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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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Kurtz zuvor/ ehe er enthauptet wurde/ legte er seinen schwartzen Trauer-Mantel ab/ und zog sein Wambst aus/ sagende: Ich dancke GOtt/ ich fürchte den Tod nicht/ noch empfähet mein Hertz einigen Schrecken: ja ich entkleide mich gegenwärtig mit so ruhigen Gemüthe/ als ich jemahls getch an habe/ wenn ich schlaffen gieng.

Nachdem er nun das Wammes ausgezogen/ steckte er seine Haar mit eignen Händen unter weisse Schlaffhauben/ und liesse sein Hembd über die Schultern fallen / und zeigte sich in dieser Gestalt auf dem Ecke des Gerüsts/ dem Volck. Darnach sagte er/ vo ist der/ welcher mir diesen letzten Dienst thun solle? Ruffet ihn hieher. Und als der Scharffrichter nun für ihn kahm/ und ümb Verzeihung bathe / sagte er zu ihm: daß er ihm gerne/ und einem jeden alles vergebe.

Hierauf kniete er hart an den Block nieder/ und betete wieder zu GOtt/ doch ohne Buch/ hatte an seiner rechten Hand den Bischoff von Armach/ und an seiner lincken Hand den Diener/ die mit ihm beteten. Darnach in dem er sich nieder beugete/ und den Hals auf den Block legte/ befahl er den Scharffrichter/ daß er sehen solle/ ob er also recht/ nach seinem Sinn/ den Streich zu empfangen / liege? hatte sich darauf zum zweytenmahl wieder auferichtet.

Endlich sagte er/ daß er ihm den Streich geben solle/ wann er ihm sehe die Hände ausstrecken. Als er solches thät/ verzog der Scharffrichter nicht lange ihm denselben beyzubringen. Scheidete also im ersten das Haupt von dem Leichnam / und hub dasselbe auf/ zeigete es dem Volck/ und rief über laut: GOtt bewahre den König!

XXXVIII Die Königin Elisabetha in Engeland ließ den Grafen von Essez, der doch sonst in grossen Gnaden bey ihr wahr/ wegen Aufruhr und Verrätherey Anno 1601. mit den Beil hinrichten/ doch geschahe auf sein allerunterthänigstes Flehen und Bitten ihm die Gnade/ daß er nicht offentlich/ sondern inwendig im Tour hingerichtet wurde/ und gab der Scharffrichter ihm 3. Hiebe/ ehe er den Kopf vom Leibe absondern konte.

Autor des Neugeharnischten. Groß-Britannien, pag. 166. & 167.

XXXIX. Unglücklich wahr auch in diesem seculo der Ertzbischoff zu Cantelberg Wilhelm Laud, ein alter Herr/ der An. 1645. den 10. Jenner durch den Scharffrichter auf den Blut-Gerüste zu Tour Hill, sein Haupt schmählich verliehren muste. Vierzehen Stück brachte man vor den Tag/ die man vor gnungsam achtete/ ihn umb den Hals zu bringen/ als hätte er so viel Lei-

Kurtz zuvor/ ehe er enthauptet wurde/ legte er seinen schwartzen Trauer-Mantel ab/ und zog sein Wambst aus/ sagende: Ich dancke GOtt/ ich fürchte den Tod nicht/ noch empfähet mein Hertz einigen Schrecken: ja ich entkleide mich gegenwärtig mit so ruhigen Gemüthe/ als ich jemahls getch an habe/ wenn ich schlaffen gieng.

Nachdem er nun das Wammes ausgezogen/ steckte er seine Haar mit eignen Händen unter weisse Schlaffhauben/ und liesse sein Hembd über die Schultern fallen / und zeigte sich in dieser Gestalt auf dem Ecke des Gerüsts/ dem Volck. Darnach sagte er/ vo ist der/ welcher mir diesen letzten Dienst thun solle? Ruffet ihn hieher. Und als der Scharffrichter nun für ihn kahm/ und ümb Verzeihung bathe / sagte er zu ihm: daß er ihm gerne/ und einem jeden alles vergebe.

Hierauf kniete er hart an den Block nieder/ und betete wieder zu GOtt/ doch ohne Buch/ hatte an seiner rechten Hand den Bischoff von Armach/ und an seiner lincken Hand den Diener/ die mit ihm beteten. Darnach in dem er sich nieder beugete/ und den Hals auf den Block legte/ befahl er den Scharffrichter/ daß er sehen solle/ ob er also recht/ nach seinem Sinn/ den Streich zu empfangen / liege? hatte sich darauf zum zweytenmahl wieder auferichtet.

