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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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XIII. Jener da er gefangen saß reiner Bekentniß halber/ thät nichts als seufzen / sein Verfolger dachte gäntzlich ihm graue für den Sterben/ fragte demnach was solch tief Athenholen bedeute? Ach sprach jener/ ich dencke jetzt an den traurigen Process, den man mit meine HErrn JEsu hat fürgenommen/ dessen Mahlzeichen trage ich an mir/ und beseufze meine Sünde/ die ihm solch schmertzlich Leiden verursachet haben. Der Tyrann ließ aus Zorn strack den Hencker kommen und ihn aufschneiden/ da befand sichs daß die Gestalt eines Crucisixes in Hertzen mit Verwunderung zu sehen war/ darob er bewogen die Heydnische Abgötterey zu verlassen.

Faber tom. 3. Dom. Palm.

Käyser Domitianus ließ viele Edle Römer aus den Senat tödten/ und erdachte neue Marter und Pein. Wenn ihm einer unter Augen kahm der einen grossen dicken Bauch hatte/ ließ er ihm den Bauch aufhauen/ damit er nur sehe die Därme heraus lauffen/ weil er dran eine sonderliche Belustigung gehabt.

Bapt. Campo fulgos. lib. 9. c. 2.

XIV. Egyptier pflegten den Todten den Bauch aufzuschneiden/ und den Magen heraus nehmen/ hielten selbigen in ihren Händen/ und sahen auf gen Himmel/ mit diesen Worten: Schauet dieses ist der Missethäter/ welcher alles verantworten muß/ was dieses armen Menschen Seele/ so lange sie in dem Leibe gewohnet begangen hat. Um seinet Willen hat der Verstorbene alle unerbare Stück verbracht. Um seinet Willen hat er sich über füllet/ andern das Ihre genommen sc. Nun mag er auch das Gelag bezahlen/ und leiden was er verschuldet hat/ die Seele aber soll frey ansgehen. Hiermit trugen sie den Magen fort/ und schmissen ihn mit vielen Scheltworten ins Wasser. Woran sie zum Theil nicht unrecht thaten / in dem sie dafür hielten daß der Bauch eine Ursache alles Ubels sey/ aus dessen Begierde und Brunst die sämmtliche Laster ihren Aufenthalt und Nahrung hätten. Darin aber irreten sie gröblich daß sie sich einbildeten/ er allein machte den gantzen Menschen/ und wenn solcher abgestrafft/ hätte die Seele weiter nichts damit zu schaffen/ sondern wäre allerdings loßgesprochen.

Bartoli cap. 6. gnugsamer Armuth. Stiefler in geis l. Hist. Schatz/ c. 32. pag. 2149.

XV. Als jene Frantzösische Dame, zu Königs Henrici IV. Zeiten über ihren Feind Gewalt bekam/ fiel sie crausam ihn an/ zerkretzete ihm das Gesichte mit ihren Nägeln/ darnach zog sie ein klein Messer heraus und schnitte ihm

XIII. Jener da er gefangen saß reiner Bekentniß halber/ thät nichts als seufzen / sein Verfolger dachte gäntzlich ihm graue für den Sterben/ fragte demnach was solch tief Athenholen bedeute? Ach sprach jener/ ich dencke jetzt an den traurigen Process, den man mit meine HErrn JEsu hat fürgenommen/ dessen Mahlzeichen trage ich an mir/ und beseufze meine Sünde/ die ihm solch schmertzlich Leiden verursachet haben. Der Tyrann ließ aus Zorn strack den Hencker kommen und ihn aufschneiden/ da befand sichs daß die Gestalt eines Crucisixes in Hertzen mit Verwunderung zu sehen war/ darob er bewogen die Heydnische Abgötterey zu verlassen.

Faber tom. 3. Dom. Palm.

Käyser Domitianus ließ viele Edle Römer aus den Senat tödten/ und erdachte neue Marter und Pein. Wenn ihm einer unter Augen kahm der einen grossen dicken Bauch hatte/ ließ er ihm den Bauch aufhauen/ damit er nur sehe die Därme heraus lauffen/ weil er dran eine sonderliche Belustigung gehabt.

Bapt. Campo fulgos. lib. 9. c. 2.

