Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.Exempel umbher führen solten / welches strack geschahe. Dann der Mogol hatte durch den Allamerdan Chan oder Fürsten überlaut ausruffen lassen/ keiner solte ander Gewehr als Schild und Schwerd gebrachen/ und wer etwan unter den Kleidern einen Pantzer hätte / denselben ablegen und redlich fechten solte. II. Schach Sefi in Persien hat beym Anfang seiner Regierung fast eben dergleichen mit eigner Hand gethan: Dann als der Reichs-Cantzlar Talubchan (so bey Schach Abbas in grossen Ansehen gewesen) dem Groß meister und erfoderte diesen letztern zur Wache: Der Cantzlar aber wolte ihn gerne noch länger bey sich behalten/ und sagte zu dem Wachtmeister gehe hin der König ist ein Kind. Wie nun der Wachtmeister sich nicht abweisen lassen wolte/ befahl der Cantzlar seinen Dienern sie solten ihn mit Gewalt abtreiben/ welches geschahe/ so daß dieser drüber eine Wunde am Haupt bekam/ lief aber mit blutigen Kopf vor den König und erzehlete alles was sich zugetragen. Der König hieß ihn stille seyn. Den andern Tag stellet sich der Cantzlar wieder zur Tafel ein und Setzet sich an seinen gewöhnlichen Ort: Der König aber rief ihn zu sich und fragte: Was der welcher seines Herrn Brod und hohe Wolthaten genösse/ ihm aber davor nur Schaden und Verachtung zufügte werth sey? Der Cantzlar antwortete/ wer das thut der ist des Todes! drauf replicirte der König/ du bist der jenige und hält ihm für die gegen den Wachmeister heraus gestossene Schimpfwort. Item wie er die Wache verhindert/ und seinen Diener verwundet/ ergreifft den Sebel und hauet ihn durch den Bauch/ daß weil er für den König kniend auf den Fersen saß ihm das Eingeweide in den Schos fiel. Tabulchan breitete beyde Arme aus und rief jämmerlich. Ha pat Schah amahu und sinckte zur Erden. Drauf ward ein Rika (ist eine Art Aufwartter beym König denen Bütteln nicht ungleich/ welche stets Beile tragen) anbefohlen/ ihm den Kofin gar kleine Stücke zu zerhacken. Olear. P. R. pag. 441. ed. vet. III. Eben zu der Stunde als Tabulchan niedergesebelt wurde/ schickte der König den Obersten Gerichts-Herrn Alyculichan hin den Kopf des groß Marschalln Ugurluchans auch herzubringen/ der Marschall kam eben aus dem Bade/ und wolte seine Kleider wieder anlegen/ als der Diwanbeck mit zwey Dienern zu ihm hinein trat/ vor dessen Anblick der Marschall überaus erschrack und sagle: Bruder du bringst gewiß keine gute Zeitung? Alyculichan antwortete: Freylich/ lieber Bruder. Den Cantzlar hat der König sel- Exempel umbher führen solten / welches strack geschahe. Dann der Mogol hatte durch den Allamerdan Chan oder Fürsten überlaut ausruffen lassen/ keiner solte ander Gewehr als Schild und Schwerd gebrachen/ und wer etwan unter den Kleidern einen Pantzer hätte / denselben ablegen und redlich fechten solte. II. Schach Sefi in Persien hat beym Anfang seiner Regierung fast eben dergleichen mit eigner Hand gethan: Dann als der Reichs-Cantzlar Talubchan (so bey Schach Abbas in grossen Ansehen gewesen) dem Groß meister und erfoderte diesen letztern zur Wache: Der Cantzlar aber wolte ihn gerne noch länger bey sich behalten/ und sagte zu dem Wachtmeister gehe hin der König ist ein Kind. Wie nun der Wachtmeister sich nicht abweisen lassen wolte/ befahl der Cantzlar seinen Dienern sie solten ihn mit Gewalt abtreiben/ welches geschahe/ so daß dieser drüber