahm mit ihnen in den Böhmer Wald an die frontieren des Meißner- und Böhmer Landes / und meinete er hätte nun gewonnen. Weil aber der jüngere Herr sehr krafftloß worden war/ und/ wie der Kinder Brauch ist/ essen wolte/ beforgte der Räuber / er möchte verschmachten/ kehrete derowegen mit ihnen bey einem Kohlenbreñer ein/ der gab ihnen an Speisse was er vermochte. In dessen wurd man zu Altenburg dieser That inne/ und machten sich ihrer viel mit gewehrter Hand auf den Menschen-Dieb zu verfolgen/ deren etliche den rechten Pfad traffen und Cunzen mit den Jungen Fürsten in des Kölers Hütte antraffen / da wurden sie mit einander in die Stadt geführet/ und alle die am Raub schuld hatten zum Tode verurtheilet. Erstlich wurde der Koch/ sammt etlichen andern geviertheilet und muste Cunz zusehen/ dar-

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        <p>Henr. Roch in der Neuen Böhmischen Chronic. pag. 40.</p>
        <p>XXVI. Im Jahr 1455. begab sich ein wunderbarer Menscher-Diebstahl in Meissen. Ein                      Edelmann Cuntz von Kaufung/ der ein guter Soldat/ und Churfürst Friderichen                      dem andern zu Sachsen im Kriege gedienet hatte/ ward von den Feinden gefangen /                      Hertzog Friederich ob er wohl die andern Gefangenen lösete/ wolte doch diesen                      Cunzen von Kaufungen nicht ranzioniren/ also muste sich der gute Cunz selbst                      lösen/ drauf ihm alle sein Gut entgieng. Da er nun ledig ward/ suchte er die                      Wiedererstattung bey dem Chur-Fürsten etliche mahl aber alles vergebens. Da                      erdachte er eine List/ wie er sich seines Schadens möchte erholen. Es wurden                      auf dem Schloß zu Altenburg in Meissen die zween junge Herren/ Ernestus und                      Albertus Churfürst Friederichs Söhne/ erzogen. Diese nahm ihm Cunz für hinweg                      zu führen. Den 7. Julii/ als der Churfürst mit seiner gantzen Hoffhaltung zu                      Leipzig war/ und sich da lustig machte/ kam Cunz von Kaufung in der Nacht vor                      das Schloß/ und dem er von dem Koch darinnen Nachricht empfangen/ schlug er                      mit Hülff desselben die Leiter an/ kam in der Jungen Herren Cammer/ ergriff                      die Junge Fürsten/ drohete ihnen den Tod/ wann sie umb Hülff schreyen würden /                      band sie alle beyde/ ließ sie and Seilern/ mit Hülff seiner Gesellen/ zum                      Fenster hiab/ und führete sie davon. Denn er gedachte/ wenn er sie nur in                      Böhmen bringen könte/ ihr Vater würde sie theuer genung lösen müssen. Er kahm                      mit ihnen in den Böhmer Wald an die frontieren des Meißner- und Böhmer Landes /                      und meinete er hätte nun gewonnen. Weil aber der jüngere Herr sehr krafftloß                      worden war/ und/ wie der Kinder Brauch ist/ essen wolte/ beforgte der Räuber                     / er möchte verschmachten/ kehrete derowegen mit ihnen bey einem                      Kohlenbren&#x0303;er ein/ der gab ihnen an Speisse was er vermochte. In dessen                      wurd man zu Altenburg dieser That inne/ und machten sich ihrer viel mit                      gewehrter Hand auf den Menschen-Dieb zu verfolgen/ deren etliche den rechten                      Pfad traffen und Cunzen mit den Jungen Fürsten in des Kölers Hütte antraffen /                      da wurden sie mit einander in die Stadt geführet/ und alle die am Raub schuld                      hatten zum Tode verurtheilet. Erstlich wurde der Koch/ sammt etlichen andern                      geviertheilet und muste Cunz zusehen/ dar-
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[349/0359] XXV. Anno 1490. hatten ihnen zwey von Adel Padwinsky und Alexander nebst etlichen Bürgern vorgenommen König Uladislaum IV. in Böhmen umbzubringen/ so bald der König solches erfahren/ hat er sie gefangen nehmen/ auf das Schloß führen / über den Ratschin viertheilen/ und die Bürger/ so hierum Wissenschafft getragen/ enthaupten lassen. Henr. Roch in der Neuen Böhmischen Chronic. pag. 40. XXVI. Im Jahr 1455. begab sich ein wunderbarer Menscher-Diebstahl in Meissen. Ein Edelmann Cuntz von Kaufung/ der ein guter Soldat/ und Churfürst Friderichen dem andern zu Sachsen im Kriege gedienet hatte/ ward von den Feinden gefangen / Hertzog Friederich ob er wohl die andern Gefangenen lösete/ wolte doch diesen Cunzen von Kaufungen nicht ranzioniren/ also muste sich der gute Cunz selbst lösen/ drauf ihm alle sein Gut entgieng. Da er nun ledig ward/ suchte er die Wiedererstattung bey dem Chur-Fürsten etliche mahl aber alles vergebens. Da erdachte er eine List/ wie er sich seines Schadens möchte erholen. Es wurden auf dem Schloß zu Altenburg in Meissen die zween junge Herren/ Ernestus und Albertus Churfürst Friederichs Söhne/ erzogen. Diese nahm ihm Cunz für hinweg zu führen. Den 7. Julii/ als der Churfürst mit seiner gantzen Hoffhaltung zu Leipzig war/ und sich da lustig machte/ kam Cunz von Kaufung in der Nacht vor das Schloß/ und dem er von dem Koch darinnen Nachricht empfangen/ schlug er mit Hülff desselben die Leiter an/ kam in der Jungen Herren Cammer/ ergriff die Junge Fürsten/ drohete ihnen den Tod/ wann sie umb Hülff schreyen würden / band sie alle beyde/ ließ sie and Seilern/ mit Hülff seiner Gesellen/ zum Fenster hiab/ und führete sie davon. Denn er gedachte/ wenn er sie nur in Böhmen bringen könte/ ihr Vater würde sie theuer genung lösen müssen. Er kahm mit ihnen in den Böhmer Wald an die frontieren des Meißner- und Böhmer Landes / und meinete er hätte nun gewonnen. Weil aber der jüngere Herr sehr krafftloß worden war/ und/ wie der Kinder Brauch ist/ essen wolte/ beforgte der Räuber / er möchte verschmachten/ kehrete derowegen mit ihnen bey einem Kohlenbreñer ein/ der gab ihnen an Speisse was er vermochte. In dessen wurd man zu Altenburg dieser That inne/ und machten sich ihrer viel mit gewehrter Hand auf den Menschen-Dieb zu verfolgen/ deren etliche den rechten Pfad traffen und Cunzen mit den Jungen Fürsten in des Kölers Hütte antraffen / da wurden sie mit einander in die Stadt geführet/ und alle die am Raub schuld hatten zum Tode verurtheilet. Erstlich wurde der Koch/ sammt etlichen andern geviertheilet und muste Cunz zusehen/ dar-

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/359>, abgerufen am 24.11.2024.