Endlich sagte er/ daß er ihm den Streich geben solle/ wann er ihm sehe die Hände ausstrecken. Als er solches thät/ verzog der Scharffrichter nicht lange ihm denselben beyzubringen. Scheidete also im ersten das Haupt von dem Leichnam / und hub dasselbe auf/ zeigete es dem Volck/ und rief über laut: GOtt bewahre den König!

XXXVIII Die Königin Elisabetha in Engeland ließ den Grafen von Essez, der doch sonst in grossen Gnaden bey ihr wahr/ wegen Aufruhr und Verrätherey Anno 1601. mit den Beil hinrichten/ doch geschahe auf sein allerunterthänigstes Flehen und Bitten ihm die Gnade/ daß er nicht offentlich/ sondern inwendig im Tour hingerichtet wurde/ und gab der Scharffrichter ihm 3. Hiebe/ ehe er den Kopf vom Leibe absondern konte.

Autor des Neugeharnischten. Groß-Britannien, pag. 166. & 167.

XXXIX. Unglücklich wahr auch in diesem seculo der Ertzbischoff zu Cantelberg Wilhelm Laud, ein alter Herr/ der An. 1645. den 10. Jenner durch den Scharffrichter auf den Blut-Gerüste zu Tour Hill, sein Haupt schmählich verliehren muste. Vierzehen Stück brachte man vor den Tag/ die man vor gnungsam achtete/ ihn umb den Hals zu bringen/ als hätte er so viel Lei-

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        <p>Endlich sagte er/ daß er ihm den Streich geben solle/ wann er ihm sehe die                      Hände ausstrecken. Als er solches thät/ verzog der Scharffrichter nicht lange                      ihm denselben beyzubringen. Scheidete also im ersten das Haupt von dem Leichnam                     / und hub dasselbe auf/ zeigete es dem Volck/ und rief über laut: GOtt bewahre                      den König!</p>
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[22/0032] Kurtz zuvor/ ehe er enthauptet wurde/ legte er seinen schwartzen Trauer-Mantel ab/ und zog sein Wambst aus/ sagende: Ich dancke GOtt/ ich fürchte den Tod nicht/ noch empfähet mein Hertz einigen Schrecken: ja ich entkleide mich gegenwärtig mit so ruhigen Gemüthe/ als ich jemahls getch an habe/ wenn ich schlaffen gieng. Nachdem er nun das Wammes ausgezogen/ steckte er seine Haar mit eignen Händen unter weisse Schlaffhauben/ und liesse sein Hembd über die Schultern fallen / und zeigte sich in dieser Gestalt auf dem Ecke des Gerüsts/ dem Volck. Darnach sagte er/ vo ist der/ welcher mir diesen letzten Dienst thun solle? Ruffet ihn hieher. Und als der Scharffrichter nun für ihn kahm/ und ümb Verzeihung bathe / sagte er zu ihm: daß er ihm gerne/ und einem jeden alles vergebe. Hierauf kniete er hart an den Block nieder/ und betete wieder zu GOtt/ doch ohne Buch/ hatte an seiner rechten Hand den Bischoff von Armach/ und an seiner lincken Hand den Diener/ die mit ihm beteten. Darnach in dem er sich nieder beugete/ und den Hals auf den Block legte/ befahl er den Scharffrichter/ daß er sehen solle/ ob er also recht/ nach seinem Sinn/ den Streich zu empfangen / liege? hatte sich darauf zum zweytenmahl wieder auferichtet. Endlich sagte er/ daß er ihm den Streich geben solle/ wann er ihm sehe die Hände ausstrecken. Als er solches thät/ verzog der Scharffrichter nicht lange ihm denselben beyzubringen. Scheidete also im ersten das Haupt von dem Leichnam / und hub dasselbe auf/ zeigete es dem Volck/ und rief über laut: GOtt bewahre den König! XXXVIII Die Königin Elisabetha in Engeland ließ den Grafen von Essez, der doch sonst in grossen Gnaden bey ihr wahr/ wegen Aufruhr und Verrätherey Anno 1601. mit den Beil hinrichten/ doch geschahe auf sein allerunterthänigstes Flehen und Bitten ihm die Gnade/ daß er nicht offentlich/ sondern inwendig im Tour hingerichtet wurde/ und gab der Scharffrichter ihm 3. Hiebe/ ehe er den Kopf vom Leibe absondern konte. Autor des Neugeharnischten. Groß-Britannien, pag. 166. & 167. XXXIX. Unglücklich wahr auch in diesem seculo der Ertzbischoff zu Cantelberg Wilhelm Laud, ein alter Herr/ der An. 1645. den 10. Jenner durch den Scharffrichter auf den Blut-Gerüste zu Tour Hill, sein Haupt schmählich verliehren muste. Vierzehen Stück brachte man vor den Tag/ die man vor gnungsam achtete/ ihn umb den Hals zu bringen/ als hätte er so viel Lei-

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/32>, abgerufen am 27.04.2024.