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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482.

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hatte daher einen geschichtlichen Werth, den die Literaturgeschichte pdi_480.003
erkennen muss. Mit der französischen Revolution ist pdi_480.004
ein neues Zeitalter angebrochen. Eine das Leben umgestaltende pdi_480.005
Wissenschaft, Weltindustrie und Maschinen, Arbeit als ausschliessliche pdi_480.006
Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung, Krieg pdi_480.007
gegen die Parasiten der Gesellschaft, für deren müssigen Genuss pdi_480.008
Andere die Kosten bezahlen, ein neues, stolzes Herrschaftsgefühl pdi_480.009
des Menschen, der sich die Natur unterwarf und nun auch die pdi_480.010
blinden Wirkungen der Leidenschaften in der Gesellschaft pdi_480.011
mindern wird: das sind Grundzüge eines Weltalters, deren pdi_480.012
dunkele, erschreckend grosse Umrisse vor uns aufzutauchen beginnen. pdi_480.013
Doch hat sich zugleich im Gegensatze zu solcher rationalen pdi_480.014
Regelung aller Angelegenheiten dieses schliesslich so irrationalen pdi_480.015
und unvernünftigen Erdballs ein geschichtliches und pdi_480.016
das Erarbeitete wahrendes Bewusstsein in der Gesellschaft entwickelt. pdi_480.017
Die nationalen Einheiten fühlen sich gerade durch die pdi_480.018
Wirkungen von Parlament und Presse als eigne Wesenheiten. pdi_480.019
In den Kämpfen, die so entspringen, wurzelt das Heldenthum pdi_480.020
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die Formen zu finden, in denen ein so ungeheurer Gehalt sich pdi_480.023
ausdrücken kann. Das Drama Shakespeares ist von Schiller pdi_480.024
und Goethe umgestaltet worden. Goethe erfand den Helden, pdi_480.025
der sich nach seiner ganzen machtvollen Wirklichkeit siegreich pdi_480.026
im Drama auslebt. Schiller erfasste mit dem Griff des Genies pdi_480.027
die weltgeschichtlichen Gegensätze der absoluten Monarchie und pdi_480.028
der Freiheit, der katholischen Kirche und des protestantischen pdi_480.029
Geistes: so entstand ihm die Tragödie der gleichen geschichtlichen pdi_480.030
Berechtigungen. Die deutsche Tragödie ging bis heute pdi_480.031
in Shakespeares und Schillers Spuren. Wer kann ahnen, wie und pdi_480.032
wann auf den von Goethe und Schiller gelegten Grundlagen pdi_480.033
ein Genie das neue Drama findet, in welchem der heroische pdi_480.034
Mensch unseres Zeitalters zu uns von der Bühne redet, uns pdi_480.035
erschüttert und versöhnt?

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In der epischen Dichtung haben die gefühlsarmen technischen

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URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/182
Zitationshilfe: Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/182>, abgerufen am 23.11.2024.