pdi_354.001 von dem Gleichen zum Ungleichen nach den pdi_354.002 Bedingungen von Interesse und Aufmerksamkeit geleitet wird, pdi_354.003 entstehen von einer gegenwärtigen Wahrnehmung oder Vorstellung pdi_354.004 aus Reproductionen des Aehnlichen, Verwandten, Ungleichen, pdi_354.005 ja Entgegengesetzten.
pdi_354.006
Zweites Gesetz. Wahrnehmungen und Vorstellungen oder pdi_354.007 deren Bestandtheile, welche in der Einheit eines Bewusstseinsvorganges pdi_354.008 vereinigt waren, können sich unter gegebenen Bedingungen pdi_354.009 von Interesse und Aufmerksamkeit gegenseitig reproduciren. pdi_354.010 Wir bezeichnen dieses Grundverhältniss als Association, pdi_354.011 gebrauchen aber diesen Ausdruck in einem engeren pdi_354.012 Sinne, da Hume und seine englischen Nachfolger auch die Verkettung, pdi_354.013 welche durch Aehnlichkeit oder Contrast eine Reproduction pdi_354.014 ermöglicht, einschliessen. Auch dieses Gesetz darf nicht mechanisch pdi_354.015 oder atomistisch aufgefasst werden. Denn wir sehen, wie pdi_354.016 auf Grund desselben Inhalte auf die verschiedenste Weise in pdi_354.017 Wahrnehmung und Denken mit einander verkettet werden und pdi_354.018 ein Zusammenhang des Seelenlebens sich bildet, zu welchem pdi_354.019 das, was im Bewusstsein vorgeht, jederzeit gleichsam orientirt pdi_354.020 ist. So vollziehen sich auch die Reproductionen nicht von Einer pdi_354.021 angrenzenden Vorstellung oder Wahrnehmung aus, sondern sie pdi_354.022 sind durch diesen ganzen seelischen Zusammenhang bedingt, pdi_354.023 in dem zwar die Theile nicht klar und deutlich gesondert, die pdi_354.024 Beziehungen nicht zu vollem Bewusstsein gebracht werden, pdi_354.025 dennoch aber wirken. Hieraus entspringen Folgen für die Art pdi_354.026 der Reproduction zusammengesetzter Bilder, welche auch für pdi_354.027 das künstlerische Schaffen wichtig sind. Ferner sind die Faktoren pdi_354.028 sehr complicirt, aus deren Zusammenwirken die Reproduktion pdi_354.029 entspringt. Die Vorgänge, durch welche sie bedingt ist, pdi_354.030 sind folgende: der constituirende Erfahrungsvorgang, in welchem pdi_354.031 der Verband von Inhalten gestiftet wurde, dann die späteren pdi_354.032 Akte, in denen er ganz oder theilweise wieder vorkam, aufgefasst pdi_354.033 mit Berücksichtigung der Zwischenräume zwischen ihnen, pdi_354.034 endlich der gegenwärtige Bewusstseinsstand, von dem aus die pdi_354.035 Reproduktion stattfand, wieder miteingeschlossen den Zwischenraum, pdi_354.036 der ihn vom letzten Vorgang der Reproduktion trennt.
pdi_354.001 von dem Gleichen zum Ungleichen nach den pdi_354.002 Bedingungen von Interesse und Aufmerksamkeit geleitet wird, pdi_354.003 entstehen von einer gegenwärtigen Wahrnehmung oder Vorstellung pdi_354.004 aus Reproductionen des Aehnlichen, Verwandten, Ungleichen, pdi_354.005 ja Entgegengesetzten.
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Zweites Gesetz. Wahrnehmungen und Vorstellungen oder pdi_354.007 deren Bestandtheile, welche in der Einheit eines Bewusstseinsvorganges pdi_354.008 vereinigt waren, können sich unter gegebenen Bedingungen pdi_354.009 von Interesse und Aufmerksamkeit gegenseitig reproduciren. pdi_354.010 Wir bezeichnen dieses Grundverhältniss als Association, pdi_354.011 gebrauchen aber diesen Ausdruck in einem engeren pdi_354.012 Sinne, da Hume und seine englischen Nachfolger auch die Verkettung, pdi_354.013 welche durch Aehnlichkeit oder Contrast eine Reproduction pdi_354.014 ermöglicht, einschliessen. Auch dieses Gesetz darf nicht mechanisch pdi_354.015 oder atomistisch aufgefasst werden. Denn wir sehen, wie pdi_354.016 auf Grund desselben Inhalte auf die verschiedenste Weise in pdi_354.017 Wahrnehmung und Denken mit einander verkettet werden und pdi_354.018 ein Zusammenhang des Seelenlebens sich bildet, zu welchem pdi_354.019 das, was im Bewusstsein vorgeht, jederzeit gleichsam orientirt pdi_354.020 ist. So vollziehen sich auch die Reproductionen nicht von Einer pdi_354.021 angrenzenden Vorstellung oder Wahrnehmung aus, sondern sie pdi_354.022 sind durch diesen ganzen seelischen Zusammenhang bedingt, pdi_354.023 in dem zwar die Theile nicht klar und deutlich gesondert, die pdi_354.024 Beziehungen nicht zu vollem Bewusstsein gebracht werden, pdi_354.025 dennoch aber wirken. Hieraus entspringen Folgen für die Art pdi_354.026 der Reproduction zusammengesetzter Bilder, welche auch für pdi_354.027 das künstlerische Schaffen wichtig sind. Ferner sind die Faktoren pdi_354.028 sehr complicirt, aus deren Zusammenwirken die Reproduktion pdi_354.029 entspringt. Die Vorgänge, durch welche sie bedingt ist, pdi_354.030 sind folgende: der constituirende Erfahrungsvorgang, in welchem pdi_354.031 der Verband von Inhalten gestiftet wurde, dann die späteren pdi_354.032 Akte, in denen er ganz oder theilweise wieder vorkam, aufgefasst pdi_354.033 mit Berücksichtigung der Zwischenräume zwischen ihnen, pdi_354.034 endlich der gegenwärtige Bewusstseinsstand, von dem aus die pdi_354.035 Reproduktion stattfand, wieder miteingeschlossen den Zwischenraum, pdi_354.036 der ihn vom letzten Vorgang der Reproduktion trennt.
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Zweites Gesetz. Wahrnehmungen und Vorstellungen oder pdi_354.007
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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/56>, abgerufen am 17.02.2025.
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