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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482.

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sich überall findet, wo ein wirkliches Talent vorhanden ist."1) pdi_345.002
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beschrieb, wie Emma Bovary vergiftet wird, hatte ich einen so pdi_345.006
deutlichen Arsenikgeschmack auf der Zunge, dass ich zwei Indigestionen pdi_345.007
davontrug."2) Und die Biographie von Dickens ist voll pdi_345.008
von Beweisen darüber, wie seine Figuren sich in seiner Einbildungskraft pdi_345.009
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Der Dichter unterscheidet sich mehr noch als durch die pdi_345.012
Energie seiner Erinnerungsbilder von sinnlichen Wahrnehmungen pdi_345.013
durch die Kraft, mit welcher seelische Zustände, selbsterfahrene, pdi_345.014
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und Charaktere, wie sie in der Verknüpfung solcher Zustände bestehen, pdi_345.016
von ihm nachgebildet werden. Dem Unterschied der pdi_345.017
äusseren Wahrnehmung und der Vorstellung entspricht auf dem pdi_345.018
Gebiet der inneren Erfahrung der von Erlebniss und Nachbildung pdi_345.019
desselben. In dieser Nachbildung wird auch der eigene pdi_345.020
Zustand zum Gegenstand. Zunächst gehen die äusseren Wahrnehmungen, pdi_345.021
welche mit einem Gefühls- oder Willenszustande pdi_345.022
verbunden sind, in Vorstellungen über; die Bilder der Personen, pdi_345.023
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die mit der Lage verbunden waren: und nun wird pdi_345.025
von diesem Vorstellungsinbegriff aus die Nachbildung von Gefühlen pdi_345.026
und Willensvorgängen eingeleitet. Selbstverständlich treten pdi_345.027
zunächst, wo die Folgen eines Thatbestandes für das Gefühl und pdi_345.028
den Willen fortdauern, bei lebhafter Reproduction dieses Thatbestandes pdi_345.029
von Neuem die aus der Situation entspringenden pdi_345.030
Gefühls- und Willensacte auf. Aber es giebt ferner eine Nachbildung pdi_345.031
des Gefühls- oder Willensvorgangs, die sich von dem pdi_345.032
Erlebniss so specifisch unterscheidet, als die Vorstellung von pdi_345.033
der Wahrnehmung. Freilich mischen sich in sie in der Regel

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Ebend. II 41 ff.
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Flaubert Mittheilung an Taine l'intelligence II 1.

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sich überall findet, wo ein wirkliches Talent vorhanden ist.“1) pdi_345.002
Flaubert erzählt ─ und warum sollte man hier Zweifel in ihn pdi_345.003
setzen? ─ „Die Gestalten meiner Einbildungskraft afficiren mich, pdi_345.004
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beschrieb, wie Emma Bovary vergiftet wird, hatte ich einen so pdi_345.006
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zugleich wie sie seinem Herzen nahe standen.

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  Der Dichter unterscheidet sich mehr noch als durch die pdi_345.012
Energie seiner Erinnerungsbilder von sinnlichen Wahrnehmungen pdi_345.013
durch die Kraft, mit welcher seelische Zustände, selbsterfahrene, pdi_345.014
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und Charaktere, wie sie in der Verknüpfung solcher Zustände bestehen, pdi_345.016
von ihm nachgebildet werden. Dem Unterschied der pdi_345.017
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desselben. In dieser Nachbildung wird auch der eigene pdi_345.020
Zustand zum Gegenstand. Zunächst gehen die äusseren Wahrnehmungen, pdi_345.021
welche mit einem Gefühls- oder Willenszustande pdi_345.022
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zunächst, wo die Folgen eines Thatbestandes für das Gefühl und pdi_345.028
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Gefühls- und Willensacte auf. Aber es giebt ferner eine Nachbildung pdi_345.031
des Gefühls- oder Willensvorgangs, die sich von dem pdi_345.032
Erlebniss so specifisch unterscheidet, als die Vorstellung von pdi_345.033
der Wahrnehmung. Freilich mischen sich in sie in der Regel

1) pdi_345.034
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Zitationshilfe: Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/47>, abgerufen am 23.11.2024.