XIV. Egyptier pflegten den Todten den Bauch aufzuschneiden/ und den Magen heraus nehmen/ hielten selbigen in ihren Händen/ und sahen auf gen Himmel/ mit diesen Worten: Schauet dieses ist der Missethäter/ welcher alles verantworten muß/ was dieses armen Menschen Seele/ so lange sie in dem Leibe gewohnet begangen hat. Um seinet Willen hat der Verstorbene alle unerbare Stück verbracht. Um seinet Willen hat er sich über füllet/ andern das Ihre genommen sc. Nun mag er auch das Gelag bezahlen/ und leiden was er verschuldet hat/ die Seele aber soll frey ansgehen. Hiermit trugen sie den Magen fort/ und schmissen ihn mit vielen Scheltworten ins Wasser. Woran sie zum Theil nicht unrecht thaten / in dem sie dafür hielten daß der Bauch eine Ursache alles Ubels sey/ aus dessen Begierde und Brunst die sämmtliche Laster ihren Aufenthalt und Nahrung hätten. Darin aber irreten sie gröblich daß sie sich einbildeten/ er allein machte den gantzen Menschen/ und wenn solcher abgestrafft/ hätte die Seele weiter nichts damit zu schaffen/ sondern wäre allerdings loßgesprochen.

Bartoli cap. 6. gnugsamer Armuth. Stiefler in geis l. Hist. Schatz/ c. 32. pag. 2149.

XV. Als jene Frantzösische Dame, zu Königs Henrici IV. Zeiten über ihren Feind Gewalt bekam/ fiel sie crausam ihn an/ zerkretzete ihm das Gesichte mit ihren Nägeln/ darnach zog sie ein klein Messer heraus und schnitte ihm

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        <p>Bapt. Campo fulgos. lib. 9. c. 2.</p>
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[309/0319] XIII. Jener da er gefangen saß reiner Bekentniß halber/ thät nichts als seufzen / sein Verfolger dachte gäntzlich ihm graue für den Sterben/ fragte demnach was solch tief Athenholen bedeute? Ach sprach jener/ ich dencke jetzt an den traurigen Process, den man mit meine HErrn JEsu hat fürgenommen/ dessen Mahlzeichen trage ich an mir/ und beseufze meine Sünde/ die ihm solch schmertzlich Leiden verursachet haben. Der Tyrann ließ aus Zorn strack den Hencker kommen und ihn aufschneiden/ da befand sichs daß die Gestalt eines Crucisixes in Hertzen mit Verwunderung zu sehen war/ darob er bewogen die Heydnische Abgötterey zu verlassen. Faber tom. 3. Dom. Palm. Käyser Domitianus ließ viele Edle Römer aus den Senat tödten/ und erdachte neue Marter und Pein. Wenn ihm einer unter Augen kahm der einen grossen dicken Bauch hatte/ ließ er ihm den Bauch aufhauen/ damit er nur sehe die Därme heraus lauffen/ weil er dran eine sonderliche Belustigung gehabt. Bapt. Campo fulgos. lib. 9. c. 2. XIV. Egyptier pflegten den Todten den Bauch aufzuschneiden/ und den Magen heraus nehmen/ hielten selbigen in ihren Händen/ und sahen auf gen Himmel/ mit diesen Worten: Schauet dieses ist der Missethäter/ welcher alles verantworten muß/ was dieses armen Menschen Seele/ so lange sie in dem Leibe gewohnet begangen hat. Um seinet Willen hat der Verstorbene alle unerbare Stück verbracht. Um seinet Willen hat er sich über füllet/ andern das Ihre genommen sc. Nun mag er auch das Gelag bezahlen/ und leiden was er verschuldet hat/ die Seele aber soll frey ansgehen. Hiermit trugen sie den Magen fort/ und schmissen ihn mit vielen Scheltworten ins Wasser. Woran sie zum Theil nicht unrecht thaten / in dem sie dafür hielten daß der Bauch eine Ursache alles Ubels sey/ aus dessen Begierde und Brunst die sämmtliche Laster ihren Aufenthalt und Nahrung hätten. Darin aber irreten sie gröblich daß sie sich einbildeten/ er allein machte den gantzen Menschen/ und wenn solcher abgestrafft/ hätte die Seele weiter nichts damit zu schaffen/ sondern wäre allerdings loßgesprochen. Bartoli cap. 6. gnugsamer Armuth. Stiefler in geis l. Hist. Schatz/ c. 32. pag. 2149. XV. Als jene Frantzösische Dame, zu Königs Henrici IV. Zeiten über ihren Feind Gewalt bekam/ fiel sie crausam ihn an/ zerkretzete ihm das Gesichte mit ihren Nägeln/ darnach zog sie ein klein Messer heraus und schnitte ihm

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/319>, abgerufen am 20.05.2024.