eine Wunde am Haupt bekam/ lief aber mit blutigen Kopf vor den König und erzehlete alles was sich zugetragen. Der König hieß ihn stille seyn. Den andern Tag stellet sich der Cantzlar wieder zur Tafel ein und Setzet sich an seinen gewöhnlichen Ort: Der König aber rief ihn zu sich und fragte: Was der welcher seines Herrn Brod und hohe Wolthaten genösse/ ihm aber davor nur Schaden und Verachtung zufügte werth sey? Der Cantzlar antwortete/ wer das thut der ist des Todes! drauf replicirte der König/ du bist der jenige und hält ihm für die gegen den Wachmeister heraus gestossene Schimpfwort. Item wie er die Wache verhindert/ und seinen Diener verwundet/ ergreifft den Sebel und hauet ihn durch den Bauch/ daß weil er für den König kniend auf den Fersen saß ihm das Eingeweide in den Schos fiel. Tabulchan breitete beyde Arme aus und rief jämmerlich. Ha pat Schah amahu und sinckte zur Erden. Drauf ward ein Rika (ist eine Art Aufwartter beym König denen Bütteln nicht ungleich/ welche stets Beile tragen) anbefohlen/ ihm den Kofin gar kleine Stücke zu zerhacken. Olear. P. R. pag. 441. ed. vet. III. Eben zu der Stunde als Tabulchan niedergesebelt wurde/ schickte der König den Obersten Gerichts-Herrn Alyculichan hin den Kopf des groß Marschalln Ugurluchans auch herzubringen/ der Marschall kam eben aus dem Bade/ und wolte seine Kleider wieder anlegen/ als der Diwanbeck mit zwey Dienern zu ihm hinein trat/ vor dessen Anblick der Marschall überaus erschrack und sagle: Bruder du bringst gewiß keine gute Zeitung? Alyculichan antwortete: Freylich/ lieber Bruder. Den Cantzlar hat der König sel- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0314" n="304"/> Exempel umbher führen solten / welches strack geschahe. Dann der Mogol hatte durch den Allamerdan Chan oder Fürsten überlaut ausruffen lassen/ keiner solte ander Gewehr als Schild und Schwerd gebrachen/ und wer etwan unter den Kleidern einen Pantzer hätte / denselben ablegen und redlich fechten solte.</p> <p>II. Schach Sefi in Persien hat beym Anfang seiner Regierung fast eben dergleichen mit eigner Hand gethan: Dann als der Reichs-Cantzlar Talubchan (so bey Schach Abbas in grossen Ansehen gewesen) dem Groß meister und erfoderte diesen letztern zur Wache: Der Cantzlar aber wolte ihn gerne noch länger bey sich behalten/ und sagte zu dem Wachtmeister gehe hin der König ist ein Kind. Wie nun der Wachtmeister sich nicht abweisen lassen wolte/ befahl der Cantzlar seinen Dienern sie solten ihn mit Gewalt abtreiben/ welches geschahe/ so daß dieser drüber eine Wunde am Haupt bekam/ lief aber mit blutigen Kopf vor den König und erzehlete alles was sich zugetragen. Der König hieß ihn stille seyn. Den andern Tag stellet sich der Cantzlar wieder zur Tafel ein und Setzet sich an seinen gewöhnlichen Ort: Der König aber rief ihn zu sich und fragte: Was der welcher seines Herrn Brod und hohe Wolthaten genösse/ ihm aber davor nur Schaden und Verachtung zufügte werth sey? Der Cantzlar antwortete/ wer das thut der ist des Todes! drauf replicirte der König/ du bist der jenige und hält ihm für die gegen den Wachmeister heraus gestossene Schimpfwort. Item wie er die Wache verhindert/ und seinen Diener verwundet/ ergreifft den Sebel und hauet ihn durch den Bauch/ daß weil er für den König kniend auf den Fersen saß ihm das Eingeweide in den Schos fiel. Tabulchan breitete beyde Arme aus und rief jämmerlich. Ha pat Schah amahu und sinckte zur Erden. Drauf ward ein Rika (ist eine Art Aufwartter beym König denen Bütteln nicht ungleich/ welche stets Beile tragen) anbefohlen/ ihm den Kofin gar kleine Stücke zu zerhacken.