X. Die Zeichen zuschneiden mit einen scharffen Elsen die Weiber Meister/ und werden also gemacht: Sie nehmen eine Zähe von einen grossen gescheleten Knoblauchs-Haupt/ so noch jung und frisch ist/ und streichen die an ein Auge / oder an einen andern Orth/ dahin sie das Zeichen machen wollen: Schneiden hernach die Haut um den Knoblauch rings herum mit einen scharffen Messer auf / zerren die Wunde von einander/ daß die Narbe breit wird/ legen ein wenig Wachses darauf/ und auf das Wachs etwas Teiges. Alsdenn verbinden sie es/ und lassen es also verbunden über Nacht siehen. So bleibet darnach das Zeichen für und für/ und siehet als obs mit Feuer verbrennet wäre: Denn es scheinet etwas schwärtzer/ denn sie sonst unter dem Angesichte sind.
Alvarez. in der Beschreibung Morenlandes/ cap. 22.
XI. Es ist aber bey solchen Kenn-Zeichen [welches demjenigen so es getragen / keine Unehre gewesen.
Carpzov. part. 3. prax. crim. Quaest. 129. n. 10. Dither. in contin. Besold. Th. pr. v. Brand-Mahl p. 110.]
nicht geblieben/ sondern man hat auch denen/ so etwas sonderbahres verbrochen / ein Zeichen zum Schand-Mahl an die Stirn/ auf die Backen/ oder einen andern Orth des Leibes gebrant/ Männiglichen dadurch zu hülthen und vorzusehen. Also ward denen Dieben der Buchstab F. an die Stirn gebrant/ welches so viel bedeutet/ als FUR oder FURTUM. Item denen Verleumdern der Buchstab K. [Ita olim scribebant Kalumniam] oder C. i. e. Calumniator, ex lege Memmia vel Remnia de reis postulandis.
L. 1. §. 2. ff. ad S. C. Turpol. & ibi Gothofred.
Cicero, in Orat. pro Roscio Amer. ubi conferens accusatores anseribus & canibus Capitolinis, Crura quidem, inquit, vobis nemo suffringit; sedsi ego hos bene novi, literam illam, cui vos us[unleserliches Material] eo inimici estis, ut etiam alios omnes oderitis, ita vehementer ad caput affigent, ut postea neminem alium, nisi fortunas vestras accusare possitis. Idque ipsum est, quod Plinius, in Panegyrico ait, delatores habere frontem ferream, punctis & notis vulnerandam. Nec alio opinor sensu, apud Papinianum, calumniae damnatus & homo integrae frontis opponuntur.
Henel. d. loc. pag. 121.
X. Die Zeichen zuschneiden mit einen scharffen Elsen die Weiber Meister/ und werden also gemacht: Sie nehmen eine Zähe von einen grossen gescheleten Knoblauchs-Haupt/ so noch jung und frisch ist/ und streichen die an ein Auge / oder an einen andern Orth/ dahin sie das Zeichen machen wollen: Schneiden hernach die Haut um den Knoblauch rings herum mit einen scharffen Messer auf / zerren die Wunde von einander/ daß die Narbe breit wird/ legen ein wenig Wachses darauf/ und auf das Wachs etwas Teiges. Alsdenn verbinden sie es/ und lassen es also verbunden über Nacht siehen. So bleibet darnach das Zeichen für und für/ und siehet als obs mit Feuer verbrennet wäre: Denn es scheinet etwas schwärtzer/ denn sie sonst unter dem Angesichte sind.
Alvarez. in der Beschreibung Morenlandes/ cap. 22.
