Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben bessern/ und fromm werden/ biß sie aus Rath und Ein willigung der Patronen und Provisoren, und auf Anhalten der Freunde und Verwandten wieder heraus gelassen/ und auf freyen Fuß gestellet werden.

XXI. Herr Hertzog Ernst zu Sachsen - Gotha/ höchst - seligsten Andenckens/ hat gleichfals vorgehabt/ ein solch Land - Zucht - Hauß auf dem Schloß Wachsenburg anzurichten/ ist aber aus gewissen Ursachen nachblieben.

Vid. Gothaische Landes - Ordnung/ part. 1. c. 7. tit. 3. Dither in contin. thes. pract. Besold. v. Zucht - Hauß/ pag. 671. Dn. Cancel. larius Fritsch/ de Jure Hospital. pag. 38.

XXII. Nun ist wohl wahr/ daß an denselben Orthen/ wo dergleichen Zucht-Werck - und Spinn - Häuser sind/ man wenig Bettler auf den Gassen siehet/ fehlet auch nicht an fleißigen und willigen Ehehalten/ Tagelöhnern und Gesinde/ aus Furcht in dieselbe gebracht zu werden.

Zorer, part. 2. q. 18. n. 4090.

Denn es sind gute Exercitia vor böse Buben/ wie Bornitius,' dict. tract. 2. c. 5. pag. 74. sie nennet/ welcher daselbst auch eine artige Begebniß erzehlet / nemlich es hätte ein junger liederlicher Bursch von Münster nach Rostock reisen wollen/ üm allda etwas freyer zu leben. Wie er aber im Hinwege zu Brehmen anlanget/ säufft er sich im Wirths - Hauße/ seiner bösen Gewohnheit nach / stech voll/ daß er von seinen Sinnen nichts weiß/ da läst ihn seiner nahen Bluts - Verwanthen einer/ unvermerckt durch gewisse Kerls schlaffend in das Zucht - Hauß tragen/ wie er nun früh erwacht/ verwundert er sich/ wo er doch in aller Weld sey. Als er aber die andern Bursche tapffer arbeiten/ und die schwäre Raspinus - Sägen weidlich ziehen siehet/ welche ihn zuruffen/ mit zumachen/ hat er sich endlich drein ergeben/ und gantzer neun Jahr darinnen bleiben müßen/ in welcher Zeit er anfangs mit Hunger/ und hernach mit Schlägen gezwungen/ bendig gemacht worden/ sein Leben geändert/ und also wieder loß kommen.

XXIII. Denn wenn sie nichts capitales verbrochen/ werden sie endlich/ wenn sie sich gebessert und gut thun/ auf Anhalten ihrer Befreundte/ wieder draus dimittiret.

Dither, in contin. thes. pract. Besold. p. 672. Lather, de censu lib. 3. c. 19. n. 71.

Leben bessern/ und fromm werden/ biß sie aus Rath und Ein willigung der Patronen und Provisoren, und auf Anhalten der Freunde und Verwandten wieder heraus gelassen/ und auf freyen Fuß gestellet werden.

XXI. Herr Hertzog Ernst zu Sachsen - Gotha/ höchst - seligsten Andenckens/ hat gleichfals vorgehabt/ ein solch Land - Zucht - Hauß auf dem Schloß Wachsenburg anzurichten/ ist aber aus gewissen Ursachen nachblieben.

Vid. Gothaische Landes - Ordnung/ part. 1. c. 7. tit. 3. Dither in contin. thes. pract. Besold. v. Zucht - Hauß/ pag. 671. Dn. Cancel. larius Fritsch/ de Jure Hospital. pag. 38.

XXII. Nun ist wohl wahr/ daß an denselben Orthen/ wo dergleichen Zucht-Werck - und Spinn - Häuser sind/ man wenig Bettler auf den Gassen siehet/ fehlet auch nicht an fleißigen und willigen Ehehalten/ Tagelöhnern und Gesinde/ aus Furcht in dieselbe gebracht zu werden.