</p> <p>Olear. P. R. pag. 441. ed. vet.</p> <p>III. Eben zu der Stunde als Tabulchan niedergesebelt wurde/ schickte der König den Obersten Gerichts-Herrn Alyculichan hin den Kopf des groß Marschalln Ugurluchans auch herzubringen/ der Marschall kam eben aus dem Bade/ und wolte seine Kleider wieder anlegen/ als der Diwanbeck mit zwey Dienern zu ihm hinein trat/ vor dessen Anblick der Marschall überaus erschrack und sagle: Bruder du bringst gewiß keine gute Zeitung? Alyculichan antwortete: Freylich/ lieber Bruder. Den Cantzlar hat der König sel- </p> </div> </body> </text> </TEI> [304/0314]
Exempel umbher führen solten / welches strack geschahe. Dann der Mogol hatte durch den Allamerdan Chan oder Fürsten überlaut ausruffen lassen/ keiner solte ander Gewehr als Schild und Schwerd gebrachen/ und wer etwan unter den Kleidern einen Pantzer hätte / denselben ablegen und redlich fechten solte.
II. Schach Sefi in Persien hat beym Anfang seiner Regierung fast eben dergleichen mit eigner Hand gethan: Dann als der Reichs-Cantzlar Talubchan (so bey Schach Abbas in grossen Ansehen gewesen) dem Groß meister und erfoderte diesen letztern zur Wache: Der Cantzlar aber wolte ihn gerne noch länger bey sich behalten/ und sagte zu dem Wachtmeister gehe hin der König ist ein Kind. Wie nun der Wachtmeister sich nicht abweisen lassen wolte/ befahl der Cantzlar seinen Dienern sie solten ihn mit Gewalt abtreiben/ welches geschahe/ so daß dieser drüber eine Wunde am Haupt bekam/ lief aber mit blutigen Kopf vor den König und erzehlete alles was sich zugetragen. Der König hieß ihn stille seyn. Den andern Tag stellet sich der Cantzlar wieder zur Tafel ein und Setzet sich an seinen gewöhnlichen Ort: Der König aber rief ihn zu sich und fragte: Was der welcher seines Herrn Brod und hohe Wolthaten genösse/ ihm aber davor nur Schaden und Verachtung zufügte werth sey? Der Cantzlar antwortete/ wer das thut der ist des Todes! drauf replicirte der König/ du bist der jenige und hält ihm für die gegen den Wachmeister heraus gestossene Schimpfwort. Item wie er die Wache verhindert/ und seinen Diener verwundet/ ergreifft den Sebel und hauet ihn durch den Bauch/ daß weil er für den König kniend auf den Fersen saß ihm das Eingeweide in den Schos fiel. Tabulchan breitete beyde Arme aus und rief jämmerlich. Ha pat Schah amahu und sinckte zur Erden. Drauf ward ein Rika (ist eine Art Aufwartter beym König denen Bütteln nicht ungleich/ welche stets Beile tragen) anbefohlen/ ihm den Kofin gar kleine Stücke zu zerhacken.
Olear. P. R. pag. 441. ed. vet.
III. Eben zu der Stunde als Tabulchan niedergesebelt wurde/ schickte der König den Obersten Gerichts-Herrn Alyculichan hin den Kopf des groß Marschalln Ugurluchans auch herzubringen/ der Marschall kam eben aus dem Bade/ und wolte seine Kleider wieder anlegen/ als der Diwanbeck mit zwey Dienern zu ihm hinein trat/ vor dessen Anblick der Marschall überaus erschrack und sagle: Bruder du bringst gewiß keine gute Zeitung? Alyculichan antwortete: Freylich/ lieber Bruder. Den Cantzlar hat der König sel-
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/314>, abgerufen am 03.07.2024. |