XI. Es ist aber bey solchen Kenn-Zeichen [welches demjenigen so es getragen / keine Unehre gewesen.
Carpzov. part. 3. prax. crim. Quaest. 129. n. 10. Dither. in contin. Besold. Th. pr. v. Brand-Mahl p. 110.]
nicht geblieben/ sondern man hat auch denen/ so etwas sonderbahres verbrochen / ein Zeichen zum Schand-Mahl an die Stirn/ auf die Backen/ oder einen andern Orth des Leibes gebrant/ Männiglichen dadurch zu hülthen und vorzusehen. Also ward denen Dieben der Buchstab F. an die Stirn gebrant/ welches so viel bedeutet/ als FUR oder FURTUM. Item denen Verleumdern der Buchstab K. [Ita olim scribebant Kalumniam] oder C. i. e. Calumniator, ex lege Memmia vel Remnia de reis postulandis.
L. 1. §. 2. ff. ad S. C. Turpol. & ibi Gothofred.
Cicero, in Orat. pro Roscio Amer. ubi conferens accusatores anseribus & canibus Capitolinis, Crura quidem, inquit, vobis nemo suffringit; sedsi ego hos benè novi, literam illam, cui vos us[unleserliches Material] eo inimici estis, ut etiam alios omnes oderitis, ita vehementer ad caput affigent, ut postea neminem alium, nisi fortunas vestras accusare possitis. Idque ipsum est, quod Plinius, in Panegyrico ait, delatores habere frontem ferream, punctis & notis vulnerandam. Nec alio opinor sensu, apud Papinianum, calumniae damnatus & homo integrae frontis opponuntur.
Henel. d. loc. pag. 121.
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X. Die Zeichen zuschneiden mit einen scharffen Elsen die Weiber Meister/ und werden also gemacht: Sie nehmen eine Zähe von einen grossen gescheleten Knoblauchs-Haupt/ so noch jung und frisch ist/ und streichen die an ein Auge / oder an einen andern Orth/ dahin sie das Zeichen machen wollen: Schneiden hernach die Haut um den Knoblauch rings herum mit einen scharffen Messer auf / zerren die Wunde von einander/ daß die Narbe breit wird/ legen ein wenig Wachses darauf/ und auf das Wachs etwas Teiges. Alsdenn verbinden sie es/ und lassen es also verbunden über Nacht siehen. So bleibet darnach das Zeichen für und für/ und siehet als obs mit Feuer verbrennet wäre: Denn es scheinet etwas schwärtzer/ denn sie sonst unter dem Angesichte sind.
Alvarez. in der Beschreibung Morenlandes/ cap. 22.
XI. Es ist aber bey solchen Kenn-Zeichen [welches demjenigen so es getragen / keine Unehre gewesen.
Carpzov. part. 3. prax. crim. Quaest. 129. n. 10. Dither. in contin. Besold. Th. pr. v. Brand-Mahl p. 110.]
nicht geblieben/ sondern man hat auch denen/ so etwas sonderbahres verbrochen / ein Zeichen zum Schand-Mahl an die Stirn/ auf die Backen/ oder einen andern Orth des Leibes gebrant/ Männiglichen dadurch zu hülthen und vorzusehen. Also ward denen Dieben der Buchstab F. an die Stirn gebrant/ welches so viel bedeutet/ als FUR oder FURTUM. Item denen Verleumdern der Buchstab K. [Ita olim scribebant Kalumniam] oder C. i. e. Calumniator, ex lege Memmia vel Remnia de reis postulandis.
L. 1. §. 2. ff. ad S. C. Turpol. & ibi Gothofred.
Cicero, in Orat. pro Roscio Amer. ubi conferens accusatores anseribus & canibus Capitolinis, Crura quidem, inquit, vobis nemo suffringit; sedsi ego hos benè novi, literam illam, cui vos us_ eo inimici estis, ut etiam alios omnes oderitis, ita vehementer ad caput affigent, ut postea neminem alium, nisi fortunas vestras accusare possitis. Idque ipsum est, quod Plinius, in Panegyrico ait, delatores habere frontem ferream, punctis & notis vulnerandam. Nec alio opinor sensu, apud Papinianum, calumniae damnatus & homo integrae frontis opponuntur.
Henel. d. loc. pag. 121.
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/913>, abgerufen am 26.11.2024.
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