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Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607.

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des Ersten theilß.
Landtsässen etwa nicht gern von hauß kommen/ und sich al-
so hitze und kälte/ in noht hunger und kummer und sonst al-
lerhandt mangel/ so zu we ilen vorfallen kan/ zu ertragen
nicht angewohnet// stätig anheimb gedencken/ baldt erschre-
cken/ auch wan ein solch heer geschlagen/ das landt entblös-
set/ so habe es nicht ein geringes auff sich den krieg darauff
zu stellen und wagen. Derowegen viel rahtsamer daß
ausserhalb der Ritterschafft ein feldtherr sich den mehrertheil
frembder soldaten gebrauche/ so könne er sich desto mehr der
schatzung/ profeant und anders auß seinem lande getrösten.
Vnd ist auß solchem bedencken ein zeitlang in der Chri-
stenheit solcher brauch sehr im schwang gewesen und erhal-
ten worden. Aber so man es im grundt besehen will/ so ist
hierin das sicherste und beste sich seiner underthanen gebrau-
chen/ doch daß sie behertzt und in kriegßordnung und übun-
ge gebracht/ auch sich etwa in kriegen versucht haben. Den
ein in heimischer lesset sich seinen angebornen herren/ sein lie-
bes Vatterlandt/ seine eltern/ weib und kinder/ verwante/
auch haab vnd güter jederzeit höher angelegen sein/ alß ein
gedingter und frembder. Ja ich sage das wehr sich uf fremb-
de hülff und waaffen allein verlesset/ sich in grosse gefahr ste-
cke. Dann ihre obriste oder je das volck selbstet sein ent-
weder dapfere und gefüchte männer/ oder aber schlechte und
unerfarne leut. Sind sie dapfer/ hastu dich nicht auff sie
zu verlassen/ sie werden des Fürsten underthanen vnder-
drucken/ außsaugen und alles nach ihrem wolgefallen/ und
zu ihrem lob und ersprießligkeit understehen und vorne-
men/ darob der Fürst selbß nicht vor ihnen sicher/ sintemahl

sie
B iij

des Erſten theilß.
Landtſaͤſſen etwa nicht gern von hauß kommen/ und ſich al-
ſo hitze und kaͤlte/ in noht hunger und kummer und ſonſt al-
lerhandt mangel/ ſo zu we ilen vorfallen kan/ zu ertragen
nicht angewohnet// ſtaͤtig anheimb gedencken/ baldt erſchre-
cken/ auch wan ein ſolch heer geſchlagen/ das landt entbloͤſ-
ſet/ ſo habe es nicht ein geringes auff ſich den krieg darauff
zu ſtellen und wagen. Derowegen viel rahtſamer daß
auſſerhalb der Ritterſchafft ein feldtherr ſich dẽ mehrertheil
frembder ſoldaten gebrauche/ ſo koͤnne er ſich deſto mehr der
ſchatzung/ profeant und anders auß ſeinem lande getroͤſten.
Vnd iſt auß ſolchem bedencken ein zeitlang in der Chri-
ſtenheit ſolcher brauch ſehr im ſchwang geweſen und erhal-
ten worden. Aber ſo man es im grundt beſehen will/ ſo iſt
hierin das ſicherſte uñ beſte ſich ſeiner underthanen gebrau-
chen/ doch daß ſie behertzt und in kriegßordnung und uͤbun-
ge gebracht/ auch ſich etwa in kriegen verſucht haben. Den
ein in heimiſcher leſſet ſich ſeinen angebornen herren/ ſein lie-
bes Vatterlandt/ ſeine eltern/ weib und kinder/ verwante/
auch haab vnd guͤter jederzeit hoͤher angelegen ſein/ alß ein
gedingter uñ frembder. Ja ich ſage das wehr ſich uf fremb-
de huͤlff und waaffen allein verleſſet/ ſich in groſſe gefahr ſte-
cke. Dann ihre obriſte oder je das volck ſelbſtet ſein ent-
weder dapfere und gefuͤchte maͤnner/ oder aber ſchlechte und
unerfarne leut. Sind ſie dapfer/ haſtu dich nicht auff ſie
zu verlaſſen/ ſie werden des Fuͤrſten underthanen vnder-
drucken/ außſaugen und alles nach ihrem wolgefallen/ und
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[13/0021] des Erſten theilß. Landtſaͤſſen etwa nicht gern von hauß kommen/ und ſich al- ſo hitze und kaͤlte/ in noht hunger und kummer und ſonſt al- lerhandt mangel/ ſo zu we ilen vorfallen kan/ zu ertragen nicht angewohnet// ſtaͤtig anheimb gedencken/ baldt erſchre- cken/ auch wan ein ſolch heer geſchlagen/ das landt entbloͤſ- ſet/ ſo habe es nicht ein geringes auff ſich den krieg darauff zu ſtellen und wagen. Derowegen viel rahtſamer daß auſſerhalb der Ritterſchafft ein feldtherr ſich dẽ mehrertheil frembder ſoldaten gebrauche/ ſo koͤnne er ſich deſto mehr der ſchatzung/ profeant und anders auß ſeinem lande getroͤſten. Vnd iſt auß ſolchem bedencken ein zeitlang in der Chri- ſtenheit ſolcher brauch ſehr im ſchwang geweſen und erhal- ten worden. Aber ſo man es im grundt beſehen will/ ſo iſt hierin das ſicherſte uñ beſte ſich ſeiner underthanen gebrau- chen/ doch daß ſie behertzt und in kriegßordnung und uͤbun- ge gebracht/ auch ſich etwa in kriegen verſucht haben. Den ein in heimiſcher leſſet ſich ſeinen angebornen herren/ ſein lie- bes Vatterlandt/ ſeine eltern/ weib und kinder/ verwante/ auch haab vnd guͤter jederzeit hoͤher angelegen ſein/ alß ein gedingter uñ frembder. Ja ich ſage das wehr ſich uf fremb- de huͤlff und waaffen allein verleſſet/ ſich in groſſe gefahr ſte- cke. Dann ihre obriſte oder je das volck ſelbſtet ſein ent- weder dapfere und gefuͤchte maͤnner/ oder aber ſchlechte und unerfarne leut. Sind ſie dapfer/ haſtu dich nicht auff ſie zu verlaſſen/ ſie werden des Fuͤrſten underthanen vnder- drucken/ außſaugen und alles nach ihrem wolgefallen/ und zu ihrem lob und erſprießligkeit underſtehen und vorne- men/ darob der Fuͤrſt ſelbß nicht vor ihnen ſicher/ ſintemahl ſie B iij

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Zitationshilfe: Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607/21>, abgerufen am 28.03.2024.