Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.wie ich denn auch hörete, daß ich dableiben sollte. Allein, ich bate himmelhoch, man sollte mich nicht dalassen. GOtt möchte es mit mir nach seinem Willen schicken. Und obwohl ich mit denen Paters, wegen großer Schwachheit, nicht viel reden, sondern ihnen lallend weidliche Kappen und abschlägige Antwort gab, blieben sie doch nicht von mir, so oft ich an einen andern Ort kam. [Abbildung]
Aus: Moscherosch's "Gesichte Philanders v. Sittewald" (1650). Mußte also etliche dreißig bis vierzig Meiln mich fortschleppen lassen, da meine Kamraden mir mit nichts als frischen Äpfeln speiseten, und ins Maul steckten, und mit Wasser tränkten, bis mir der barmherzige GOtt wiedrum nach und nach stärckete und Kräfte gab, meine Dienste zu thun. Viele von uns mußten über dieser Krankheit ins Gras beißen und bekamen Ungern nicht zu sehen. Wie ich denn noch dazu das Malheur hatte, da wir bei Kremnitz, Schemnitz u. s. w., und wo die Dörfer und Städte mit Festung bedeckt waren, einigemal Wagen bekamen, und ich (noch was matt und Reißen im Leibe) mich auf dem Wagen krümmende saß, vorne bei der Deichsel, und wir fuhren eben durch ein Wasser bis an die Naben, da sprang der Nagel, und der Vorderwagen hub sich los; da lag ich wieder mit dem Kopf im Wasser, weil ich jählingen, mit andern, vom Wagen stürzte. Es half nichts, bis wir wieder auf dem Wagen sitzend uns an der Sonne trocknen können. wie ich denn auch hörete, daß ich dableiben sollte. Allein, ich bate himmelhoch, man sollte mich nicht dalassen. GOtt möchte es mit mir nach seinem Willen schicken. Und obwohl ich mit denen Paters, wegen großer Schwachheit, nicht viel reden, sondern ihnen lallend weidliche Kappen und abschlägige Antwort gab, blieben sie doch nicht von mir, so oft ich an einen andern Ort kam. [Abbildung]
Aus: Moscherosch’s "Gesichte Philanders v. Sittewald" (1650). Mußte also etliche dreißig bis vierzig Meiln mich fortschleppen lassen, da meine Kamraden mir mit nichts als frischen Äpfeln speiseten, und ins Maul steckten, und mit Wasser tränkten, bis mir der barmherzige GOtt wiedrum nach und nach stärckete und Kräfte gab, meine Dienste zu thun. Viele von uns mußten über dieser Krankheit ins Gras beißen und bekamen Ungern nicht zu sehen. Wie ich denn noch dazu das Malheur hatte, da wir bei Kremnitz, Schemnitz u. s. w., und wo die Dörfer und Städte mit Festung bedeckt waren, einigemal Wagen bekamen, und ich (noch was matt und Reißen im Leibe) mich auf dem Wagen krümmende saß, vorne bei der Deichsel, und wir fuhren eben durch ein Wasser bis an die Naben, da sprang der Nagel, und der Vorderwagen hub sich los; da lag ich wieder mit dem Kopf im Wasser, weil ich jählingen, mit andern, vom Wagen stürzte. Es half nichts, bis wir wieder auf dem Wagen sitzend uns an der Sonne trocknen können. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051"/> wie ich denn auch hörete, daß ich dableiben sollte. Allein, ich bate himmelhoch, man sollte mich nicht dalassen. GOtt möchte es mit mir nach seinem Willen schicken. Und obwohl ich mit denen Paters, wegen großer Schwachheit, nicht viel reden, sondern ihnen lallend weidliche Kappen und abschlägige Antwort gab, blieben sie doch nicht von mir, so oft ich an einen andern Ort kam.</p><lb/> <figure> <head>Aus: Moscherosch’s "Gesichte Philanders v. Sittewald" (1650).</head><lb/> </figure><lb/> <p>Mußte also etliche dreißig bis vierzig Meiln mich fortschleppen lassen, da meine Kamraden mir mit nichts als frischen Äpfeln speiseten, und ins Maul steckten, und mit Wasser tränkten, bis mir der barmherzige GOtt wiedrum nach und nach stärckete und Kräfte gab, meine Dienste zu thun.</p> <p>Viele von uns mußten über dieser Krankheit ins Gras beißen und bekamen Ungern nicht zu sehen.</p> <p>Wie ich denn noch dazu das Malheur hatte, da wir bei Kremnitz, Schemnitz u. s. w., und wo die Dörfer und Städte mit Festung bedeckt waren, einigemal Wagen bekamen, und ich (noch was matt und Reißen im Leibe) mich auf dem Wagen krümmende saß, vorne bei der Deichsel, und wir fuhren eben durch ein Wasser bis an die Naben, da sprang der Nagel, und der Vorderwagen hub sich los; da lag ich wieder mit dem Kopf im Wasser, weil ich jählingen, mit andern, vom Wagen stürzte. Es half nichts, bis wir wieder auf dem Wagen sitzend uns an der Sonne trocknen können.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
wie ich denn auch hörete, daß ich dableiben sollte. Allein, ich bate himmelhoch, man sollte mich nicht dalassen. GOtt möchte es mit mir nach seinem Willen schicken. Und obwohl ich mit denen Paters, wegen großer Schwachheit, nicht viel reden, sondern ihnen lallend weidliche Kappen und abschlägige Antwort gab, blieben sie doch nicht von mir, so oft ich an einen andern Ort kam.
[Abbildung Aus: Moscherosch’s "Gesichte Philanders v. Sittewald" (1650).
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Mußte also etliche dreißig bis vierzig Meiln mich fortschleppen lassen, da meine Kamraden mir mit nichts als frischen Äpfeln speiseten, und ins Maul steckten, und mit Wasser tränkten, bis mir der barmherzige GOtt wiedrum nach und nach stärckete und Kräfte gab, meine Dienste zu thun.
Viele von uns mußten über dieser Krankheit ins Gras beißen und bekamen Ungern nicht zu sehen.
Wie ich denn noch dazu das Malheur hatte, da wir bei Kremnitz, Schemnitz u. s. w., und wo die Dörfer und Städte mit Festung bedeckt waren, einigemal Wagen bekamen, und ich (noch was matt und Reißen im Leibe) mich auf dem Wagen krümmende saß, vorne bei der Deichsel, und wir fuhren eben durch ein Wasser bis an die Naben, da sprang der Nagel, und der Vorderwagen hub sich los; da lag ich wieder mit dem Kopf im Wasser, weil ich jählingen, mit andern, vom Wagen stürzte. Es half nichts, bis wir wieder auf dem Wagen sitzend uns an der Sonne trocknen können.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/51>, abgerufen am 25.07.2024. |