Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.foro caveae ita inclusus, ut non pateat, nisi cum criminalia judicia intra ejus cancellos exercentur. Sicuti Venetiis inter duas columnas in area S. Marci Justitia delinquentium exercetur. Camerar. lib. 2. medit. Hist. c. 29. Et fortassis ex eadem causa Erphordi in medio foro separatim carnisex habitat, ut scilicet praesto sit executor sententiae a Scabinis olim ad Bancum Regium latae. Quod tamen citra injuriam Rulandi intellectum volumus. Heut zu Tage wohnet derselbe nicht mehr auf den Marckt/ sondern bey dem Löber-Thor am Wall. XCII. Ob es wahr sey/ daß die Scharffrichter/ wenn sie ihr Meister-Stück zum erstenmahl beweisen wollen/ Menschen-Blut trincken? und warum sie solches thun? Ist nicht weniger eine Frage/ die sich zu gegenwärtiger Handlung gar wohl schicket. Diejenige so es bejahen/ führen an das Exempel Faustinae, Käyser Marci Gemahlin/ so sich in einen Fechter verliebet/ und von denselben nicht lassen können/ deswegen auf Rath der Chaldäischen Aertzte der Fechter getödtet worden/ und die Käiserin mit dessen warmen Blut sich waschen müssen/ wodurch die Liebes-Flamme aus geleschet/ und wie sie darauf der Käyser beschlaffen / ist sie schwanger worden/ und hat den Antonium Commodum zur Welt gebohren / welcher ein blutgieriger wilder Mansch/ und mehr ein Fechter/ als ein Käyserlicher Printz wurde. Petrus Crinit. lib. 2. c. 1. Camerar. p. 1. hor. succis. 53. pag. 237. So lieset auch von des Käysers Caligulae Ammen/ welche als ein grausam und Barbarisch Weib demselben/ als er noch ein klein Kind gewesen/ oft ihre Brüste / dran sie die Wartzen mit Blut bestrichen/ dar gereichet/ und solche nebst der Milch aussaugen lassen/ wodurch er hernach so ein Tyran und Unmensch worden / daß er sich an Hinrichtung so vieler unschuldigen Menschen nicht ersättigen lassen/ sondern noch darzu das Blut der von ihn erstochenen von seinem Schwerd oder Spies ableckte/ als wenn es Honig wäre/ ja vielmehr wünschte/ daß die gantze Welt nur einen Kopf hätte/ damit er solchen auf einmahl herab schlagen / und alsdann allein regieren könte. Woraus abzunehmen/ daß warm getrunckenes Menschen Blut einen kühn und behertzt/ ja grausam wieder einen andern Menschen mache/ daß er ohne einiges Entsetzen denselben als einen Feind massacrire und dar- foro caveae ita inclusus, ut non pateat, nisi cum criminalia judicia intra ejus cancellos exercentur. Sicuti Venetiis inter duas columnas in area S. Marci Justitia delinquentium exercetur. Camerar. lib. 2. medit. Hist. c. 29. Et fortassis ex eadem causa Erphordi in medio foro separatim carnisex habitat, ut scilicet praesto sit executor sententiae à Scabinis olim ad Bancum Regium latae. Quod tamen citra injuriam Rulandi intellectum volumus. Heut zu Tage wohnet derselbe nicht mehr auf den Marckt/ sondern bey dem Löber-Thor am Wall. XCII. Ob es wahr sey/ daß die Scharffrichter/ wenn sie ihr Meister-Stück zum erstenmahl beweisen wollen/ Menschen-Blut trincken? und warum sie solches thun? Ist nicht weniger eine Frage/ die sich zu gegenwärtiger Handlung gar wohl schicket. Diejenige so es bejahen/ führen an das Exempel Faustinae, Käyser Marci Gemahlin/ so sich in einen Fechter verliebet/ und von denselben nicht lassen können/ deswegen auf Rath der Chaldäischen Aertzte der Fechter getödtet worden/ und die Käiserin mit dessen warmen Blut sich waschen müssen/ wodurch die Liebes-Flamme aus geleschet/ und wie sie darauf der Käyser beschlaffen / ist sie schwanger worden/ und hat den Antonium Commodum zur Welt gebohren / welcher ein blutgieriger wilder Mansch/ und mehr ein Fechter/ als ein Käyserlicher Printz wurde. Petrus Crinit. lib. 2. c. 1. Camerar. p. 1. hor. succis. 53. pag. 237. So lieset auch von des Käysers Caligulae Ammen/ welche als ein grausam und Barbarisch Weib demselben/ als er noch ein klein Kind gewesen/ oft ihre Brüste / dran sie die Wartzen mit Blut bestrichen/ dar gereichet/ und solche nebst der Milch aussaugen lassen/ wodurch er hernach so ein Tyran und Unmensch worden / daß er sich an Hinrichtung so vieler unschuldigen Menschen nicht ersättigen lassen/ sondern noch darzu das Blut der von ihn erstochenen von seinem Schwerd oder Spies ableckte/ als wenn es Honig wäre/ ja vielmehr wünschte/ daß die gantze Welt nur einen Kopf hätte/ damit er solchen auf einmahl herab schlagen / und alsdann allein regieren könte. Woraus abzunehmen/ daß warm getrunckenes Menschen Blut einen kühn und behertzt/ ja grausam wieder einen andern Menschen mache/ daß er ohne einiges Entsetzen denselben als einen Feind massacrire und dar- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0606" n="590"/> foro caveae ita inclusus, ut non pateat, nisi cum criminalia judicia intra ejus cancellos exercentur. Sicuti Venetiis inter duas columnas in area S. Marci Justitia delinquentium exercetur.