Zorer, part. 2. q. 18. n. 4090.

Denn es sind gute Exercitia vor böse Buben/ wie Bornitius,' dict. tract. 2. c. 5. pag. 74. sie nennet/ welcher daselbst auch eine artige Begebniß erzehlet / nemlich es hätte ein junger liederlicher Bursch von Münster nach Rostock reisen wollen/ üm allda etwas freyer zu leben. Wie er aber im Hinwege zu Brehmen anlanget/ säufft er sich im Wirths - Hauße/ seiner bösen Gewohnheit nach / stech voll/ daß er von seinen Sinnen nichts weiß/ da läst ihn seiner nahen Bluts - Verwanthen einer/ unvermerckt durch gewisse Kerls schlaffend in das Zucht - Hauß tragen/ wie er nun früh erwacht/ verwundert er sich/ wo er doch in aller Weld sey. Als er aber die andern Bursche tapffer arbeiten/ und die schwäre Raspinus - Sägen weidlich ziehen siehet/ welche ihn zuruffen/ mit zumachen/ hat er sich endlich drein ergeben/ und gantzer neun Jahr darinnen bleiben müßen/ in welcher Zeit er anfangs mit Hunger/ und hernach mit Schlägen gezwungen/ bendig gemacht worden/ sein Leben geändert/ und also wieder loß kommen.

XXIII. Denn wenn sie nichts capitales verbrochen/ werden sie endlich/ wenn sie sich gebessert und gut thun/ auf Anhalten ihrer Befreundte/ wieder draus dimittiret.

