Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig, 1883.Bedeutung der Astronomie für die Lehre des Aristoteles von Gott. und zwar sind die Bewegungen der Gestirne in ihrer Gedanken-mäßigkeit ein Ausdruck der im Zwecke liegenden Bewegungskraft; die Astronomie ist die der Philosophie nächstverwandte mathematische Wissenschaft 1). Diese Gedanken schreiten in der von Anaxagoras zuerst betretenen Bahn fort, und ein Zug der Ideen wirkt von ihnen weiter bis auf die von dem gedankenmäßigen, harmonischen Charakter der Welt getragenen Forschungen Kepler's, nach welchen in Abmessungen und Zahlen die Vollkommenheit Gottes sich ab- spiegelt. Die Theologie des Aristoteles liegt in der Abhandlung Diese aristotelische Theologie beherrscht das ganze Mittelalter. Der Schluß des Aristoteles auf den unbewegten Beweger hat 1) Arist. Metaph. XII, 8 p. 1073 b 4. 2) Arist. Metaph. VI, 1 p. 1026 a 10.
Bedeutung der Aſtronomie für die Lehre des Ariſtoteles von Gott. und zwar ſind die Bewegungen der Geſtirne in ihrer Gedanken-mäßigkeit ein Ausdruck der im Zwecke liegenden Bewegungskraft; die Aſtronomie iſt die der Philoſophie nächſtverwandte mathematiſche Wiſſenſchaft 1). Dieſe Gedanken ſchreiten in der von Anaxagoras zuerſt betretenen Bahn fort, und ein Zug der Ideen wirkt von ihnen weiter bis auf die von dem gedankenmäßigen, harmoniſchen Charakter der Welt getragenen Forſchungen Kepler’s, nach welchen in Abmeſſungen und Zahlen die Vollkommenheit Gottes ſich ab- ſpiegelt. Die Theologie des Ariſtoteles liegt in der Abhandlung Dieſe ariſtoteliſche Theologie beherrſcht das ganze Mittelalter. Der Schluß des Ariſtoteles auf den unbewegten Beweger hat 1) Ariſt. Metaph. XII, 8 p. 1073 b 4. 2) Ariſt. Metaph. VI, 1 p. 1026 a 10.
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Bedeutung der Aſtronomie für die Lehre des Ariſtoteles von Gott.
und zwar ſind die Bewegungen der Geſtirne in ihrer Gedanken-
mäßigkeit ein Ausdruck der im Zwecke liegenden Bewegungskraft;
die Aſtronomie iſt die der Philoſophie nächſtverwandte mathematiſche
Wiſſenſchaft 1). Dieſe Gedanken ſchreiten in der von Anaxagoras
zuerſt betretenen Bahn fort, und ein Zug der Ideen wirkt von
ihnen weiter bis auf die von dem gedankenmäßigen, harmoniſchen
Charakter der Welt getragenen Forſchungen Kepler’s, nach welchen
in Abmeſſungen und Zahlen die Vollkommenheit Gottes ſich ab-
ſpiegelt.
Die Theologie des Ariſtoteles liegt in der Abhandlung
vor, welche als zwölftes Buch der Sammlung der metaphyſiſchen
Schriften eingefügt iſt. Sie enthält den Höhepunkt derſelben; denn
ſie erweiſt das Daſein der Einzelſubſtanz, welche immateriell und
veränderungslos iſt und von Anfang an als das eigentliche Objekt
der erſten Philoſophie von Ariſtoteles bezeichnet worden iſt 2).
Die Abhandlung ſteht einerſeits mit dem Schluß der Phyſik ſowie
der Schrift über das Himmelsgebäude, andrerſeits mit den Grund-
beſtimmungen der metaphyſiſchen Schriften in Beziehung.
Dieſe ariſtoteliſche Theologie beherrſcht das ganze Mittelalter.
Jedoch übernahm in der ſpäteren philoſophiſchen Entwicklung
die erſtgeſchaffene Intelligenz die Stelle des Bewegers des
Fixſternhimmels, und aus den göttlichen Subſtanzen, durch welche
Ariſtoteles die zuſammengeſetzen Bewegungen der anderen Welt-
körper hervorbringen läßt, wurde ein phantaſtiſches Reich von
Geſtirngeiſtern. Der Gegenſatz der Welt des Aethers und der
Kreisbewegung zu der Welt der vier andern Elemente und der
gradlinigen Bewegungen, ſonach des Bezirks des Ewigen zu dem
des Entſtehens und Vergehens wurde nun zum räumlichen
Rahmen eines aus der inneren Welt ſtammenden Gegenſatzes. So
entſtand jene Vorſtellung, welche Dantes unſterbliches Gedicht
verewigt hat.
Der Schluß des Ariſtoteles auf den unbewegten Beweger hat
zwei Seiten.
1) Ariſt. Metaph. XII, 8 p. 1073 b 4.
2) Ariſt. Metaph. VI, 1 p. 1026 a 10.
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