</p> <p>Camerar. lib. 2. medit. Hist. c. 29.</p> <p>Et fortassis ex eadem causa Erphordi in medio foro separatim carnisex habitat, ut scilicet praesto sit executor sententiae à Scabinis olim ad Bancum Regium latae. Quod tamen citra injuriam Rulandi intellectum volumus. Heut zu Tage wohnet derselbe nicht mehr auf den Marckt/ sondern bey dem Löber-Thor am Wall.</p> <p>XCII. Ob es wahr sey/ daß die Scharffrichter/ wenn sie ihr Meister-Stück zum erstenmahl beweisen wollen/ Menschen-Blut trincken? und warum sie solches thun? Ist nicht weniger eine Frage/ die sich zu gegenwärtiger Handlung gar wohl schicket. Diejenige so es bejahen/ führen an das Exempel Faustinae, Käyser Marci Gemahlin/ so sich in einen Fechter verliebet/ und von denselben nicht lassen können/ deswegen auf Rath der Chaldäischen Aertzte der Fechter getödtet worden/ und die Käiserin mit dessen warmen Blut sich waschen müssen/ wodurch die Liebes-Flamme aus geleschet/ und wie sie darauf der Käyser beschlaffen / ist sie schwanger worden/ und hat den Antonium Commodum zur Welt gebohren / welcher ein blutgieriger wilder Mansch/ und mehr ein Fechter/ als ein Käyserlicher Printz wurde.</p> <p>Petrus Crinit. lib. 2. c. 1. Camerar. p. 1. hor. succis. 53. pag. 237.</p> <p>So lieset auch von des Käysers Caligulae Ammen/ welche als ein grausam und Barbarisch Weib demselben/ als er noch ein klein Kind gewesen/ oft ihre Brüste / dran sie die Wartzen mit Blut bestrichen/ dar gereichet/ und solche nebst der Milch aussaugen lassen/ wodurch er hernach so ein Tyran und Unmensch worden / daß er sich an Hinrichtung so vieler unschuldigen Menschen nicht ersättigen lassen/ sondern noch darzu das Blut der von ihn erstochenen von seinem Schwerd oder Spies ableckte/ als wenn es Honig wäre/ ja vielmehr wünschte/ daß die gantze Welt nur einen Kopf hätte/ damit er solchen auf einmahl herab schlagen / und alsdann allein regieren könte. Woraus abzunehmen/ daß warm getrunckenes Menschen Blut einen kühn und behertzt/ ja grausam wieder einen andern Menschen mache/ daß er ohne einiges Entsetzen denselben als einen Feind massacrire und dar- </p> </div> </body> </text> </TEI> [590/0606]
foro caveae ita inclusus, ut non pateat, nisi cum criminalia judicia intra ejus cancellos exercentur. Sicuti Venetiis inter duas columnas in area S. Marci Justitia delinquentium exercetur.
Camerar. lib. 2. medit. Hist. c. 29.
Et fortassis ex eadem causa Erphordi in medio foro separatim carnisex habitat, ut scilicet praesto sit executor sententiae à Scabinis olim ad Bancum Regium latae. Quod tamen citra injuriam Rulandi intellectum volumus. Heut zu Tage wohnet derselbe nicht mehr auf den Marckt/ sondern bey dem Löber-Thor am Wall.
XCII. Ob es wahr sey/ daß die Scharffrichter/ wenn sie ihr Meister-Stück zum erstenmahl beweisen wollen/ Menschen-Blut trincken? und warum sie solches thun? Ist nicht weniger eine Frage/ die sich zu gegenwärtiger Handlung gar wohl schicket. Diejenige so es bejahen/ führen an das Exempel Faustinae, Käyser Marci Gemahlin/ so sich in einen Fechter verliebet/ und von denselben nicht lassen können/ deswegen auf Rath der Chaldäischen Aertzte der Fechter getödtet worden/ und die Käiserin mit dessen warmen Blut sich waschen müssen/ wodurch die Liebes-Flamme aus geleschet/ und wie sie darauf der Käyser beschlaffen / ist sie schwanger worden/ und hat den Antonium Commodum zur Welt gebohren / welcher ein blutgieriger wilder Mansch/ und mehr ein Fechter/ als ein Käyserlicher Printz wurde.
Petrus Crinit. lib. 2. c. 1. Camerar. p. 1. hor. succis. 53. pag. 237.
So lieset auch von des Käysers Caligulae Ammen/ welche als ein grausam und Barbarisch Weib demselben/ als er noch ein klein Kind gewesen/ oft ihre Brüste / dran sie die Wartzen mit Blut bestrichen/ dar gereichet/ und solche nebst der Milch aussaugen lassen/ wodurch er hernach so ein Tyran und Unmensch worden / daß er sich an Hinrichtung so vieler unschuldigen Menschen nicht ersättigen lassen/ sondern noch darzu das Blut der von ihn erstochenen von seinem Schwerd oder Spies ableckte/ als wenn es Honig wäre/ ja vielmehr wünschte/ daß die gantze Welt nur einen Kopf hätte/ damit er solchen auf einmahl herab schlagen / und alsdann allein regieren könte. Woraus abzunehmen/ daß warm getrunckenes Menschen Blut einen kühn und behertzt/ ja grausam wieder einen andern Menschen mache/ daß er ohne einiges Entsetzen denselben als einen Feind massacrire und dar-
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/606>, abgerufen am 16.07.2024. |