Dither, in contin. thes. pract. Besold. p. 672. Lather, de censu lib. 3. c. 19. n. 71.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0739" n="723"/>
Leben bessern/ und fromm                      werden/ biß sie aus Rath und Ein willigung der Patronen und Provisoren, und auf                      Anhalten der Freunde und Verwandten wieder heraus gelassen/ und auf freyen Fuß                      gestellet werden.</p>
        <p>XXI. Herr Hertzog Ernst zu Sachsen - Gotha/ höchst - seligsten Andenckens/ hat                      gleichfals vorgehabt/ ein solch Land - Zucht - Hauß auf dem Schloß Wachsenburg                      anzurichten/ ist aber aus gewissen Ursachen nachblieben.</p>
        <p>Vid. Gothaische Landes - Ordnung/ part. 1. c. 7. tit. 3. Dither in contin. thes.                      pract. Besold. v. Zucht - Hauß/ pag. 671. Dn. Cancel. larius Fritsch/ de Jure                      Hospital. pag. 38.</p>
        <p>XXII. Nun ist wohl wahr/ daß an denselben Orthen/ wo dergleichen Zucht-Werck -                      und Spinn - Häuser sind/ man wenig Bettler auf den Gassen siehet/ fehlet auch                      nicht an fleißigen und willigen Ehehalten/ Tagelöhnern und Gesinde/ aus Furcht                      in dieselbe gebracht zu werden.</p>
        <p>Zorer, part. 2. q. 18. n. 4090.</p>
        <p>Denn es sind gute Exercitia vor böse Buben/ wie Bornitius,' dict. tract. 2. c.                      5. pag. 74. sie nennet/ welcher daselbst auch eine artige Begebniß erzehlet /                      nemlich es hätte ein junger liederlicher Bursch von Münster nach Rostock reisen                      wollen/ üm allda etwas freyer zu leben. Wie er aber im Hinwege zu Brehmen                      anlanget/ säufft er sich im Wirths - Hauße/ seiner bösen Gewohnheit nach /                      stech voll/ daß er von seinen Sinnen nichts weiß/ da läst ihn seiner nahen                      Bluts - Verwanthen einer/ unvermerckt durch gewisse Kerls schlaffend in das                      Zucht - Hauß tragen/ wie er nun früh erwacht/ verwundert er sich/ wo er doch                      in aller Weld sey. Als er aber die andern Bursche tapffer arbeiten/ und die                      schwäre Raspinus - Sägen weidlich ziehen siehet/ welche ihn zuruffen/ mit                      zumachen/ hat er sich endlich drein ergeben/ und gantzer neun Jahr darinnen                      bleiben müßen/ in welcher Zeit er anfangs mit Hunger/ und hernach mit Schlägen                      gezwungen/ bendig gemacht worden/ sein Leben geändert/ und also wieder loß                      kommen.</p>
        <p>XXIII. Denn wenn sie nichts capitales verbrochen/ werden sie endlich/ wenn sie                      sich gebessert und gut thun/ auf Anhalten ihrer Befreundte/ wieder draus                      dimittiret.</p>
        <p>Dither, in contin. thes. pract. Besold. p. 672. Lather, de censu lib. 3. c. 19.                      n. 71.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[723/0739] Leben bessern/ und fromm werden/ biß sie aus Rath und Ein willigung der Patronen und Provisoren, und auf Anhalten der Freunde und Verwandten wieder heraus gelassen/ und auf freyen Fuß gestellet werden. XXI. Herr Hertzog Ernst zu Sachsen - Gotha/ höchst - seligsten Andenckens/ hat gleichfals vorgehabt/ ein solch Land - Zucht - Hauß auf dem Schloß Wachsenburg anzurichten/ ist aber aus gewissen Ursachen nachblieben. Vid. Gothaische Landes - Ordnung/ part. 1. c. 7. tit. 3. Dither in contin. thes. pract. Besold. v. Zucht - Hauß/ pag. 671. Dn. Cancel. larius Fritsch/ de Jure Hospital. pag. 38. XXII. Nun ist wohl wahr/ daß an denselben Orthen/ wo dergleichen Zucht-Werck - und Spinn - Häuser sind/ man wenig Bettler auf den Gassen siehet/ fehlet auch nicht an fleißigen und willigen Ehehalten/ Tagelöhnern und Gesinde/ aus Furcht in dieselbe gebracht zu werden. Zorer, part. 2. q. 18. n. 4090. Denn es sind gute Exercitia vor böse Buben/ wie Bornitius,' dict. tract. 2. c. 5. pag. 74. sie nennet/ welcher daselbst auch eine artige Begebniß erzehlet / nemlich es hätte ein junger liederlicher Bursch von Münster nach Rostock reisen wollen/ üm allda etwas freyer zu leben. Wie er aber im Hinwege zu Brehmen anlanget/ säufft er sich im Wirths - Hauße/ seiner bösen Gewohnheit nach / stech voll/ daß er von seinen Sinnen nichts weiß/ da läst ihn seiner nahen Bluts - Verwanthen einer/ unvermerckt durch gewisse Kerls schlaffend in das Zucht - Hauß tragen/ wie er nun früh erwacht/ verwundert er sich/ wo er doch in aller Weld sey. Als er aber die andern Bursche tapffer arbeiten/ und die schwäre Raspinus - Sägen weidlich ziehen siehet/ welche ihn zuruffen/ mit zumachen/ hat er sich endlich drein ergeben/ und gantzer neun Jahr darinnen bleiben müßen/ in welcher Zeit er anfangs mit Hunger/ und hernach mit Schlägen gezwungen/ bendig gemacht worden/ sein Leben geändert/ und also wieder loß kommen. XXIII. Denn wenn sie nichts capitales verbrochen/ werden sie endlich/ wenn sie sich gebessert und gut thun/ auf Anhalten ihrer Befreundte/ wieder draus dimittiret. Dither, in contin. thes. pract. Besold. p. 672. Lather, de censu lib. 3. c. 19. n. 71.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/739
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/739>, abgerufen am 02.07.2024.