pdi_353.001 werden. Und ein solches Innewerden in der Empfindung erfasst pdi_353.002 dann weiter elementare Beziehungen zwischen diesen Wahrnehmungen pdi_353.003 und Vorstellungen, wie sie in der Angrenzung im pdi_353.004 Raum oder dem Aneinanderhaften in der Zeit vorliegen.
pdi_353.005
Die zweite Classe dieser Vorgänge ist da wirksam, wo pdi_353.006 Wahrnehmungen und Vorstellungen oder deren Bestandtheile pdi_353.007 von einander in das Bewusstsein gerufen werden. Hier regieren pdi_353.008 das Gesetz der Verschmelzung und das der Association.pdi_353.009 Die durchgreifende Bedeutung dieser beiden Gesetze für das pdi_353.010 Seelenleben kann mit der verglichen werden, welche die Bewegungsgesetze pdi_353.011 für unsere Erklärung der äusseren Natur haben. pdi_353.012 Sie bezeichnen elementare Eigenschaften des Seelenlebens, welche pdi_353.013 dasselbe durchgreifend von dem Lauf der Natur unterscheiden. pdi_353.014 Daher wird jeder Versuch missglücken, diese Gesetze durch pdi_353.015 die Analogien der Mechanik näher bestimmbar zu machen. Wohl pdi_353.016 müssen von der Aussenwelt Bilder zur Bezeichnung seelischer pdi_353.017 Vorgänge entlehnt werden, da diese letzteren spät erst zur Beobachtung pdi_353.018 kamen und unter dem Eindruck der schon ausgebildeten pdi_353.019 Naturerkenntniss zur Auffassung gelangt sind. Aber pdi_353.020 dies darf nicht darüber täuschen, wie ungeeignet im Grunde pdi_353.021 diese von dem Räumlichen und seinen Bewegungen entnommenen pdi_353.022 Bilder zur Erfassung von Gesetzen sind, deren charakteristische pdi_353.023 Merkmale eben durch die ganz abweichende Natur der seelischen pdi_353.024 Vorgänge bedingt sind.
pdi_353.025
Erstes Gesetz. Wahrnehmungen und Vorstellungen oder pdi_353.026 deren Bestandtheile, welche einander gleich oder ähnlich sind, pdi_353.027 treten, unabhängig von der Stelle, welche sie im seelischen pdi_353.028 Zusammenhang einnehmen, in einander und bilden Einen Inhalt, pdi_353.029 der in der Regel mit dem Bewusstsein der verschiedenen Acte pdi_353.030 verbunden ist und Verschiedenheiten zwischen den Inhalten, sofern pdi_353.031 diese nicht vernachlässigt werden, einschliesst. Im Unterschied pdi_353.032 von dem Causalzusammenhang der Aussenwelt sind für pdi_353.033 diesen seelischen Vorgang alle Vorstellungen gleich nahe und gleich pdi_353.034 fern von einander; auch die am weitesten im seelischen Zusammenhang pdi_353.035 von einander abstehenden Vorstellungen treten in pdi_353.036 einander, einfach weil sie verwandt sind. Indem dann die Bewusstseinserregung
pdi_353.001 werden. Und ein solches Innewerden in der Empfindung erfasst pdi_353.002 dann weiter elementare Beziehungen zwischen diesen Wahrnehmungen pdi_353.003 und Vorstellungen, wie sie in der Angrenzung im pdi_353.004 Raum oder dem Aneinanderhaften in der Zeit vorliegen.
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Die zweite Classe dieser Vorgänge ist da wirksam, wo pdi_353.006 Wahrnehmungen und Vorstellungen oder deren Bestandtheile pdi_353.007 von einander in das Bewusstsein gerufen werden. Hier regieren pdi_353.008 das Gesetz der Verschmelzung und das der Association.pdi_353.009 Die durchgreifende Bedeutung dieser beiden Gesetze für das pdi_353.010 Seelenleben kann mit der verglichen werden, welche die Bewegungsgesetze pdi_353.011 für unsere Erklärung der äusseren Natur haben. pdi_353.012 Sie bezeichnen elementare Eigenschaften des Seelenlebens, welche pdi_353.013 dasselbe durchgreifend von dem Lauf der Natur unterscheiden. pdi_353.014 Daher wird jeder Versuch missglücken, diese Gesetze durch pdi_353.015 die Analogien der Mechanik näher bestimmbar zu machen. Wohl pdi_353.016 müssen von der Aussenwelt Bilder zur Bezeichnung seelischer pdi_353.017 Vorgänge entlehnt werden, da diese letzteren spät erst zur Beobachtung pdi_353.018 kamen und unter dem Eindruck der schon ausgebildeten pdi_353.019 Naturerkenntniss zur Auffassung gelangt sind. Aber pdi_353.020 dies darf nicht darüber täuschen, wie ungeeignet im Grunde pdi_353.021 diese von dem Räumlichen und seinen Bewegungen entnommenen pdi_353.022 Bilder zur Erfassung von Gesetzen sind, deren charakteristische pdi_353.023 Merkmale eben durch die ganz abweichende Natur der seelischen pdi_353.024 Vorgänge bedingt sind.
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Erstes Gesetz. Wahrnehmungen und Vorstellungen oder pdi_353.026 deren Bestandtheile, welche einander gleich oder ähnlich sind, pdi_353.027 treten, unabhängig von der Stelle, welche sie im seelischen pdi_353.028 Zusammenhang einnehmen, in einander und bilden Einen Inhalt, pdi_353.029 der in der Regel mit dem Bewusstsein der verschiedenen Acte pdi_353.030 verbunden ist und Verschiedenheiten zwischen den Inhalten, sofern pdi_353.031 diese nicht vernachlässigt werden, einschliesst. Im Unterschied pdi_353.032 von dem Causalzusammenhang der Aussenwelt sind für pdi_353.033 diesen seelischen Vorgang alle Vorstellungen gleich nahe und gleich pdi_353.034 fern von einander; auch die am weitesten im seelischen Zusammenhang pdi_353.035 von einander abstehenden Vorstellungen treten in pdi_353.036 einander, einfach weil sie verwandt sind. Indem dann die Bewusstseinserregung
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Die zweite Classe dieser Vorgänge ist da wirksam, wo pdi_353.006
Wahrnehmungen und Vorstellungen oder deren Bestandtheile pdi_353.007
von einander in das Bewusstsein gerufen werden. Hier regieren pdi_353.008
das Gesetz der Verschmelzung und das der Association. pdi_353.009
Die durchgreifende Bedeutung dieser beiden Gesetze für das pdi_353.010
Seelenleben kann mit der verglichen werden, welche die Bewegungsgesetze pdi_353.011
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pdi_353.025
Erstes Gesetz. Wahrnehmungen und Vorstellungen oder pdi_353.026
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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/55>, abgerufen am 17.02.2025.
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