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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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das Nordkap. Und obwohl wir schon ein reich beladen Schiff hatten, wollte doch der Kommandeur noch vor sich handeln, sonderlich weil es noch Zeit war, und er den Schiffleuten, welche meistens seine Freunde, Gevattern, Vettern und dergleichen waren, völliges Monatgeld zuwenden wollte.

Wir gingen derohalben immer weiter und bis ins Weiße Meer, ja gar bis Nowaja Semlja, da wir wider willen vom Winde getrieben wurden. Setzeten bisweilen Volk an Land, allwo der Kommandeur selbst mitging und alles wohl erkundigte, weil kein Schiff sonst an Land kommen und mit den Leuten handeln durfte; es mußte alles im Verstohlenen und behutsam geschehen; denn der Zar das bei Leib und Leben verboten und da gewisse Vögte am Seestrande hielte. Es geschähe aber doch; und handelten wir von den Leuten schöne Zobel und ganze Dächer von andern Thierhäuten.

Da habe ich erstaunet über das Volk, welches sehr klein, und die Köpfe ganz in'n Schultern stecken; tragen Köcher und Bogen- und lange Schuhe von Rennthieren; item alle ihre Kleider, Mütze und Strümpfe sind von Rennthieren; das Rauche auswendig; und konnte ich keinen Unterscheid unter Mannes- und Weibespersonen erkennen; dann sie einerlei Habit anhatten; ausgenommen: die Frauens ein'n Gürtel umb den Leib hatten, daran viel Tändlei, als Ringlein, Moscheln, Schnecken und dergleichen; das Mannesvolk aber gemeinlich, nebenst Köcher und Pfeilen, ein'n Pfeil an sich stecken hatte. Sie fahren mit ihren Rennthieren, welche wie ein Hirsch gestalt, wie ein Blitz davon, derer drei bis vier vor eine Koje gespannet; sind ganz zahm; und machen davon Butter und Käse, wie bei uns von Kühen. Ihre Häuser sind meist in der Erde, etliche aber in Wäldern auf Schleifen gebauet. Sind im Lande bald hie, bald da und halten keine kommune Dörfer, sondern leben flecker-weise; daher sie auch

das Nordkap. Und obwohl wir schon ein reich beladen Schiff hatten, wollte doch der Kommandeur noch vor sich handeln, sonderlich weil es noch Zeit war, und er den Schiffleuten, welche meistens seine Freunde, Gevattern, Vettern und dergleichen waren, völliges Monatgeld zuwenden wollte.

Wir gingen derohalben immer weiter und bis ins Weiße Meer, ja gar bis Nowaja Semlja, da wir wider willen vom Winde getrieben wurden. Setzeten bisweilen Volk an Land, allwo der Kommandeur selbst mitging und alles wohl erkundigte, weil kein Schiff sonst an Land kommen und mit den Leuten handeln durfte; es mußte alles im Verstohlenen und behutsam geschehen; denn der Zar das bei Leib und Leben verboten und da gewisse Vögte am Seestrande hielte. Es geschähe aber doch; und handelten wir von den Leuten schöne Zobel und ganze Dächer von andern Thierhäuten.

Da habe ich erstaunet über das Volk, welches sehr klein, und die Köpfe ganz in’n Schultern stecken; tragen Köcher und Bogen- und lange Schuhe von Rennthieren; item alle ihre Kleider, Mütze und Strümpfe sind von Rennthieren; das Rauche auswendig; und konnte ich keinen Unterscheid unter Mannes- und Weibespersonen erkennen; dann sie einerlei Habit anhatten; ausgenommen: die Frauens ein’n Gürtel umb den Leib hatten, daran viel Tändlei, als Ringlein, Moscheln, Schnecken und dergleichen; das Mannesvolk aber gemeinlich, nebenst Köcher und Pfeilen, ein’n Pfeil an sich stecken hatte. Sie fahren mit ihren Rennthieren, welche wie ein Hirsch gestalt, wie ein Blitz davon, derer drei bis vier vor eine Koje gespannet; sind ganz zahm; und machen davon Butter und Käse, wie bei uns von Kühen. Ihre Häuser sind meist in der Erde, etliche aber in Wäldern auf Schleifen gebauet. Sind im Lande bald hie, bald da und halten keine kommune Dörfer, sondern leben flecker-weise; daher sie auch

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[0150] das Nordkap. Und obwohl wir schon ein reich beladen Schiff hatten, wollte doch der Kommandeur noch vor sich handeln, sonderlich weil es noch Zeit war, und er den Schiffleuten, welche meistens seine Freunde, Gevattern, Vettern und dergleichen waren, völliges Monatgeld zuwenden wollte. Wir gingen derohalben immer weiter und bis ins Weiße Meer, ja gar bis Nowaja Semlja, da wir wider willen vom Winde getrieben wurden. Setzeten bisweilen Volk an Land, allwo der Kommandeur selbst mitging und alles wohl erkundigte, weil kein Schiff sonst an Land kommen und mit den Leuten handeln durfte; es mußte alles im Verstohlenen und behutsam geschehen; denn der Zar das bei Leib und Leben verboten und da gewisse Vögte am Seestrande hielte. Es geschähe aber doch; und handelten wir von den Leuten schöne Zobel und ganze Dächer von andern Thierhäuten. Da habe ich erstaunet über das Volk, welches sehr klein, und die Köpfe ganz in’n Schultern stecken; tragen Köcher und Bogen- und lange Schuhe von Rennthieren; item alle ihre Kleider, Mütze und Strümpfe sind von Rennthieren; das Rauche auswendig; und konnte ich keinen Unterscheid unter Mannes- und Weibespersonen erkennen; dann sie einerlei Habit anhatten; ausgenommen: die Frauens ein’n Gürtel umb den Leib hatten, daran viel Tändlei, als Ringlein, Moscheln, Schnecken und dergleichen; das Mannesvolk aber gemeinlich, nebenst Köcher und Pfeilen, ein’n Pfeil an sich stecken hatte. Sie fahren mit ihren Rennthieren, welche wie ein Hirsch gestalt, wie ein Blitz davon, derer drei bis vier vor eine Koje gespannet; sind ganz zahm; und machen davon Butter und Käse, wie bei uns von Kühen. Ihre Häuser sind meist in der Erde, etliche aber in Wäldern auf Schleifen gebauet. Sind im Lande bald hie, bald da und halten keine kommune Dörfer, sondern leben flecker-weise; daher sie auch

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/150>, abgerufen am 25.11.2024.